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Modellprojekt "Übersetzung von Verwaltungsakten in Leichte Sprache"

12. März 2020

Das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis berichtet über die Teilnahme an dem Projekt und zieht ein Fazit für die zukünftige Implementierung von Leichter Sprache.

Logo des Jobcenters Ennepe-Ruhr-Kreis
  • Schwerpunktthema Qualitätsarbeit
  • Zielgruppe Geringqualifizierte

Ziel des Modellprojektes war es, (Sprach-)Barrieren abzubauen und somit einen besseren Zugang für Leistungsberechtigte mit Lernschwierigkeiten, Sprach- und Leseschwächen sowie geringen Deutschkenntnissen zu Hilfe- und Leistungsangeboten des Jobcenters zu schaffen.

Mit dem Modellprojekt werden Menschen mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten, Sprach- bzw. Leseschwierigkeiten sowie mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund fokussiert.

Das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis nahm von 2015 bis Ende 2018 an dem Modellprojekt "Übersetzung von Verwaltungsakten in Leichte Sprache" des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung (FTB) der Evangelischen Stiftung Volmarstein teil.

Die Projektleitung für das Modellprojekt „Übersetzung von Verwaltungsakten in Leichte Sprache" übernahm das Forschungsinstitut Technologie und Behinderung (FTB) der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Am Modellprojekt im Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis beteiligten sich Mitarbeitende des Leistungsbereiches und des Bereiches Markt und Integration, die Fachkoordinatorin des Jobcenters für Inklusion, Reha und Schwerbehinderung, der Inklusionsbeauftrage des Ennepe-Ruhr-Kreises sowie Mitarbeitende der Gehörlosenberatung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Witten. Des Weiteren reflektierte eine „Prüfgruppe“ aus lernbeeinträchtigten Menschen die Übersetzungen des Jobcenters, um die Verständlichkeit der Leichten Sprache zu gewährleisten. Die Fachkoordinatorin für Inklusion, Reha und Schwerbehinderung steht bei Fragen zum Thema Leichte Sprache allen Mitarbeitenden des Jobcenters zur Verfügung. Finanziert wurde das Projekt der evangelischen Stiftung Volmarstein zu 90% durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und zu 10% aus Eigenmitteln. Das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis konnte die hier entstandenen Materialien und Schulungen kostenlos nutzen, bekam aber keine anderweitigen finanziellen Förderungen für die Umsetzung.

Zu Beginn des Projekts gab die Projektleiterin des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung (FTB) der Evangelischen Stiftung Volmarstein, Frau Nietzio,eine Einführung in das Thema Leichte Sprache für verschiedene Akteure im Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis. Das Jobcenter wählte dann zwei aus dessen Sicht für Leistungsberechtigte relevante Themen aus: Leistungsgewährung und Arbeitsplatzsuche. Hier entschied man sich, die zwei Broschüren „JC EN Informationsblatt ‚Aktiver Bereich‘ “ und „Informationen vom Jobcenter EN – Leistungs-Bereich: Hilfe mit Arbeitslosen-Geld 2“ in Leichte Sprache zu übersetzen. Die Broschüren tragen nun die Titel „Informationen vom Jobcenter EN – Beratung und Vermittlung: Hilfe bei der Arbeits-Suche“ und „Infoblatt Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts“. Das Projekt endete im Oktober 2018 offiziell. Im Laufe der Zeit sollen nun auch nach Projektende weitere Unterlagen des Jobcenters in Leichte Sprache übersetzt werden, um den Leistungsberechtigten das SGB II verständlicher zu machen - dann aber in Eigenregie des Jobcenters.

Weiterhin sollen die Mitarbeitenden des Jobcenters - nachdem sie im Rahmen des Modellprojektes entsprechend geschult wurden - Leistungsberechtigte auch vermehrt in einer einfachen, bürgerfreundlichen Sprache beraten - zum Beispiel, um ihnen Bescheide und Unterlagen des Jobcenters verständlich zu erläutern.

Das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis hat durch dieses Projekt insbesondere Erfahrungen zur Kommunikation des Jobcenters mit den Leistungsberechtigten gesammelt und Verständnis für damit einhergehende Schwierigkeiten gesammelt. Dies vor allem bei der Kommunikation mit Leistungsberechtigten mit Sprach- und Verständnisbeeinträchtigungen unterschiedlicher Arten und Hintergründe. Durch den Einsatz der „Prüfgruppe“, die die Texte des Jobcenters auf ihre Verständlichkeit untersucht hat, hat das Modellprojekt erreicht, dass sich Jobcenter-Mitarbeitende mit sich und ihrem Tun bzw. ihrer Sprache auseinandergesetzt haben. Durch Hinterfragen der Prüfgruppe haben sie Verständnisprobleme in den Unterlagen des Jobcenters erkannt und gemeinsam mit den Menschen mit kognitiven Einschränkungen Lösungen hierfür gefunden. Hierdurch und durch Schulungen zu Leichter und einfacher Sprache haben Mitarbeitende ein verbessertes Bewusstsein für die „Verwaltungslastigkeit“ ihres täglichen Sprachgebrauchs erkannt und Möglichkeiten kennengelernt, um diese im Alltag mit den Leistungsberechtigten zu durchbrechen.

Auch die betroffenen Leistungsberechtigten nahmen über das Projekt wahr, dass das Bemühen des Jobcenters um sie groß ist.

Eine wichtige Erkenntnis der Projektbeteiligten war, dass gerade im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende Unterlagen in Leichter Sprache ergänzend angeboten werden sollten, nicht aber rechtssichere Bescheide ersetzen können. Das Jobcenter Ennepe-Ruhr-Kreis setzt sich deshalb auch nach Projektende für mehr Verständlichkeit ein. Neben den bereits genannten Broschüren, die während der Projektlaufzeit entstanden sind, erarbeiten derzeit Mitarbeitende des Jobcenters Erläuterungen zu Bescheiden in Leichter Sprache. Das Projekt hat somit auf mehreren Ebenen einen nachhaltigen Charakter. Die Maßnahmen, die nunmehr weiterverfolgt werden, werden aus Mitteln des Kreises bzw. des- und Jobcenters Ennepe-Ruhr-Kreis erbracht.

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