Frau Blehm hat zugehört und die richtigen Fragen gestellt. Dadurch konnte ich ihr vertrauen.
Femke Geilings, Buchhalterin bei Clemens Steuerberatungsgesellschaft mbH in Gerolstein:
Ich war 14 Jahre selbständig. Zuletzt war ich Geschäftsführerin eines Hotels, in dem auch mein Ehemann arbeitete. In Folge eines Eigentümerwechsels wurde ich jedoch arbeitslos und hatte von einem auf den anderen Tag kein Einkommen mehr. Ich war insolvent, mein Ehemann erlitt einen Schlaganfall und später folgten mehrere Herzinfarkte. Ich pflegte ihn zuhause, bis er dann im vergangenen Jahr verstarb. Auch ich selbst war in dieser Zeit gesundheitlich sehr angeschlagen. Hinzukam, dass ich plötzlich von der Unterstützung durch das Jobcenter leben musste. Um wenigstens 100 Euro dazuzuverdienen, suchte ich mir einen Job im Versicherungsbüro und stieg dort als Bürokraft ein. Was das Jobcenter angeht, hatte ich anfangs ein Vertrauensproblem. Meine Ansprechpartnerin Xenia Blehm hat mir jedoch zugehört und die richtigen Fragen gestellt. Dadurch konnte ich ihr vertrauen. Auf ihre Empfehlung hin, habe ich dann zunächst ein Vermittlungscoaching beim Integrationsfachdienst Daun besucht und herausgefunden, wie es für mich weitergehen kann: Mit einer Weiterbildung zur Buchhalterin. Diese ging sieben Wochen, acht Stunden pro Tag – das war sehr intensiv. Direkt danach, im Juli 2024, habe ich dann meinen neuen Arbeitgeber gefunden und ihn überzeugt, ein Praktikum bei ihm zu machen. Er hat mich übernommen und ich arbeite seither in Vollzeit dort. Ich bin froh, endlich wieder mein eigenes und genug Geld zu verdienen. Außerdem macht die Arbeit meinen Kopf frei, weil ich dann nur darauf konzentriert bin. Ich mag es auch, dass ich mir bei meinem Job meine Arbeitszeit komplett frei einteilen kann. Tagsüber kann ich so auch mal Termine mit meinen Kindern wahrnehmen. Da ich in dem neuen Job als Buchhalterin immer noch viel lerne, ist es außerdem super, dass sich mein Arbeitgeber immer Zeit für mich nimmt, wenn ich Fragen habe.
Frau Geilings war ideenreich und zeigte viel Eigeninitiative. Meine Aufgabe bestand vor allem darin, Struktur und Klarheit zu schaffen.
Xenia Blehm, Fallmanagerin im Jobcenter Vulkaneifel:
Frau Geilings kam 2020 zum ersten Mal zu uns ins Jobcenter. Sie hatte keine abgeschlossene Ausbildung, ein abgebrochenes Jurastudium und ihre Selbständigkeit war gerade gescheitert. Gesundheitlich ging es ihr nicht gut und es gab erst einmal viel zu regeln: Es lief ein Privat-Insolvenzverfahren und ihr Ehemann war stark erkrankt. Ab 2023 ging die Fallübergabe dann an mich. Frau Geilings hatte damals den starken Wunsch, mehr Geld zu verdienen und aus dem Leistungsbezug rauszukommen. Gemeinsam überlegten wir, wie sie das schafft. Sie war ideenreich und eigeninitiativ, dankbar für jede Hilfe und sehr zuverlässig. Gleichzeitig war sie sprunghaft, was das berufliche Ziel angeht. Meine Aufgabe bestand vor allem darin, Struktur und Klarheit zu schaffen. Wir sprachen unter anderem über eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, was aber finanziell für sie als Familienernährerin nicht möglich war. Zudem war sie auch auf Homeoffice angewiesen, weil sie zuhause ihren immer kränker werdenden Ehemann pflegte. Wir versuchten dann, ihre geringfügige Beschäftigung als Bürokraft aufzustocken. Als das nicht gelang, schlug ich ihr im Herbst 2023 ein Inklusionsprojekt vor. Ich war überzeugt davon, dass ihr das sehr helfen könnte, ihr Ziel zu finden. Frau Geilings hat mein Vorschlag allerdings erstmal gar nicht begeistert. Ich habe dann sehr transparent gearbeitet und ihr zum Beispiel gesagt, dass sie diese „Maßnahme“ nicht machen muss und auch keine Leistungsminderungen zu befürchten hat. Darüber hinaus habe ich die Maßnahmenleitung direkt ins Jobcenter eingeladen, damit die beiden sich kennenlernen. Das funktionierte – die zwei waren sich gleich sympathisch. Am Ende der insgesamt rund 5 Monate andauernden Maßnahme stellte ich fest: Frau Geilings hat viel Selbstwert und -bewusstsein zurückerlangt und nun auch ein klares Ziel vor Augen. Sie wollte eine Weiterbildung zur Buchhalterin machen. In Absprache mit ihrem damaligen Arbeitgeber ermöglichten wir ihr dann die 7-wöchige Fortbildung – die sie mit Bravour bestand. Nachdem ihr damaliger Arbeitgeber sie dann leider doch nicht in eine Teilzeitstelle übernehmen konnte, fand sie sehr schnell einen anderen Arbeitgeber. Ich freue mich für sie, dass sie nun da angekommen ist, wo sie hinwollte und wieder für sich alleine sorgen kann.
Auch Landrätin Julia Giesking freut sich: Die Arbeitsmarktintegration von Frau Geilings ist ein schönes Beispiel für die gute Arbeit in unserem kommunalen Jobcenter. Einerseits eine engmaschige persönliche Betreuung vor Ort, andererseits eine gute regionale Kooperation mit anderen Akteuren, hier im Rahmen des Inklusionsprojekts, das zu 50 % vom Land Rheinland-Pfalz finanziert wird.
Die Zusammenarbeit mit ihr ist ein Gewinn.
Alois Clemens, Geschäftsführer der Clemens Steuerberatungsgesellschaft mbH in Gerolstein:
Als Frau Geilings mich fragte, ob sie bei uns arbeiten kann, habe ich mich auf meine unternehmerische Erfahrung verlassen und sie für kurze Zeit auf Probe eingestellt. Frau Geilings kannte unser Steuerbüro über ihren vorherigen Arbeitgeber, der seine Unterlagen von unserem Steuerbüro aufarbeiten ließ. Ich bin heute sehr froh, ihr eine Chance gegeben zu haben. Die Zusammenarbeit mit ihr ist ein Gewinn. Sie hat sich schnell in mein Team integriert und nimmt Ratschläge gerne an. Schon jetzt, nach nur fünf Monaten, habe ich die Hoffnung, dass ich sicher die nächsten Jahre auf ihre Fähigkeiten zurückgreifen kann.
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