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Inklusion

„Wir möchten eine Vertrauensbasis schaffen“

Claudia Fleischer ist Alphalotsin im Berliner Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg.

Claudia Fleischer

Sie unterstützt Menschen, die nicht oder schlecht lesen und schreiben können.

Sie können zum Beispiel die Anzeigetafeln auf Bahnhöfen nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten lesen, sich kein Essen auf der Speisekarte aussuchen und ihren Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen: 6,2 Millionen Menschen in Deutschland haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben ­– das ist jeder achte Erwachsene. Viele von ihnen leben in ständiger Angst „aufzufliegen“. Häufig ist daher auch die Angst vor „Ämtern“ und deren Formularen groß.

Aus diesem Grund arbeiten im Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg sogenannte Alphalotsinnen und -lotsen, die sich um Menschen mit geringer Literalität kümmern. Eine dieser Lotsinnen ist Claudia Fleischer. An ihrer Tür hängt ein Schild mit dem grau-grünen Alpha-Siegel. Die Leiterin des Bereichs Leistungsgewährung hat im vergangenen Jahr mit zwölf Kolleginnen und Kollegen aus dem Jobcenter eine spezielle Schulung in Vorbereitung auf ihre Aufgabe absolviert. Mir ist es wichtig, dass wir die Menschen verstehen, aber auch umgekehrt die Menschen uns verstehen. Sodass wir besser in die Kommunikation gehen können, erklärt sie ihr Engagement.

Das Jobcenter ist eines von 22 Institutionen im „Alpha-Bündnis Friedrichshain-Kreuzberg“. Dieses wurde im Jahr 2018 als neuntes von inzwischen zehn bezirklichen Alpha-Bündnissen in Berlin gegründet – mit dem Ziel, Menschen mit geringer Literalität die Teilhabe an der Gesellschaft zu erleichtern. Voraussetzung für das Alpha-Siegel ist nicht nur, dass Mitarbeitende wie Claudia Fleischer geschult werden. Auch Kommunikationsmaterialien wie die Internetseiten, Flyer und Informationsmaterial müssen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten angepasst und zum Beispiel in einfacher Sprache verfasst sein. Und es muss im Gebäude Orientierungssysteme geben, damit die Betroffenen sich gut zurechtfinden. Das Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg ist vor zwei Jahren in ein neues Gebäude umgezogen und hat gleich von Anfang an ein neues, farbiges Wegeleitsystem eingeführt, mit denen Leistungsbeziehende anhand von Farblinien an den Wänden zu den gesuchten Räumen geleitet werden. Zu Claudia Fleischers Büro in der dritten Etage führt eine orange Linie.

Als das Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg alle Kriterien für das Alphasiegel erfüllt hatte, bekam es im November 2023 das Qualitätssiegel verliehen, das nun am Eingang und an den Zimmertüren der Alphalotsinnen und -lotsen hängt und auf die Kommunikationsmaterialien gedruckt wird. So ist sofort erkennbar, dass die Behörde die Hürden für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten erkannt und abgebaut hat.

Besonders gut in dem Sensibilisierungsworkshop fand ich, dass auch eine Betroffene aus ihrem Alltag erzählt hat. Wie sie lange versucht hat, nicht aufzufallen, vorher Arbeitswege abgefahren ist und diese auswendig gelernt hat. Und wie sie ihren Job verloren hat, weil sie an einer Fortbildung nicht teilnehmen konnte, erzählt Claudia Fleischer. Ich habe dort aber auch gemerkt, dass ich vieles intuitiv schon richtig mache, einfach menschlich agiere. Dazu gehöre zum Beispiel, Menschen nicht direkt auf ihre Schreib- und Leseschwäche anzusprechen, wenn sie diese bemerke, sondern stattdessen einfach Hilfe anzubieten – etwa beim Ausfüllen der Formulare. Mir ist es wichtig, dass wir uns als Behörde nicht verschanzen und nicht aneinander vorbeireden, dass wir offen miteinander umgehen und eine Vertrauensbasis schaffen. Nur so können wir partnerschaftlich agieren und gemeinsam die beste Lösung finden, betont Claudia Fleischer.

Als Alphalotsin ist sie auch Ansprechpartnerin für Kolleginnen und Kollegen. So wirft die Bereichsleiterin etwa einen Blick auf neue Merkblätter und prüft, ob diese auch für alle gut verständlich sind. Und sie versteht sich als Multiplikatorin: Wenn wir Alphalotsinnen und -lotsen neues Wissen erwerben, geben wir das auch im Haus weiter, damit alle davon profitieren.

Weiterführende Information zum Thema Alphabetisierung finden Sie auch auf der Internetseite des Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung e.V.