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Rückblick auf die Fachtagung Qualitätsarbeit 2025

Vom Kohleofen zum Homeoffice. Was hält die Arbeitswelt der Zukunft für die Jobcenter bereit? Im Oktober wurde darüber auf der Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II“ diskutiert.

Unter dem Motto „Arbeitswelt von morgen aktiv gestalten fand am 8. und 9. Oktober 2025“ die jährliche Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II“ statt – organisiert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Servicestelle SGB II. Rund 130 Führungskräfte und Qualitätsbeauftragte aus Jobcentern kamen in Berlin zusammen, um gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung innovative Ansätze zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich Jobcenter zukunftsfähig aufstellen – mit neuen Ideen für Kommunikation, Personalentwicklung und digitale Innovationen.

Politik und Praxis im direkten Dialog

Ein Höhepunkt war die Podiumsdiskussion mit der Parlamentarischen Staatssekretärin Katja Mast (BMAS), den Bundestagsabgeordneten Annika Klose (SPD) und Kai Whittaker (CDU/CSU), sowie Anja Roth (Jobcenter Rhein-Sieg) und Ingo Zielonkowsky (Jobcenter Düsseldorf) . Sie diskutierten aktuelle Umgestaltungsfragen rund um die Grundsicherung, Entbürokratisierung und den Stellenwert persönlicher Beratung im digitalen Wandel. Die Themen reichten von der Vereinfachung von Leistungen über Planungssicherheit bei der Mittelvergabe bis hin zur Rolle der Jobcenter im Sozialstaat. Die Fragen und Beiträge der Vertreterinnen und Vertretern aus dem Publikum machten deutlich: Der Reformbedarf im SGB II bleibt hoch. Der anschließende Netzwerkabend bot Gelegenheit für vertiefte Gespräche zwischen Politik und Praxis.

Zukunft der Arbeit: Wirksamkeit vor Effizienz

Den Auftakt des zweiten Tages gestaltete Frank Eilers mit einer inspirierenden Keynote zur „Zukunft der Arbeit“. Sein zentrales Plädoyer: Nicht Effizienz, sondern Wirksamkeit müsse das Ziel moderner Arbeit sein. Technologie könne nur dann wirken, wenn sie in sinnvolle Prozesse eingebettet sei. Mit Beispielen aus der Praxis zeigte Eilers, wie KI und Robotik Beschäftigte unterstützen können, ohne Menschlichkeit zu verdrängen – und forderte die Teilnehmenden auf, mutig Prozesse zu hinterfragen und neue Wege zu erproben.

Impulse aus der Praxis: Führung, Innovation, Digitalisierung

Im Anschluss gaben verschiedene Praxisbeiträge Einblicke in erfolgreiche Projekte.

  • Anja Roth (Jobcenter Rhein-Sieg) zeigte, wie modernes Führungsverständnis zur Mitarbeiterbindung beiträgt. Mit Programmen wie „HaSi“ (Handlungssicherheit) und „BeSi“ (Beurteilungssicherheit), Rollenwerkstätten und einer neuen Geschäftsordnung setzt das Jobcenter auf Eigenverantwortung, Transparenz und klare Standards. Roth machte deutlich, dass Kultur durch Verhalten entsteht und Standards durch tägliches Handeln gefestigt werden. Was Führungskräfte vorleben, so ihre Botschaft, gebe Orientierung im Alltag. Das Ergebnis: weniger Ausfalltage, mehr Identifikation mit dem Jobcenter als Arbeitsort und bessere Leistungen für Leistungsbeziehende.
  • Jochen Wacker (Jobcenter Stuttgart) stellte das Konzept der „Innovationsräume“ vor – geschützte Orte für kreativen Austausch zwischen den Mitarbeitende, Leistungsberechtigten und externen Partnern, um gemeinsam an Verbesserungen zu arbeiten. Mit Methoden wie Persona, Customer-Journeys oder der „Italian Matrix“ können praxisnahe Lösungen, identifiziert werden, die auch schnell u umsetzbar sind. So verbessert sich einerseits die Arbeitsqualität spürbar nach innen und außen, während die Beteiligten der Innovationsräume direkt die Früchte ihrer Arbeit sehen.
  • Maximilian Großmann (K4K) und Heiko Königstein (Bundesagentur für Arbeit) zeigten, wie digitale Lösungen und KI-Anwendungen die Arbeit in Jobcentern erleichtern können. Königstein präsentierte den KI-basierte Rechercheassistenten „BAKIRA“, der Informationen bündelt und Dokumentationsprozesse automatisiert.Großmann betonte, dass das digitale Kundenerlebnis entscheidend für Vertrauensbildung sei. Durch eine gezielte Verbesserung digitaler Angebote könnten Prozesse vereinfacht und transparenter gestaltet werden.

