Frau Piéc, wie blicken Sie auf Ihre Rolle als BCA im Jobcenter Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zurück?
Marion Piéc: Es war eine schöne, interessante und erfüllende Zeit. Ich hatte das Glück mich in dieser Arbeit voll entfalten zu können. In der engen Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung und dem operativen Bereich hatte ich immer die Möglichkeit die Themen der Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit voranzutreiben.
Frau Küpper, was hat Sie dazu bewogen, die Position als BCA im Jobcenter anzunehmen?
Heike Küpper: Ich habe sowohl im Rahmen meiner langjährigen Tätigkeit als Teamleiterin Markt & Integration wie auch in den letzten Jahren als erste Fachkraft sehr eng mit Frau Piéc zu den unterschiedlichsten Themen der Chancengleichheit zusammengearbeitet. Einen ersten praktischen Einblick in das konkrete Aufgabengebiet konnte ich während meiner Tätigkeit als stellvertretende BCA in den letzten anderthalb Jahren erhalten. In dieser Zeit habe ich Gefallen an der Themen- und Rollenvielfalt gefunden.
Frau Piéc, könnten Sie uns von Ihrem größten Erfolg berichten?
Marion Piéc: Ich durfte viele schöne Erfahrungen machen. In unserem Haus ist das Thema Chancengleichheit als durchgehendes Geschäftsprinzip anerkannt. Ich hatte während meiner Zeit als BCA stets Zugang zu den Entscheidungsprozessen im Rahmen der Planung des Hauses und meine Expertise und Ideen waren gefragt. Eine Zusammenarbeit mit der BCA ist für unsere Führungskräfte selbstverständlich. Ein Einzelerfolg, der mich sehr gefreut und bewegt hat, ist die Einrichtung einer Teilzeit-Maßnahme für den Hauptschulabschluss von Bildungsträgern. Erst dadurch wurde es für Erziehende unseres Flächenlandkreises möglich von dem Rechtsanspruch auf einen Hauptschulabschluss tatsächlich zu profitieren. Ich spreche hier von drei Jahren Gesprächen und einigen bürokratischen Hürden, die zu nehmen waren.
Frau Küpper, wie haben Sie sich in Ihrer neuen Rolle als BCA eingelebt und welche Aspekte Ihrer täglichen Arbeit finden Sie besonders spannend?
Heike Küpper: Ich hatte das große Glück, dass ich während meiner stellvertretenden Funktion Frau Piéc über die Schulter schauen konnte. So konnte ich mich bereits mit verschiedenen Fachthemen aber auch mit dem Rollenverständnis vertraut machen. Seit 1. Januar 2025 nehme ich die Aufgabe der BCA wahr und ich habe mich zunächst mit den Themen weiterbeschäftigt, mit denen Frau Piec „aufgehört“ hat. Die ersten vier Wochen waren geprägt von einer Mischung aus strategischer und konzeptioneller Arbeit, Kommunikation mit den Führungskräften im Haus und meiner BCA-Kollegin in der Arbeitsagentur, ersten Träger- und Netzwerkpartnerkontakten und viel Eigenstudium. Die Themenvielfalt macht die Tätigkeit so interessant.
Frau Piéc, welche Herausforderungen sind Ihnen in den 18 Jahren als BCA begegnet? Welche Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach für diese Tätigkeit erforderlich?
Marion Piéc: „Als BCA hat man im Jobcenter in aller Regel ein Alleinstellungsmerkmal. Ein gutes Durchsetzungsvermögen und eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein sind da sicher von Vorteil. Wenn man das dann noch mit einer Prise Kommunikationsstärke, Empathie und einer guten Selbstorganisation versieht, hat man schon ganz tolle Voraussetzungen. Den Rest kann man lernen.
