„Am Ende des Tages bin ich stolz darauf, was ich geschafft habe – und darauf, wo ich wieder im Leben stehe.“
Deniz Eyidogan, 44 Jahre, Hausmeisterhelfer bei der Stadt Aachen:
Die Arbeit als Hausmeisterhelfer an der Maria-Montessori-Grundschule erfüllt mich. Ich bin eingespielt mit den Kolleginnen und Kollegen, der Austausch ist mir wichtig. Ich bekomme Vertrauen entgegengebracht, darf sogar Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen an anderen Schulen übernehmen. Das zeigt mir, dass ich wieder Teil von etwas bin. Ich wollte schon lange wieder arbeiten, aber es fehlte an Unterstützung. Mit starkem Übergewicht und Schlafstörungen war ich ausgebremst. Ich habe aus eigener Kraft abgenommen und meinen Alltag umgestellt. Als ich von der Förderung nach § 16i SGB II gehört habe, habe ich selbst beim Jobcenter nachgefragt. Der Wunsch, wieder am Leben teilzunehmen, war immer da. Ich hatte nie Zweifel, bin positiv geblieben und habe immer 100 Prozent gegeben – auch an schwierigen Tagen. Ich habe mir nach 30 Jahren einen Flug in die Türkei leisten können, um meine Familie zu besuchen. Das war ein großer Moment. Nach fast zwanzig Jahren Arbeitslosigkeit bedeutet mir dieser feste Arbeitsplatz sehr viel. Ich habe wieder Struktur und meine Schlafstörungen sind durch den geregelten Alltag besser geworden. Ich kann mir wieder Dinge leisten, Unternehmungen planen. Früher war ich isoliert, Freunde blieben fern. Ich habe viel verpasst in den letzten Jahren – diese Zeit bekomme ich nicht zurück. Umso mehr weiß ich diese Chance zu schätzen. Beruflich möchte ich bis zur Rente bei der Stadt Aachen bleiben. Die Aussicht auf eine Festanstellung motiviert mich sehr. Persönlich wünsche ich mir, gesund und fit zu bleiben, mich noch mehr zu bewegen. Ein E-Bike wäre toll, um mobil zu sein. Und ich wünsche mir, dass meine Familie gesund bleibt.
„Ein respektvoller Umgang und Anerkennung sind entscheidend.“
Gisela Theißen, Abteilung Personalservice und Fallmanagement des Fachbereichs Personal und Organisation der Stadt Aachen:
Seit Inkrafttreten des Teilhabechancengesetzes (THCG) konnten wir bis Oktober 2025 insgesamt 82 Personen im Rahmen der Fördermaßnahmen beschäftigen – in der Stadtverwaltung, in Eigenbetrieben und ähnlichen Einrichtungen. 21 von ihnen haben wir nach Ablauf der Förderung in ein dauerhaftes Beschäftigungsverhältnis übernommen. Aktuell sind 28 Personen bei uns über das THCG tätig. Das Gesetz ermöglicht uns, vielen Menschen eine Beschäftigung anzubieten und sie für den allgemeinen Arbeitsmarkt fit zu machen. Besonders erfreulich ist, dass viele Teilnehmende dauerhaft bei uns bleiben konnten und durch die Arbeit soziale Teilhabe erleben. Unsere Erfahrungen mit den Menschen, die nach dem THCG gefördert werden, sind insgesamt sehr positiv. Schwierigkeiten treten nur selten auf – meist dann, wenn gesundheitliche Gründe eine Übernahme verhindern oder eine Maßnahme vorzeitig beendet werden muss. Das THCG ist ein wichtiger Baustein für die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt der Stadt Aachen. Herr Eyidogan ist ein gutes Beispiel: Er wurde an der Maria-Montessori-Gesamtschule eingesetzt und hat sich dort schnell als wertvolles Teammitglied etabliert. Erfahrene Kolleginnen und Kollegen haben ihn eingearbeitet und er übernahm schnell Aufgaben als Hausmeisterhelfer. Dabei konnte er durch seine Persönlichkeit und sein handwerkliches Können überzeugen. Das Feedback ist durchweg positiv – sowohl von der Schule als auch vom Hausmeisterteam. Inzwischen fragen ihn auch regelmäßig andere Schulen als Unterstützung an. Für uns ist klar: Damit geförderte Beschäftigung langfristig gelingt, braucht es individuelle Betreuung und Coaching, einen passgenauen Arbeitsplatz und eine inklusive Arbeitsumgebung mit verständlichen Aufgabenstellungen. Langfristige Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten sind ebenso wichtig. Und nicht zuletzt kommt es auf uns als Arbeitgeberin an: Ein respektvoller Umgang und die Anerkennung der Leistungen unserer neuen Mitarbeitenden tragen wesentlich zum Erfolg bei.
„Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, arbeitsmarktfernen Menschen eine zweite Chance zu geben.“
Nadine Errens, Integrationsfachkraft bei der Stadt Aachen:
Das Teilhabechancengesetz (THCG) verfolgt das Ziel, die Verfestigung von Langzeitarbeitslosigkeit zu durchbrechen. Es richtet sich an Menschen, die über Jahre hinweg kaum Zugang zum Arbeitsmarkt hatten. Als Stadt sehen wir das Programm nicht nur als arbeitsmarktpolitisches Instrument, sondern auch als soziale Aufgabe. Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, arbeitsmarktfernen Menschen eine zweite Chance zu geben – und damit auch der Wirtschaft ein Vorbild sein. Denn die Besetzung zusätzlicher Stellen, etwa als Hausmeisterhelferin oder Küchenhilfe, war für uns fast immer eine Bereicherung. Gleichzeitig fassen die Menschen wieder Fuß im Berufsleben und gestalten ihr Leben selbstständig – auch finanziell. Natürlich bringt das Programm auch Herausforderungen mit sich. Wenn Langzeitarbeitslose auf Kolleginnen und Kollegen im öffentlichen Dienst treffen, entstehen manchmal Unsicherheiten. Einige befürchten, dass ihnen Stellen weggenommen werden oder dass neue Mitarbeitende zu viele Probleme mitbringen. Zwischenmenschliche Schwierigkeiten lassen sich aber durch Gespräche und Begleitung gut lösen. Ich gehe hier regelmäßig in den Austausch – mit den Teilnehmenden und mit den Teams vor Ort. Die Förderung erfolgt über das Jobcenter Aachen. Die Coaches betreuen die Teilnehmenden engmaschig, begleiten sie bei Behördengängen und unterstützen bei Qualifizierungen. Ich arbeite eng mit ihnen zusammen, um die Integration zu begleiten und die Perspektiven zu klären – innerhalb der Stadt oder darüber hinaus.
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Im Praxisblick stellen wir inspirierende Erfolgsgeschichten vor – zum Beispiel, wie das Jobcenter Bad Kreuznach durch neue Perspektiven und viel Engagement sein Team bereichert hat.
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