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TAFF 3.0: Ausbildung in Teilzeit

9. Juli 2020

Zwei lächelnde junge Frauen die neben einander stehen.
Teilnehmende des TAFF-Projektes.
  • Schwerpunktthema Chancengleichheit, Qualifizierung
  • Zielgruppe Alleinerziehende

Als Alleinerziehende oder Alleinerziehender eine Ausbildung zu machen, ist so gut wie unmöglich, denn beide Aufgaben sind ein Fulltimejob. Das Jobcenter Ostalbkreis bietet deswegen zusammen mit dem Träger AJO e.V. mit dem Projekt TAFF 3.0 (Teilzeitausbildung für alleinerziehende und pflegende Frauen und Männer) eine Lösung für diese Herausforderung an.

Direkte Zielgruppe: Das Projekt TAFF 3.0 richtet sich an Frauen und Männer ohne Berufsausbildung im Alter bis zu 45 Jahren, die alleinerziehend sind oder Pflegeleistungen für Angehörige erbringen und ALG II beziehen. Für Menschen in einer solchen Lebenssituation ist es häufig eine besondere Herausforderung, eine berufliche Ausbildung in Vollzeit zu absolvieren.

Indirekte Zielgruppe: Zur indirekten Zielgruppe von TAFF 3.0 gehören arbeitsmarktrelevante Akteure wie Jobcenter, IHK, Handwerkskammern, Arbeitgebervertretungen und Gewerkschaften. Also Akteure, die Benachteiligungen der direkten Zielgruppe abbauen können.

Das Projekt startete 2012 und wurde seitdem zwei Mal verlängert. Aktuell wird es noch bis zum 31.12.2021 laufen. Die individuelle Teilnahme an TAFF 3.0 dauert in der Regel sechs Monate und mündet schließlich in einer Teilzeitausbildung.

Die Maßnahme bietet Frauen und Männern, für die keine Vollzeitausbildung in Frage kommt, die Möglichkeit, ihren Beruf neben den familiären Verpflichtungen zu erlernen. Auf Grund von Elternzeit oder Pflege von Angehörigen unterbrochene Ausbildungen können wieder aufgenommen werden. Durch TAFF 3.0 erhält die jeweilige Frau beziehungsweise der jeweilige Mann folgende Unterstützung: eine individuelle berufliche Orientierung, Unterstützung bei der Organisation und Sicherstellung der Kinderbetreuung, Unterstützung bei der Organisation von Pflegezeiten durch Dienste Dritter, Bewerbungs- und Kommunikationstraining, Hilfestellung beim Finden des passenden Ausbildungsberufes und -betriebes sowie Hilfe bei Behördengängen.

Die individuelle Teilnahme gliedert sich in vier Phasen, zusammengenommen dauern sie sechs Monate:

  1. Profiling und Kompetenzfeststellung: Zunächst wird ein individuelles Kompetenzprofil der beziehungsweise des Maßnahme-Teilnehmenden erstellt. Zudem unterstützen die Beraterinnen und Berater beim Aufbau einer, an die jeweiligen Ausbildungszeiten angepassten, Kinder- beziehungsweise Angehörigenbetreuung. (Dauer: Zwei Monate)

  2. Prozessorientierte Berufsorientierung:

    Die oder der Teilnehmende informiert sich über die unterschiedlichen Berufsfelder. Bei Bedarf kann hier bereits ein ein- bis zweiwöchiges Praktikum absolviert werden, um den Beruf in der Praxis kennenzulernen. (Dauer: Zwei Monate)

  3. Berufsvorbereitung in Teilzeit:

    An vier Tagen in der Woche absolviert die oder der Teilnehmende ein Praktikum im gewählten Beruf. An einem fünften Wochentag werden schulische, persönliche und lebenspraktische Fähigkeiten in Einzel- und Gruppencoachings gefördert. (Dauer: Ein Monat)

  4. Eintritt in Teilzeitausbildung:

    Die Teilnehmenden werden in der ersten Ausbildungsphase weiter begleitet, um die eingetretenen Veränderungen im Alltag sowie das Ausbildungsverhältnis zu stabilisieren. Dazu wird beispielsweise ein projektinterner Förderunterricht angeboten. So kann der schulische Lernstoff bei Bedarf vor- und nachbereitet und Lernrückstände aufgearbeitet werden. (Dauer: Ein Monat)

Während der gesamten Dauer von TAFF 3.0 nehmen die Teilnehmenden obligatorisch an EDV-, Mathe- und Deutschkursen teil, zudem gibt es Kompetenztrainings und Einzelcoachings.

