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Jobcenter Schwerin: Jobcafés für den Job-Turbo

19. Januar 2024

Um den Job-Turbo der Bundesregierung umzusetzen, veranstaltet das Jobcenter Schwerin Jobcafés. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Sprachkursabsolventinnen und -absolventen, viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind Geflüchtete. Wir haben mit Anica Geese, Bereichsleiterin Markt und Integration im Jobcenter Schwerin, über die Veranstaltungsreihe sowie über Herausforderungen und Möglichkeiten der Integration von geflüchteten Menschen in Arbeit gesprochen. Lesen Sie hier unseren Praxisbericht.

Foto von Anica Geese, Bereichsleiterin Markt und Integration im Jobcenter Schwerin
Quelle: Jobcenter Schwerin

Das Jobcenter Schwerin ist eine gemeinsame Einrichtung der Agentur für Arbeit Schwerin und der Landeshauptstadt Schwerin. Aktuell betreut das Jobcenter 2.340 Leistungsbeziehende nichtdeutscher Herkunft. Davon stammen etwas mehr als die Hälfte aus der Ukraine, die weiteren Leistungsbeziehenden kommen aus anderen Herkunftsländern, wie zum Beispiel Syrien oder Afghanistan. Diese Personengruppe macht im Jobcenter Schwerin in etwa ein Drittel der Gesamtzahl aus.

Während der Fluchtbewegungen 2015 und 2016, als viele Menschen aus Syrien, Afghanistan und Irak nach Deutschland kamen, arbeitete das Jobcenter mit einem Spezialteam, welches für die Themen Migration und Flucht zuständig war. Mittlerweile hat das Jobcenter Schwerin seine Strategie geändert: Alle Beschäftigten müssen sich potenziell mit den besonderen Problemlagen von Migrantinnen und Migranten auskennen und zu den Themen Sprache und Anerkennung von Berufsabschlüssen beraten können, erklärt Anica Geese, Bereichsleiterin Markt und Integration im Jobcenter Schwerin.

Sprache, Anerkennung von Abschlüssen und Kinderbetreuung sind Integrationshürden

Die Sprache und die Anerkennung der Berufsabschlüsse sind die größten Herausforderungen für die Integration in den Arbeitsmarkt. Das Bildungssystem in der Ukraine ist gut. Es unterscheidet sich aber wesentlich vom Deutschen, erzählt Geese, wir haben die Erfahrung gemacht, dass häufig Studienabschlüsse erworben wurden, aber viele tatsächlich gar nicht in dem Beruf gearbeitet haben, für den sie studiert haben. In diesen Fällen überlegen wir individuell, ob die Anerkennung des Berufsabschlusses überhaupt Sinn hat.

68 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine, die im Jobcenter Schwerin betreut werden, sind Frauen. 40 Prozent von ihnen sind alleinerziehend. Für sie stellt die fehlende Kinderbetreuung eine zusätzliche Hürde für ihre Integration in den Arbeitsmarkt dar. Um den Leistungsberechtigten individuelle Angebote machen zu können, die zu ihren Lebenssituationen passen, arbeitet der Bereich Markt und Integration des Jobcenters eng mit dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der drei Westmecklenburger Jobcenter und der Agentur für Arbeit Schwerin zusammen.

Mit Jobcafés in Arbeit

Mit dem Job-Turbo möchte die Bundesregierung geflüchtete Menschen schneller in Arbeit bringen. Sie sollen enger betreut und gezielter vermittelt werden. Für die Umsetzung hat das Jobcenter Schwerin eine neue Veranstaltungsreihe initiiert: das Jobcafé.

