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Integration beginnt digital

Wie das Jobcenter Werra-Meißner Online-Anträge und gezielte Befragungen nutzt, um digitale Kompetenzen von Leistungsberechtigten einzuschätzen.

Manuel Heyer, Jobcenter Werra-Meißner

Geschäftsführerin Daniela Sander

Frau Sander, Ihr Haus nutzt die Online-Antragstellung, um die digitalen Fähigkeiten von Leistungsberechtigten einzuschätzen. Wie funktioniert das und warum ist das wichtig?

Daniela Sander: Digitale Kompetenzen sind heute für eine nachhaltige berufliche Zukunft unerlässlich und auch zunehmend eine Voraussetzung für die soziale Teilhabe. Deshalb nutzen wir die bestehende Online-Fragestrecke über jobcenter.digital sowie die Jobcenter-App, um bereits bei der Antragstellung erste Hinweise auf die digitalen Fähigkeiten der Leistungsberechtigten zu erhalten. Die Mitarbeitenden, die bei der Antragstellung unterstützen, bekommen so frühzeitig einen Eindruck davon, ob ein hoher oder eher geringer Unterstützungsbedarf besteht. Diese erste Grobeinschätzung geben sie an die Integrationsfachkräfte weiter. So fließt das Thema digitale Kompetenzen direkt in die anschließenden Beratungsgespräche mit ein, und wir können entsprechende Strategien entwickeln. Ergänzend fließen auch Informationen aus anonymisierten Befragungen der Leistungsberechtigten mit in unsere Handlungsstrategie ein.

Wir wollen Beschäftigungsfähigkeit langfristig fördern. Dafür sind digitale Fähigkeiten inzwischen genauso wichtig wie klassische Qualifikationen. Digitale Teilhabe ist ein integraler Bestandteil von sozialer und beruflicher Teilhabe.

Wie verläuft diese Befragung genau – und wie stimmen Sie diese mit der Einschätzung der Integrationsfachkräfte ab?

Daniela Sander: Die derzeitigen Erkenntnisse sind aus meiner Sicht noch nicht valide. Sie deuten jedoch darauf hin, dass sich die Menschen tendenziell etwas besser einschätzen, als es die Fachkräfte tun. Wir haben für diesen Prozess zwei unterschiedliche Online-Befragungen konzipiert: Eine richtet sich an die Leistungsberechtigten, eine an die Integrationsfachkräfte. Beide Befragungen laufen anonym und lassen keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen zu. Die Befragung findet im Rahmen der Erstberatung statt. Unsere Integrationsfachkräfte stellen den Leistungsbeziehenden einen QR-Code oder einen Weblink zur Verfügung – entweder direkt im Jobcenter mit bereitgestellter Hardware oder für die eigenständige Bearbeitung zu Hause. Ein normaler Internetzugang genügt. Die Fragen sind bewusst kurz und klar formuliert, um wenig Interpretationsspielraum zu lassen. Die Einschätzung wird nach dem Prinzip einer Sternebewertung vorgenommen – von ein Stern (geringe Ausprägung) bis fünf Sterne (sehr hohe Ausprägung).

Zum Download

Hier können Sie den Fragebogen Fragebogen Onlineunterstützung Leistungsberechtigter [PDF, 151KB] downloaden.

Im Anschluss an das Beratungsgespräch nehmen auch die Integrationsfachkräfte eine eigene, ebenfalls anonyme Fremdeinschätzung vor. Der Vergleich beider Perspektiven sensibilisiert die Mitarbeitenden automatisch für diesen Aspekt der Kompetenzen der Leistungsbeziehenden – ein Bereich, der bisher kaum fokussiert thematisiert wurde. Allein die bewusste Einschätzung auf beiden Seiten führt bereits zu veränderten Fragestellungen im Gespräch. Dies eröffnet neue Blickwinkel auf beruflich verwertbare Fähigkeiten und mögliche Perspektiven. Unser Ziel ist ein übergreifender Erkenntnisgewinn, um unsere strategischen Ansätze in der Beratung gezielt weiterzuentwickeln."

Gab es im Vorfeld besondere Herausforderungen bei der Sensibilisierung der Mitarbeitenden für das Thema digitale Kompetenzen?

Daniela Sander: Definitiv. Vor Projektbeginn spielte das Thema in vielen Beratungsgesprächen nur eine untergeordnete Rolle, auch weil es keine systematisierte Dokumentationsmöglichkeit gab. Erst durch die Verknüpfung mit dem Online-Angebot und der damit verbundenen Entlastung für alle Fachbereiche erkannten wir das Potenzial – sowohl für die Arbeitsmarktintegration als auch für die digitale Teilhabe der Leistungsberechtigten. Digitale Kompetenz ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Vermittlungsarbeit. Das ist heute allen klar.

Welche Qualifizierungsangebote machen Sie den Leistungsberechtigten auf Basis Ihrer Erkenntnisse?

Daniela Sander: Wir setzen auf die Nutzung der Jobcenter-App und der Online-Anträge als Lernfeld. Wer gelernt hat, mit der App umzugehen, kommt wahrscheinlich auch mit anderen digitalen Anwendungen zurecht. Denn: Viele Funktionen ähneln sich. Wir setzen hier auf den Aufbau von Erfahrungswissen, statt auf rein theoretische Schulungen.

Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich von der laufenden Pilotphase und wie bewerten Sie deren Wirksamkeit?

Daniela Sander: Aus den Befragungsergebnissen wollen wir Impulse für die Weiterentwicklung unserer Beratungs- und Digitalstrategien ziehen. Die Wirksamkeit messen wir derzeit an zwei Punkten: Wir schauen auf die Veränderungen in den Handlungsstrategien – also ob sich der Unterstützungsbedarf bei den Leistungsberechtigten von ‚hoch‘ auf ‚niedrig‘ verschiebt. Zudem sind die Nutzungsquoten unserer digitalen Angebote ein wichtiger Indikator für uns. Bei der digitalen Antragstellung konnten wir seit Januar unsere Werte stetig steigern. Die Schwierigkeiten im Zuge der Umstellung auf die Zwei-Faktor-Authentifizierung konnten wir durch das Projekt deutlich minimieren – ein Einbruch der Online-Zahlen konnte so sogar verhindert werden.

Was können andere Jobcenter aus Ihrem Projekt lernen – insbesondere im Hinblick auf die Nutzung der Jobcenter-App über die Antragsstellung hinaus?

Daniela Sander: Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern ein zentraler Hebel für Effizienz und Qualität in der öffentlichen Verwaltung. Wenn wir digitale Anwendungen strategisch einsetzen, profitieren alle. Ich bin überzeugt: digitale Tools sollten Teil der strategischen Weiterentwicklung jedes Jobcenters sein – nicht nur als Service, sondern als aktives Instrument zur Kompetenzförderung und Prozessoptimierung. Durch die Nutzung der Online-Angebote reduzieren sich beispielsweise Porto-, Papier- und Digitalisierungskosten spürbar. Hinzu kommt: Wenn Anträge online gestellt werden, kann die Bearbeitung im Hintergrund automatisiert laufen. Das spart Zeit und schafft Freiräume für eine intensivere persönliche Beratung.

Neugierig geworden?

Digitale Services werden immer wichtiger. Das Jobcenter Nordsachsen erleichtert mit Workshops den Zugang zu digitalen Angeboten. Weitere Projekte finden Sie unter Digitalisierung.

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