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Fachtagung Qualitätsarbeit im SGB II – Über Stolz und Aufbruch in unsicheren Zeiten

22. September 2023

Zwei Frauen stehen zwischen sitzenden Menschen im Plenum.
Martina Kober, Geschäftsführerin des Jobcenters Vogtland, betonte, wie wichtig die Beteiligung sowohl der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitenden als auch der Leistungsbeziehungen für die Qualitätsarbeit der Jobcenter ist. Quelle: Kathrin Heller, Pixel and Dot Photography GbR

Es macht mich stolz, ein Teil dieser großen Familie zu sein, sagt Martin Greiner, Geschäftsführer im Jobcenter Nordwestmecklenburg zu Beginn der Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II“, die nach vierjähriger Präsenzpause am 11. und 12. September 2023 wieder in Berlin stattfand. Die Fachtagung habe ihn immer wieder durch ihre Strahl- und Pionierkraft begeistert. Er erinnert daran, wie mühsam die Anfangszeiten waren, als sich die ersten Jobcenter auch gegen so manche Widerstände vor Ort dem systematischen Qualitätsmanagement verschrieben.

Was Jahre später an nachhaltiger Qualitätsarbeit deutschlandweit gelebt wird, macht die Tagung 2023 einmal mehr deutlich. Im Plenum präsentiert Ayfer Bayram, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters Kiel, wie die Einführung des Bürgergelds und die EFQM-Selbstbewertung in ihrem Jobcenter ineinandergreifen. An sechs Praxisstationen stellen Jobcenter vor, wie sie Kommunikation, Netzwerkarbeit und interne Arbeitsprozesse gestalten, um noch näher an den Bedarfen der Bürgerinnen und Bürger zu sein.

Bildergalerie zur Fachtagung Qualitätsarbeit 2023

  • Auf dem Podium sitzen sechs Personen.

    Fachtagung Qualitätsarbeit 2023

    Das Podium auf dem Netzwerkabend der Fachtagung: Staatssekretärin Leonie Gebers, Dr. Irene Vorholz, Thomas Lenz, Dr. Regine Schmalhorst, Dr. Anja Wode, Moderatorin Tanja Samrotzki (von links). Quelle: Kathrin Heller, Pixel and Dot Photography GbR
  • Eine stehende Person hält einen Vortrag vor einer Gruppe sitzender Personen.

    Fachtagung Qualitätsarbeit 2023

    Ulrich Nehring, Geschäftsführer des Jobcenters Hildesheim, war als Impulsgeber zweifach vertreten: mit einer Praxisstation zu internen Prozessen in der Leistungsgewährung und als Co-Referent im Workshop „Starke Prozesse“. Quelle: Kathrin Heller, Pixel and Dot Photography GbR
  • Eine stehende Person hält einen Vortrag vor einer Gruppe sitzender Personen.

    Fachtagung Qualitätsarbeit 2023

    Dr. Christine Möhrs vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache gab einen Impuls zu bürgernaher Kommunikation im Workshop „Verständliche Sprache“. Quelle: Kathrin Heller, Pixel and Dot Photography GbR
  • Eine Person steht auf der Bühne und hält einen Vortrag vor Publikum.

    Fachtagung Qualitätsarbeit 2023

    Ayfer Bayram, stellvertretende Geschäftsführerin im Jobcenter Kiel, stellte vor, wie die Neuerungen des Bürgergeldgesetzes in Kiel adaptiert werden. Quelle: Kathrin Heller, Pixel and Dot Photography GbR

Ein starkes Wir-Gefühl sei entstanden, so schrieb eine Teilnehmerin im Nachgang. Zu spüren war der Wille zu einem gemeinsamen Aufbruch in unsicheren Zeiten.

Unsichere Zeiten? Wie groß die Verunsicherung in den Jobcentern aktuell ist, hatte sich am Vorabend der Fachtagung gezeigt. Die Gespräche drehten sich vor allem um ein Thema, das alle Beteiligten auch emotional sehr stark bewegt: der geplante Übergang der aktiven Förderung beim Berufseinstieg von Menschen unter 25 Jahren auf die Agenturen für Arbeit.

Hierzu diskutierten Staatssekretärin Leonie Gebers (BMAS), Dr. Irene Vorholz (Deutscher Landkreistag), Dr. Regine Schmalhorst (Bundesagentur für Arbeit), Dr. Anja Wode (Jobcenter im Landkreis Stade) und Thomas Lenz (Jobcenter Wuppertal AöR) auf dem Podium. Thomas Lenz warnte eindringlich davor, die Jobcenter organisatorisch zu beschneiden. Er sehe die Gefahr, dass die Jobcenter ihrer Aufgabe als Garanten des sozialen Friedens nicht mehr nachkommen können. Dr. Anja Wode kritisierte vor allem die Kommunikation, wünschte sich mehr Offenheit und Transparenz. Leonie Gebers nahm die Kritik an und machte deutlich, wie sehr die Jobcenter weiterhin gebraucht werden. Sie stellte aber auch fest, dass die geplante Übertragung der Zuständigkeit nicht losgelöst vom Bundeshaushalt 2024 betrachtet werden kann.

Bis spät in den Abend wurden die Gespräche unter freiem Himmel weitergeführt. Was können die Jobcenter nun tun?

Sich auf die eigenen Stärken besinnen und daraus auch das Selbstvertrauen ziehen, den Wandel so weit wie möglich aktiv zu gestalten – vielleicht kann man die Antwort, die sich die Jobcenter am nächsten Tag auf der Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II“ gegeben haben, so zusammenfassen.

Tief beeindruckt über den Willen der Geschäftsführungen, das SGB II stetig zu verbessern, zeigte sich zum Abschluss Martin Mindermann, Referatsleiter im BMAS. Sichtlich bewegt mahnte auch er, die bereits überwundenen Gegensätze zwischen den vielen Beteiligten nicht wieder entstehen zu lassen und das Wir nicht aus den Augen zu verlieren. Die unterschiedlichen Welten der Jobcenter hätten sich immer wieder gegenseitig befruchtet und könnten auch weiterhin sehr viel voneinander lernen.

Hier finden Sie eine ausführliche Dokumentation der Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II“.

Eindrücke der Veranstaltung sehen Sie hier.


Die Quartettkarten zu den sechs ausgewählten Jobcentern finden Sie hier:

Quartettkarte: Jobcenter Landkreis Biberach

Quartettkarte: Kommunales Jobcenter Hamm (AöR)

Quartettkarte: Jobcenter Hildesheim

Quartettkarte: Jobcenter Mannheim

Quartettkarte: Jobcenter Oberhausen

Quartettkarte: Jobcenter Landkreis Stade