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3 Fragen an Karina Porstmann

8. September 2022

Karina Porstmann ist Betriebsakquisiteurin im Netzwerke-ABC-Team des Jobcenters Vogtland. Sie versucht, maßgeschneiderte Jobs für Langzeitarbeitslose zu finden – und diesen den Wiedereinstieg zu ermöglichen. Was Karina Porstmann über Selbstreflexion und Resilienz denkt und warum ihr Schuhregale gegen Stress helfen, erzählt sie im Interview.

Karina Porstmann

Sie haben als Akquisiteurin viel persönlichen Kontakt zu Menschen. Wie selbstreflektiert gehen Sie durch Ihr Arbeitsleben?

Karina Porstmann: Mir ist wichtig, dass sich Menschen bei mir wohlfühlen. Deshalb frage ich Leistungsberechtigte, aber auch die Arbeitgebenden häufig, wie zufrieden sie mit meiner Arbeit sind. Manche Kolleginnen und Kollegen schütteln den Kopf, wenn ich ständig solche Fragen stelle. Aber mir sind Rückmeldungen wichtig. Ich setze mir immer Ziele und schreibe jeden Morgen auf, was ich schaffen will. Mit 25 war ich Filialleiterin in einem Schuhgeschäft, mit 27 Bezirksleiterin. In meinem alten Beruf gab es immer Zielvereinbarungen und ich brauche so etwas. Deshalb überlege ich gerade, selbst einen Fragebogen zu entwerfen, sodass die Menschen den Kontakt mit mir bewerten können.

Das klingt nach einem anspruchsvollen Alltag – und insbesondere nach einem hohen Anspruch, den Sie an sich selbst haben. Wie gelingt Ihnen Achtsamkeit?

Karina Porstmann: Ich will direkt und transparent sein: Vor eineinhalb Jahren gab es Momente, in denen ich nicht mehr konnte. Ich bekam Panikattacken und musste im Außendienst auch mal rechts ranfahren. Danach habe ich vieles geändert. Es war ein Glück, dass meine Geschäftsführerin sehr offen und hilfsbereit war. In manchen Unternehmen wäre ich wohl gefressen worden, mit solchen persönlichen Problemen anzukommen. Aber meine Geschäftsführerin und wirklich alle hier im Jobcenter haben mich motiviert, mir ärztlichen Rat zu suchen. Das hat mir geholfen. Die Psychologin riet mir, aufzuschreiben was mir guttut. Ein paar einfache Dinge helfen mir, achtsamer zu sein: Bei gutem Wetter gehe ich jeden Dienstag um 18:15 Uhr in einen Park, dort habe ich eine Bank, wo ich eine halbe Stunde für mich allein bin. Bei schlechtem Wetter – lachen Sie jetzt nicht – gehe ich stattdessen in ein Schuhgeschäft. In meinem früheren Beruf als Schuhverkäuferin erfüllte es mich immer mit Zufriedenheit am Ende des Tages vor einem gut durchsortierten Schuhregal zu stehen.

Was ist Ihr persönlicher Tipp für gestärkte Resilienz?

Karina Porstmann: Früher habe ich mich von Termin zu Termin gestresst. Jede rote Ampel im Außendienst war eine Belastung. Nun habe ich zwischen Terminen immer Puffer. Außerdem helfen Selbstreflexion und das Feedback von anderen. Eine Vorgesetzte meinte früher zu mir: ‚Sie sind die schlimmste Filialleiterin, die ich je erlebt habe.‘ Ich war in zwei Wochen Urlaub an fünf Tagen im Geschäft. Kontrolle ist für mich wichtig, auch heute noch, aber ich war damals wie so ein kleiner Feldwebel. Das mal direkt gesagt zu bekommen, tut gut. Heute kann ich wunderschön abschalten, zum Beispiel wenn ich mit meiner Tochter male oder bastele. Mehr als zwei Wochen Urlaub machen könnte ich trotzdem nicht – da habe ich immer die Sorge, den Anschluss zu verlieren. Außerdem arbeite ich einfach sehr gerne.