Workshops: Vom mobilen Jobcenter bis zu Hausmitteln mit Wirkung

Am Nachmittag konnten die Teilnehmenden in fünf parallellaufenden Workshops und Vorträgen eigene Fragestellungen einbringen und praxisorientiert an Lösungen arbeiten:

  1. Kommunikation als Schlüssel guter Führung: Einfache Kommunikationsroutinen stärken Vertrauen und Motivation im Team.
  2. Wirkung mit Hausmitteln: wie Jobcenter mit kreativen, kostengünstigen Ideen Veränderungen anstoßen können.
  3. Vertraue und kontrolliere auch: ein wissenschaftlicher Blick auf das Zusammenspiel von Vertrauen und Kontrolle.
  4. „Beratung on Tour“: das Jobcenter Odenwaldkreis und die InA gGmbH zeigten, wie aufsuchende Beratung mit einem mobilen Jobcenter-Bus gelingt.
  5. Den Menschen im Wandel stärken: Werkzeuge und Reflexionsräume für gelingende Veränderungsprozesse.

Humor mit Tiefgang: Silvio Witts Rückblick

Zum Abschluss der Tagung sorgte Silvio Witt, Oberbürgermeister a.D. von Neubrandenburg und Kabarettist für einen humorvollen wie nachdenklichen Rückblick. Mit pointierten Beobachtungen – vom Kohleofen bis zum Homeoffice, von starren Hierarchien bis zur mobilen Arbeit – hielt er der Verwaltung augenzwinkernd den Spiegel vor. Er machte deutlich, dass in der öffentlichen Verwaltung häufig weniger das richtige Handeln als vielmehr die sorgfältige Dokumentation im Vordergrund stehe. Zugleich warb Witt für mehr Vertrauen im Umgang miteinander und betonte, dass Vertrauen der Dreh- und Angelpunkt in der Arbeit der Jobcenter sei. Zum Abschluss appellierte er an die Teilnehmenden, sich weiterhin für Rahmenbedingungen und den Erhalt erfolgreicher Lösungen einzusetzen.

Fazit: Gestaltung braucht kreative Ideen – und politische Rahmenbedingungen

Die Fachtagung zeigte eindrucksvoll, das Jobcenter die Zukunft aktiv mitgestalten wollen – mit innovativen Konzepten, Führungsideen und digitaler Offenheit. Doch ebenso deutlich wurde: Nachhaltige Veränderungen gelingen nur, wenn neben Engagement und Kreativität auch politische Rahmbedingungen und Ressourcen stimmen.

Die Tagung bot dafür eine starke Plattform – für Austausch, Inspiration und das gemeinsame Ziel, Qualitätsarbeit im SGB II zukunftsfähig zu machen.

Einen Einblick in die Veranstaltung liefert unsere Gallerie:

Leon Fülber

Parlamentarische Staatssekretärin Katja Mast, Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker (CDU/CSU) und Annika Klose (SPD) sowie Geschäftsführende Anja Roth (Jobcenter Rhein-Sieg) und Ingo Zielonkowsky (Jobcenter Düsseldorf) diskutierten gemeinsam über die Grundsicherung.

Den Unterschied zwischen Effizienz, Effektivität und Wirksamkeit erklärte Speaker Frank Eilers in seiner Keynote zur Zukunft der Arbeit.

Leon Fülber

Was es mit „HaSi“ und „BeSi“ auf sich hat und was die beiden mit guter Führung zu tun haben, erläuterte Geschäftsführerin Anja Roth in ihrem Impulsvortrag.

Leon Fülber

Geschäftsführer des Jobcenters Stuttgart Jochen Wacker präsentierte das Erfolgskonzept „Innovationsräume“, das Jobcenter-Mitarbeitende, Leistungsberechtigte und externe Partner zusammenbringt.

Leon Fülber

Maximilian Grossmann (K4K) und Heiko Königstein (Bundesagentur für Arbeit) informierten über die Digitalisierung der Jobcenter und die neue KI-Anwendung BAKIRA der BA.

Leon Fülber

Wie Jobcenter sich neu erfinden, zeigte das Team aus dem Odenwaldkreis mit seinem Jobcenter auf Rändern.

Leon Fülber

Wie Jobcenter Veränderung gestalten ohne „großes Besteck“ war Thema des Workshops von Dr. Joachim Wentzel (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration) und Transformationsexpertin Valeria Berghoff-Flüel.

Leon Fülber

Der kabarettistische Veranstaltungsrückblick von Bürgermeister a.D. Silvio Witt stellte den krönenden Abschluss der zweitägigen Fachtagung dar.

Weitere Impressionen von der Veranstaltung können Sie auf unserem LinkedIn-Kanal bekommen. In Kürze finden Sie unsere Dokumentation im Extranet.