Damit mehr Menschen im SGB II den Weg in Arbeit finden, müssen die Jobcenter vielfältige Wege gehen. Dabei sind die richtige Beratung und Motivation von Leistungsberechtigten, aber auch eine passgenaue Arbeitgeberansprache entscheidend. Denn nicht alle Branchen und Betriebe bieten gute Aussichten auf eine langfristige Vermittlung. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Umso wichtiger sind durchdachte Strategien für eine nachhaltige Integration.
Wie diese Strategien aussehen können und welche Faktoren für die Eingliederung entscheidend sind, waren zentrale Leitfragen der Werkstatt Mitte August in Wiesbaden. Dabei entwickelten 14 Geschäftsführende konkrete Ansätze, um die Integration in ihren Häusern zu optimieren.
Praxisimpuls Job-VIBE aus dem Jobcenter Cuxhaven
Für eine erfolgreiche Vermittlung, muss die Chemie auf beiden Seiten des Schreibtisches stimmen. Das heißt: Es braucht sowohl motivierte Bewerbende, als auch motivierte Arbeitgebende. Wie beide erfolgreich zusammenfinden können, zeigte zu Beginn der Werkstatt das Jobcenter Cuxhaven mit seinem Praxisimpuls auf.
Mit „Job-VIBE (Vermittlung intensiv begleiten)” entwickelte es einen bewerbewerberorientierten Vermittlungsansatz, der Motivation und intensives Jobcoaching in den Mittelpunkt rückt. Im Projekt übernehmen Jobcoaches die Betreuung von Leistungsberechtigten mit hohem Potenzial und begleiten sie – von der Stellensuche, über den Bewerbungsvorgang bis in die ersten Monate nach der Arbeitsaufnahme.
Die Coaches sprechen nicht nur mit den Arbeitssuchenden, sondern auch mit Unternehmen. Sie klären Anforderungen, beraten zu offenen Stellen und sorgen für ein passendes Matching. Mit Erfolg: Erste Vermittlungen zeigen, dass die intensive Betreuung Wirkung zeigt.
Vier Phasen, ein Ziel: Bessere Vermittlung
Nach dem Praxisimpuls entwickelten die Werkstatt-Teilnehmenden gemeinsam Empfehlungen für eine erfolgreiche Integration in Arbeit. Grundlage war ein Modell mit vier Phasen der Vermittlung:
1. Beratung und Motivation
2. Integrationsfortschritte
3. Arbeitgeberakquise
4. Prozesse im Jobcenter
In Kleingruppen sammelten die Teilnehmenden Strategien für verschiedene Zielgruppen, darunter Personen unter 25 Jahren, Menschen ohne Ausbildung, Geflüchtete und Leistungberechtigte mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Die Präsentationen im Anschluss zeigten: Trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen ähneln sich viele Herausforderungen. Die Teilnehmenden erarbeiteten drei zentrale Empfehlungen.
Drei Tipps der Werkstatt-Teilnehmenden für ein nachhaltiges Vermitteln in Arbeit
1. Vielfalt zulassen: Es gibt nicht den einen Weg in Arbeit. Erfolgreiche Vermittlung braucht Offenheit, Zeit und Vertrauen. Nur so gelingt ein passendes Matching.
2. Mitarbeitende stärken: Herausforderungen wie fehlende Qualifikationen oder gesundheitliche Einschränkungen sind nicht immer sofort sichtbar oder behebbar. Schulungen und Sensibilisierung der Jobcenter-Mitarbeitenden helfen, diese frühzeitig zu erkennen und gut zu beraten.
3. Verbindlichkeit schaffen: Für eine erfolgreiche berufliche Integration müssen alle Beteiligten – Jobcenter, Unternehmen, Leistungsberechtigte – gemeinsam an einem Strang ziehen.
Die Werkstatt zeigte: Vermittlung ist kein Selbstläufer. Es braucht motivierte Menschen im Jobcenter und am Arbeitsmarkt. Doch mit Engagement, Geduld und Kreativität lassen sich viele Herausforderungen meistern.
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