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Wieder in Arbeit: Erfolgsstory aus dem Jobcenter Gießen

Wie das Jobcenter Gießen Menschen mit Analphabetismus durch passende Maßnahmen wieder in Arbeit vermittelt. Eine Erfolgsstory aus drei Perspektiven.

Marco Röther, Jobcenter Gießen

Von links: Luis Fernandez (Teamleiter Fallmanagement im Jobcenter Gießen), Lars Schamber (Gartenbaumschule-Mitarbeiter) und Christine Schwarzer (Inhaberin der Engelhardt Gartenbaumschule).

„Herr Schamber hat während der Maßnahme auf eigene Initiative den Kontakt zur Gartenbaumschule Engelhardt aufgebaut. Mit seiner Zuverlässigkeit und seinem Einsatz hat er überzeugt.“

Herr Fernandez, Teamleiter beim Jobcenter Gießen:

Als ich Herrn Schamber kennenlernte, war er 27 Jahre alt. Bis dahin wurde er im Bereich Ü26 (über 26 Jahre) von meiner Kollegin Frau Fleck betreut. Schon 2022 – während einer Arbeitsgelegenheit im Garten- und Landschaftsbau – wollte er seine Lese- und Rechtschreibschwäche (LSR) angehen, mit der er sehr offen umging, um seine Chancen bei der Arbeitssuche zu erhöhen. Aufgrund einer langwierigen Erkrankung konnte er die damals angebotenen Kurse jedoch nicht wahrnehmen. Anfang 2024 war Herr Schamber wieder vollständig genesen und bat erneut um Unterstützung bei der Arbeitssuche. Zunächst galt es, seine bestehenden Vermittlungshemmnisse abzubauen und das Vertrauensverhältnis zu stärken. Im April 2024 nahm er am Coaching von Pegasos LIFE teil, das ihm Tagesstruktur, Motivation und wertschätzende Unterstützung bot. Während dieser Maßnahme stellte er aus eigener Initiative den Kontakt zur Gartenbaumschule Engelhardt her. Mit seinem Engagement und seiner Zuverlässigkeit überzeugte er dort während der Probezeit Frau Schwarzer, die ihm saisonbedingt zunächst eine befristete Anstellung für zwei Monate anbot und eine Wiedereinstellung im Frühjahr in Aussicht stellte. Daraufhin informierten wir Frau Schwarzer über die Möglichkeiten eines Eingliederungszuschusses – mit Erfolg: Sie entschied sich, Herrn Schamber einen Jahresvertrag anzubieten. Zusätzlich erhielt er ein Einstiegsgeld als Anerkennung für seine Motivation und seinen Einsatz. So gelang ihm der berufliche Wiedereinstieg. Parallel leiteten wir im Sommer 2024 erste Schritte für eine formelle LSR-Testung ein. Aufgrund der schnellen Übernahme in eine Festanstellung wurde dieser zunächst zurückgestellt. Generell gilt: Wenn Betroffene offen über ihre Vermittlungshemnisse sprechen, vermitteln Fallmanagerinnen und Fallmanager sowie die Integrationsfachkräfte an geeignete Beratungsstellen und bieten unterstützende Maßnahmen an. Herrn Schamber wurde geholfen, indem ihm Schriftstücke erklärt und vorgelesen wurden.  Ziel bleibt stets die nachhaltige Integration in Arbeit. Da viele Betroffene im Freundes- und Bekanntenkreis Hilfe erhalten, bleibt Analphabetismus oft unerkannt. Gerade verdeckter Analphabetismus ist deshalb besonders verbreitet.

„Ich mag es, das positive Ergebnis am Ende zu sehen: Topfen, wässern, pflegen. Auch den Umgang mit den Kundinnen und Kunden schätze ich sehr.“

Herr Schamber, Mitarbeiter der Gartenbaumschule Engelhardt:

Nachdem mir im Jahr 2019 gekündigt wurde, kam ich zum ersten Mal ins Jobcenter Gießen. Da ich keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte, stellte ich dort zunächst einen Antrag auf Leistungen nach dem SGB II. Vor allem aber suchte ich Unterstützung bei der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle – eine, die ich trotz meiner Lese- und Rechtschreibschwäche gut ausüben kann. Eine Initiativbewerbung für ein Praktikum bei der Gartenbaumschule Engelhardt brachte mich schließlich auf den richtigen Weg: Seit dem 1. November 2024 arbeite ich dort als Baumschulhelfer. Besonders viel Freude bereitet mir die Arbeit mit den Pflanzen und das Anlegen von Neupflanzungen. Ich mag es, das positive Ergebnis am Ende meiner Arbeit zu sehen: Topfen, wässern, pflegen. Auch den Umgang mit den Kundinnen und Kunden schätze ich sehr. Durch meine neue Anstellung fühle ich mich ausgeglichener, körperlich aktiver und insgesamt fitter und zufriedener. Ich habe gelernt, dass vieles machbar ist – wenn man Eigeninitiative zeigt.

„Bei der positiven Entwicklung während seines Praktikums, konnten wir einen so zuverlässigen und motivierten Mitarbeiter nicht einfach ziehen lassen.“

Frau Schwarzer, Arbeitgeberin von Herrn Schamber der Gartenbaumschule Engelhardt:

Als sich Herr Schamber bei mir für ein Praktikum vorstellte, überzeugte er mich von Anfang an, auch wenn ich die Erfahrung gemacht habe, dass nicht alle Bewerberinnen und Bewerber in unserer Baumschule wirklich bereit sind, engagiert zu arbeiten und zu lernen. Besonders überzeugt haben mich seine Ehrlichkeit und Freundlichkeit. Obwohl wir zunächst nicht aktiv nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesucht haben, besteht das Arbeitsverhältnis nun seit November 2024, denn bei der positiven Entwicklung während seines Praktikums, konnten wir einen so zuverlässigen und motivierten Mitarbeiter nicht einfach ziehen lassen. Von Beginn an verlief die gemeinsame Zusammenarbeit reibungslos. Trotz seiner Lese- und Rechtschreibschwäche verfügt Herr Schamber über eine außergewöhnliche Auffassungsgabe, hört sehr genau zu und kann sich alles hervorragend merken. Dank seiner hohen Lernfähigkeit erledigt er alle Aufgaben tadellos. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch eine Chance verdient. Wir sind sehr froh, Herrn Schamber in unserem Team zu haben. Er übernimmt viele Aufgaben zuverlässig und fügt sich auch menschlich wunderbar ein. Er ist eine große Bereicherung für uns alle.

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Im Praxisblick erzählen wir mehr spannende Geschichten von Menschen, die mithilfe des Jobcenters wieder in Arbeit fanden.

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