Frau Ehrl, wie ist der Kontakt zwischen BMW und dem Jobcenter Regensburg entstanden?
Birgitt Ehrl: Den Kontakt zu BMW hat der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur hergestellt. BMW hatte viele offene Stellen für Helfertätigkeiten in der Produktion, im Fahrzeugbau und in der Logistik zu besetzen. Ein Erfolgsfaktor war der produktive Austausch mit BMW im Vorfeld. So konnten wir bei einem Besichtigungstermin in der Produktion ein Gespür für die erforderlichen Qualifikationen der Leistungsbeziehenden entwickeln. Insgesamt wurden 26 geflüchtete Leistungsbeziehende im Rahmen des Job-Turbos direkt in Vollzeit in die Produktion über Personaldienstleister von BMW integriert.
Wie haben Sie die Leistungsbeziehenden auf die Jobmesse vorbereitet?
Elfriede Stingl: Jobmessen sind ein fester Bestandteil unseres Vermittlungs- und Beratungskonzepts. Nach der Besichtigung bei BMW haben wir intern alle Integrationsfachkräfte im Jobcenter vorbereitet, Leistungsbeziehende mit passenden Profilen auszuwählen. Aussichtsreiche Personen erhielten ein persönliches Beratungsgespräch und anschließend eine schriftliche Einladung zu der Messe. Das hat ihnen schon vorab ein besonderes Gefühl der Wertschätzung vermittelt. Uns war klar: Die Messe ist eine große Chance, insbesondere für Leistungsbeziehende mit passender Berufserfahrung in den Herkunftsländern.
Gibt es Pläne, die Zusammenarbeit mit BMW fortzusetzen und zu vertiefen?
Birgitt Ehrl: Die Personaldienstleister sind für uns seit vielen Jahren wichtige Partner in der Vermittlung. Sollte BMW erneut Bedarf anmelden, können wir an die Erfahrungen aus dieser langjährigen Zusammenarbeit anknüpfen – und gerne auch wieder eine Jobmesse veranstalten. Messen funktionieren vor allem dann, wenn sie spezifisch und branchenorientiert ausgerichtet sind. Doch unabhängig davon, ob ein Arbeitsvertrag abgeschlossen wird oder nicht: Auf einer Messe lassen sich wichtige Fähigkeiten wie Selbstpräsentation oder die Ansprache eines Arbeitgebers lernen. Deshalb planen wir regelmäßig Messen für verschiedene Segmente des Arbeitsmarkts.
Mit welchen Maßnahmen stellen Sie die nachhaltige Integration der vermittelten Geflüchteten in Arbeit sicher? Was hat es dabei mit den verschiedenen Fachteams auf sich?
Elfriede Stingl: Wichtig ist die persönliche Begleitung in allen Phasen des Job-Turbos. Leistungsbeziehende sollten jederzeit eine neutrale Person wie persönliche Ansprechpartnerinnen bzw. -partner im Jobcenter zu Rate ziehen können. Solange ein Leistungsbezug vorliegt, besteht der Anspruch auf Förderung durch das Jobcenter nach dem SGB II. Deutschkenntnisse verbessern Geflüchtete nach der Integration in Arbeit meist dadurch, dass sie die Sprache im Arbeitsalltag nutzen. Darüber hinaus bieten insbesondere große Arbeitgeber wie BMW eigene Weiterbildungsprogramme an.
Birgitt Ehrl: Die Fachteams des Jobcenters sind Arbeitsgruppen mit thematischen Schwerpunkten, die gezielt mit bestimmten Leistungsbeziehenden arbeiten, wie zum Beispiel mit geflüchteten Menschen. Ein Qualifizierungsteam ist darauf spezialisiert, Potenziale der Leistungsbeziehenden zu heben und sie bei Umschulungen oder Weiterqualifizierungen zu beraten. Dabei verfolgen wir als Jobcenter grundsätzlich einen stärkenorientierten Ansatz. Jeder Mensch steht mit seinen individuellen Ressourcen im Mittelpunkt. Das wird niemals ein Massengeschäft sein.
Können Sie uns ein Beispiel für eine konkrete Erfolgsgeschichte aus Ihrem Programm schildern?
Elfriede Stingl: Da ist einmal Frau L. zu nennen. Sie ist 38 Jahre alt, alleinerziehend und 2022 aus der Ukraine geflohen. Sie hat in Deutschland einen Sprachkurs absolviert und konnte auf der Messe im März 2024 ohne vorherige Berufserfahrung in Arbeit vermittelt werden. Auch einem 30-jährige Syrer, der seit 2021 in Deutschland ist, gelang trotz fehlender Berufserfahrung der Einstieg in Arbeit.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der erfolgreichen Kooperation mit BMW mit? Welche Tipps können Sie geben?
Birgitt Ehrl: Ehrlichkeit, Kontinuität und Verlässlichkeit sind entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Beziehung zwischen Arbeitgebern und Jobcenter. Das ist immer ein Geben und Nehmen, bei dem sich beide Seiten ergänzen. Messen sind dabei ein ausgezeichnetes Instrument – zum einen wegen der Lerneffekte für die Leistungsbeziehenden, zum anderen aber auch für uns, um die Arbeitgeber besser kennenzulernen. Denn egal ob auf branchenorientierten Messen oder in der projektbezogenen Zusammenarbeit mit großen Unternehmen wie BMW, Continental oder DHL: Wichtig ist, immer das persönliche Gespräch zu suchen.