Wie ist der erste Kontakt zwischen S&K Service Dresden GmbH und dem Jobcenter Dresden entstanden?
Andreas Martin: Frau Bahinska hat eine allgemeine Förderanfrage bei ihrem zuständigen Ansprechpartner des gemeinsamen Arbeitgeberservice gestellt und dort nachgefragt, ob eine Förderung möglich ist. Der Mitarbeiter des gemeinsamen Arbeitgeberservice hat sich dann an uns Integrationsfachkräfte gewandt. Anschließend kam gleich das erste Telefonat mit Frau Bahinska zustande und wir haben uns persönlich verabredet. Ich finde das ganz wichtig, denn ich will das Unternehmen kennenlernen. Wir vermitteln ja hier als Integrationsfachkräfte und da ist es immer gut, wenn wir ein Gefühl für das Unternehmen bekommen und so vielleicht Dinge erfahren, die nicht im Stellenangebot drinstehen. Wir arbeiten jetzt schon ein paar Monate sehr eng zusammen und das ist sehr fruchtbar.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen S&K Service Dresden GmbH und dem Jobcenter Dresden aus?
Alina Bahinska: Mit dem Jobcenter arbeiten wir sehr gut zusammen. Wir telefonieren mindestens einmal pro Woche und Herr Martin hat immer ein offenes Ohr für uns. Er kommt persönlich vorbei, guckt wie wir arbeiten und hat immer eine Liste mit Bewerberinnen und Bewerbern dabei. Das sind dann häufig auch sehr erfahrene Leute, die 20, 30, 40 Jahre auf Baustellen gearbeitet haben. Wir nehmen solche Leute sehr gerne, weil sie die Jüngeren anlernen und ihre Erfahrung weitergeben. Wir sind sehr zufrieden, denn Herr Martin hat uns sehr gute Leute vermittelt.
Andreas Martin: Ja, die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Es ist wirklich immer wieder ein deutliches Zeichen, dass wenn ich regelmäßig persönlich bei den Arbeitgebenden bin, dass das eine ganz andere Qualität annimmt. Und ich merke dann immer wieder, dass sich im persönlichen Gespräch ganz neue Dinge und Möglichkeiten ergeben. Ich kann so auch mein Netzwerk erweitern. Das ist immer eine Win-Win-Situation.
Wie gehen Sie bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber vor?
Andreas Martin: Eine erfolgreiche Vermittlung ist immer Teamwork. Im Jobcenter führen wir lange und intensive Beratungsgespräche mit den Arbeitssuchenden und schauen, welche Fähigkeiten und Hobbys sie haben und welche Stellen prinzipiell passen könnten. Wir stellen sie dann bei den Arbeitgebenden vor. Bei S&K Service Dresden GmbH ist es zum Beispiel so, dass die Geschäftsführung selbst den Erstkontakt herstellt, weil sie sich dann auf ukrainisch unterhalten können. Die Kommunikation verläuft dann reibungsloser und ohne Missverständnisse.
Alina Bahinska: Uns sind dann bei der Auswahl drei Kriterien wichtig: Die Arbeitserfahrung, die Mobilität und dass die Leute langfristig für uns arbeiten wollen. Manchmal haben wir aber auch Bewerbende, die für uns überqualifiziert sind, zum Beispiel Kran- oder Baggerfahrer. Denen können wir keine Arbeit geben, aber wir versuchen sie dann gemeinsam mit Herrn Martin weiterzuvermitteln. Wir sind aber auch nicht nur auf Menschen aus der Ukraine eingestellt. Wir haben viel Arbeit und wir stellen auch gerne Leute aus anderen Ländern ein.
Welche Chancen sehen Sie in der Einstellung geflüchteter Menschen?