Eine große Herausforderung ist es, den Mehrwert der Arbeit der BCA immer wieder aufzuzeigen. Das heißt zum Beispiel, die eigene Arbeit an den Zielen des Hauses auszurichten, mit dem Wirken der BCA auch die Arbeit des operativen Bereiches zu unterstützen und den Führungskräften überzeugende Informationen und Argumente rund um das Thema Chancengleichheit zur Verfügung zu stellen. Ich sehe Chancengleichheit als Querschnittsthema. Neben dem Geschlechterthema spielen etwa auch Chancenungleichheiten durch Alter, Herkunft, Bildung oder gesundheitliche Probleme eine Rolle.
Die größte Herausforderung, aber auch das Schönste an dieser Aufgabe ist, dass man sie selbst ausgestalten muss und darf.“
Frau Küpper, welche Ziele streben Sie an und welche Veränderungen oder Erfolge möchten Sie als BCA bewirken?
Heike Küpper: „Mir liegt das Bildungsthema allgemein – von der Grundbildung über die Erstausbildung bis hin zur beruflichen Qualifizierung – sehr am Herzen. Ich möchte Erziehende motivieren, aus den vielfältigen Qualifizierungschancen in die eigene berufliche Entwicklung zu investieren und damit auch bessere Rahmenbedingungen für die familiäre Situation zu schaffen.
Eine intensivere Nutzung und der Ausbau von Informations- und Beratungsangeboten in den Sozialräumen ist mir gerade in unserer Flächenlandkreisstruktur wichtig. Durch bestehende Kooperations- und Vernetzungsstrukturen lassen sich hier gute Anknüpfungspunkte finden.
Ich bin überzeugt, dass ich in den verschiedenen Rollen – als Impulsgeberin, Unterstützerin sowie Netzwerkerin – einen wirksamen Beitrag zur Ausgestaltung des gesetzlichen Auftrages leiste und zur geschlechterspezifischen Zielerreichung unseres Jobcenters beitrage. Als BCA möchte ich auch in meiner beratenden Rolle geschlechterspezifische Handlungsbedarfe sichtbar machen, zu gemeinsamen Lösungen motivieren und alle Beteiligten gut vernetzen.“
Frau Piéc und Frau Küpper, wie kann Ihrer Meinung nach Chancengleichheit am Arbeitsmarkt gelingen?
„Unsere drei Erfolgsfaktoren waren bisher:
- Chancengleichheit als durchgängiges Geschäftsprinzip von allen Führungs- und Fachkräften leben, nicht nur als Floskel aufschreiben.
- Die BCA konsequent und von Beginn an in die Planungsprozesse einbeziehen sowie die Expertise der BCA bei Veränderungen von operativen Prozessen im Haus mit einholen.
- Controlling als wichtigen Erkenntnisprozess für die regionalen Themen und Herausforderungen der Chancengleichheit nutzen.“
Frau Piéc, welche Ratschläge würden Sie Ihrer Kollegin Frau Küpper mit auf den Weg geben?
Marion Piéc: „Netzwerken: Ein großes Netzwerk im Jobcenter, unter den anderen BCA`s und möglichst vielen Arbeitsmarktakteuren und sozialen Akteuren der Region ist immer eine gute Investition.
Schwarmintelligenz nutzen: Bezieht man viele Mitwirkende ein, hat das am Ende auch den Effekt, dass die Arbeit der BCA von den Mitarbeitenden besser gesehen und verstanden wird.
Mehrwert generieren: Die BCA ist ein Teil des Ganzen! Das muss sich also im Wirken der BCA auch widerspiegeln. Erfolge müssen geplant und sichtbar sein.
Spaß haben: Als BCA hat man im Jobcenter in der Regel ein Alleinstellungsmerkmal, aber man ist nicht allein. Man kann so viel bewirken! Ich wünsche einfach viel Erfolg und ganz viel Spaß mit dieser Aufgabe!“
Neugierig geworden?
Wie Chancengleichheit in der Praxis aussehen kann, zeigt unser Beitrag über die Kranfahrerin Dina Kolosha.
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