Am 6. Dezember 2023 fand das erste Jobcafé statt. Dort waren Arbeitgebende aus den Bereichen Pflege, Reinigung und Service vertreten. Den Kontakt hat das Jobcenter Schwerin im Vorfeld über den Arbeitgeberservice hergestellt. In zwei Runden à 90 Minuten konnten die Leistungsbeziehenden mit den Arbeitgebenden in den direkten Austausch treten. Nicht selten wurden dabei auch schon Termine für Bewerbungsgespräche vereinbart. Wir haben 82 Bürgerinnen und Bürger eingeladen, davon sind 71 erschienen, berichtet Geese, mit dieser Zahl sind wir sehr zufrieden und auch die Teilnehmenden sowie die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber waren hochzufrieden. Viele haben gesagt, dass sie gerne wieder kommen. Einige Arbeitgebende brachten sogar ukrainische Mitarbeitende mit, die aus erster Hand von ihren Erfahrungen im Beruf erzählen und für die Leistungsbeziehenden dolmetschen konnten.

Nach dem ersten Erfolg im Dezember plant das Jobcenter Schwerin weitere Jobcafés. Diese bieten eine gute Möglichkeit, mehrere Leistungsbeziehende gleichzeitig anzusprechen und ihnen passende Arbeitsangebote zu machen. Dabei bleibt der Arbeitgeberservice in engem Austausch mit den Arbeitgebenden, um die Bedarfe und Möglichkeiten der verschiedenen Branchen zu evaluieren. Denn wer weiß, was auf dem Arbeitsmarkt gebraucht wird, kann gezielter vermitteln.

Diesen Monat findet ein Jobcafé mit der Zeitarbeitsbranche statt. In dieser Branche sind die Arbeitgebenden besonders aufgeschlossen, Arbeitsuchende kennenzulernen, die grundständige Sprachkenntnisse haben. Im Februar steht das Jobcafé unter dem Thema Handel und Key Account Management. Denn große Arbeitgeber in der Region, wie zum Beispiel die Handelsketten Rewe und Penny, suchen stark nach Fachkräften und zeigen sich offen für den Quereinstieg.

Netzwerkarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Für Geese steht fest: Um Geflüchtete schnell und nachhaltig in Arbeit zu integrieren, braucht es ein vernetztes und koordiniertes Handeln. Das zeige sich auch immer wieder in anderen Projekten des Jobcenters. Dass das Netzwerk dabei nicht breit genug sein kann, demonstriert ein besonders schöner Vermittlungsfall des Jobcenters.

Seit Sommer 2022 hat das Jobcenter Schwerin eine Kooperation mit der regionalen Tafel. Die Integrationsfachkräfte des Jobcenters Schwerin gehen einmal im Monat zu den Ausgabestellen der Tafel und beraten vor Ort. Wir haben bemerkt, dass mehrheitlich geflüchtete Menschen die Tafel in Anspruch nehmen. Deshalb haben wir dort einen Lotsen angedockt, der auch über die Tafel angesprochen und eingestellt wurde, erzählt Geese, aufgrund seiner Betroffenheitsperspektive hat er einen anderen Zugang zu den Menschen bei der Tafel und ein gutes Gespür für die Problemlagen. Das stellte der Lotse auch prompt unter Beweis. Dank ihm wurde eine Leistungsbeziehende vermittelt, bei der das Jobcenter Schwerin zunächst auf Sprachkurs statt Arbeit setzte – und das erfolglos.

Nachdem die Leistungsbeziehende ein Einzelcoaching abgebrochen hatte, hat sich unser Lotse ihr angenommen, berichtet Geese, und es stellte sich heraus, dass sie lieber arbeiten statt Kurse machen möchte. Das Jobcenter Schwerin handelte sofort und konnte die aus der Ukraine stammende Frau in einen Schweriner Hotelbetrieb vermitteln, welcher bereits zwei russisch-sprachige Mitarbeitende beschäftigte. Innerhalb eines Monats war unsere Leistungsbeziehende in Beschäftigung und ist das auch immer noch, freut sich Geese, das Beispiel zeigt, wie gut wir daran tun, uns zu vernetzen und nicht nur in den eigenen Reihen zu denken. Es ist wichtig, die Netzwerke zu nutzen, die man hat.