Alina Bahinska: Die Leute, die in der Ukraine längere Zeit gearbeitet haben, die können nicht zuhause sitzen. Die wollen arbeiten. Gleichzeitig haben wir viel zu tun und freuen uns über Menschen, die langfristig für uns arbeiten wollen. Und wir kennen viele Firmen, die mit uns zusammenarbeiten möchten, weil sie wissen, dass unsere Mitarbeitenden arbeiten und sich integrieren wollen. Viele von ihnen sind auch mit ihren Kindern gekommen und möchten sich hier eine Zukunft aufbauen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen, wie z. B. Sprachbarrieren oder möglichen Vorbehalten in Ihrer Belegschaft?
Alina Bahinska: Eine große Herausforderung ist die Arbeitsweise und die Disziplin auf der Baustelle in Deutschland. Jedes Land hat seine eigenen Vorschriften und in Deutschland muss man zum Beispiel einen Schutzhelm tragen. Das ist hier normal, aber in der Ukraine nicht unbedingt. Wenn es warm ist, ziehen die Arbeitenden den dann schonmal aus und das geht in Deutschland nicht. Das sind halt Kleinigkeiten, aber die müssen erst angelernt werden. Und dann hängt natürlich alles von der Sprache ab. Auf Baustellen müssen wir uns mit anderen Unternehmen abstimmen und die Arbeitenden müssen Wege finden sich zu verständigen. Dadurch lernen sie die Sprache dann aber auch schnell. Und es gibt immer Lösungen, zum Beispiel Telefone und der Google Übersetzer oder ähnliches.
Andreas Martin: Ja, man muss ehrlicherweise sagen, die größte Herausforderung ist die Sprachbarriere. Wir versuchen die Arbeitgebenden dann immer im Gespräch dafür zu sensibilisieren, dass sie sich auf das Abenteuer einlassen. Denn es gibt immer irgendwelche Möglichkeiten sich zu verständigen. Wichtig ist, dass Arbeitgebende und Bewerbende einander im persönlichen Gespräch kennenlernen. Dann gehen auf einmal Dinge, die man selbst gar nicht erwartet hätte.
Welche Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten bekommen Sie vom Jobcenter bzw. welche Unterstützung kann das Jobcenter Arbeitgebenden anbieten?
Alina Bahinska: Wir bekommen Unterstützung vom Jobcenter für die Einarbeitung. Das ist auch sehr wichtig, denn wir schicken die Leute zu Seminaren und Sprachkursen. Oder wir nehmen uns in der Firma Zeit und erklären die wichtigsten deutschen Begriffe auf der Baustelle. Und das zählt dann auch zur Arbeitszeit.
Andreas Martin: Genau, das Jobcenter unterstützt mit einem Eingliederungszuschuss. Das ist auch sehr wichtig, weil viele der neuen Mitarbeitenden erst einmal in Geringbeschäftigung anfangen wollen. Wir überzeugen sie durch unsere Beratung von den Vorteilen einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung und unterstützen die umfangreichen Bemühungen des Arbeitgebers mit diesem Zuschuss.
Was möchten Sie anderen Arbeitgebenden in Bezug auf die Einstellung ausländischer Arbeitskräfte mit auf den Weg geben?
Alina Bahinska: Haben Sie ein wenig Geduld. Es kommt alles mit der Zeit – auch die Sprache. Und häufig braucht es nur ein bisschen Hilfestellung. Die Leute lernen sehr schnell und wollen sich integrieren und hier arbeiten.
Andreas Martin: Genau. Und ich möchte Arbeitgebende dazu ermutigen, dieses Abenteuer einzugehen. Meine Erfahrung über die Jahre hat gezeigt, dass Arbeitgebende sich viele Lebensläufe gar nicht angucken, weil sie die aufgrund gewisser Kriterien sofort aussortieren. Aber wenn man sich die Zeit nimmt und Arbeitgebende und Bewerbende einander persönlich kennenlernen, dann findet sich ein Weg. Auch wenn die Kommunikation am Anfang holprig sein kann, gibt es immer Möglichkeiten und Lösungen. Es ist ein kleines Abenteuer, aber es kann sich wirklich sehr lohnen.