Die wöchentliche Ausbildungszeit beträgt 25 bis 30 Stunden inklusive Berufsschule; dies entspricht etwa 75 Prozent einer Vollzeitstelle.

Projektträger ist die Aktion Jugendberufshilfe im Ostalbkreis (AJO) e. V. in Aalen. Kooperationspartner ist Q-PRINTS & SERVICE gGMBH in Pforzheim. Weitere Kooperationspartner sind die Jobcenter Ostalbkreis, Pforzheim und Enzkreis. Sowie: die Industrie- und Handelskammern Ostwürttemberg und Nordschwarzwald, die Handwerkskammern in Ulm und Karlsruhe, sowie Beratungseinrichtungen und Unternehmen vor Ort und Arbeitgeberverbände. „Mit jeder Förderperiode ist das Netz der Kooperationspartner größer geworden“, erklärt Tarla Naffin von AJO e. V.. Dass die Vernetzung so gelungen sei, sei auch der großen Offenheit aller Beteiligten zu verdanken, so Naffin. Alle drei Monate kommen Projektträger und Kooperationsträger zusammen, um sich auszutauschen.

Ziel des Projektes ist, dass die Projektteilnehmenden eine Ausbildung absolvieren können und mit dem Ausbildungsabschluss die Voraussetzung für einen leichteren Einstieg ins Erwerbsleben und nachhaltigen Integration auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Und das bei gleichzeitiger Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch für die jeweilige Region stellt das Projekt eine Win-Win-Situation dar. Vor allem Kleinst- und Kleinunternehmen im ländlichen Bereich leiden unter dem Fachkräftemangel und fehlenden Auszubildenden. Dank des Projekts können sie mehr Stellen mit kompetenten Auszubildenden besetzen.

Das Projekt TAFF 3.0 wird mit Hilfe des Landes-Arbeitsmarktprogramms "Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt" durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert. Die oder der Teilnehmende erhält auch während der Teilnahme am TAFF 3.0-Projekt weiterhin die finanzielle Unterstützung nach dem SGB II zum Lebensunterhalt.

Mit der Zeit zeigte sich, dass vor allem Frauen von dem Angebot angesprochen werden. Zudem stellte die mittlerweile mehrjährige Erfahrung unter Beweis, dass die Projektteilnehmerinnen und Projektteilnehmer gute Voraussetzungen mitbringen, um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Die Teilnehmenden sind besonders motiviert, leistungsbereit und zuverlässig. Dadurch, dass sie neben ihrem Job den Haushalt sowie Kinderbetreuung beziehungsweise Pflege eines Angehörigen managen müssen, erwiesen sich die Maßnahmen-Teilnehmenden oft als besondere Organisationstalente mit gutem Zeitmanagement. Überdies zeigte sich, dass ihre sozialen und persönlichen Kompetenzen durch ihre Verpflichtungen und Belastungen gut ausgeprägt sind. Dank einer umfassenden Berufsorientierung, die die Leistungsbeziehenden durch die Teilnahme erhalten, und Arbeitserprobungen in Form von praktischen Einsätzen, liegt lediglich eine geringe Abbruchquote vor.

Ende 2017 zählte TAFF seit dem Start 2012 insgesamt 300 Teilnehmende. Davon konnten 109 in Teilzeitausbildungen vermittelt werden, 14 gingen gar in eine Vollzeitausbildung. Die Vermittlungsquote beträgt 41,33 Prozent.

Netzwerk Teilzeitausbildung in Baden-Württemberg

Das Projekt im Ostalbkreis

Landesprogramm: Neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Ein Film zum Projekt finden sie hier. Der Film bietet Eindrücke und zeigt Teilnehmerinnen aus den Anfangszeiten des Projekts. Mittlerweile richtet sich TAFF auch an alleinerziehende Männer.

Weitere Informationen zum Thema Chancengleichheit finden Sie hier.