Lichtdurchflutet, dschungelartig grün und überraschend ruhig: Das ist der erste Eindruck, den das Jobcenter in Kassel bei Besuchenden hinterlässt. Große Fenster und unzählige Pflanzen in der Eingangszone sorgen sogar mittags, der Hochphase des Besuchsaufkommens, für eine angenehme Atmosphäre. Es sitzen nur vereinzelte Personen im Wartebereich. Am Empfangstresen erklingt leises Getuschel. Alle fünf Mitarbeitenden sind in Beratungsgespräche mit Besucherinnen und Besuchern vertieft.
Einer dieser Mitarbeitenden ist Aboubacar Alhabbo. Für viele Arbeitsuchende ist der Kasseler der erste Ansprechpartner, den sie im Jobcenter kennenlernen. Wer ihn im Gespräch beobachtet, könnte meinen, er wäre schon immer Teil des Empfangsteams – tatsächlich ist der Quereinsteiger erst seit knapp zwei Jahren als Fachassistent dabei. „Nach meinem Realschulabschluss habe ich Koch gelernt“, erzählt Alhabbo. „Um mich weiterzuentwickeln, habe ich danach acht Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff angeheuert. Ich bin dann mit der Flotte gewachsen und zum zweiten Koch des Küchenchefs aufgestiegen.“ Als 2020 die Corona-Pandemie den Kreuzfahrttourismus stilllegte, orientierte er sich neu und fing zunächst in der Poststelle der benachbarten Arbeitsagentur an. „Als nach zwei Jahren das Jobcenter dann die Stelle als Fachassistent in der Eingangszone ausschrieb, habe ich die Chance gesehen, mich weiterzuentwickeln und mich beworben.“ Darüber freute sich sein zukünftiger Vorgesetzter, Sebastian Schweitzer, damals sehr: „Herr Alhabbo bringt durch seine berufliche Vorerfahrung viel Know-How im Kundenkontakt mit – das ist genau das, was wir hier in der Eingangszone brauchen“, berichtet der Teamleiter der Eingangszone. Seit nun rund einem Jahr ergänzt Alhabbo das 16-köpfige Team und die Hoffnungen des Vorgesetzten haben sich ganz bewahrheitet: „Herr Alhabbo pflegt einen sehr offenen Dialog und kann dabei klare Grenzen setzen, das bringt ein bisschen frischen Wind in die Eingangszone.“
Eingangszone im digitalen Wandel
Zwei bedeutende Änderungen im Jobcenter erlebte Alhabbo bereits mit: Neben der Einführung des Bürgergeld-Gesetzes beeinflusste vor allem die Digitalisierung seine Arbeit in der Eingangszone. So findet seit Ende der Pandemie der Publikumsverkehr nur noch mit Termin statt. Diesen können hilfesuchende Menschen online oder direkt an einem Selbstbedienungsterminal in der Eingangszone auswählen. „Das macht es uns, aber auch den Besucherinnen und Besuchern, sehr viel leichter“, erzählt Alhabbo. „Es ist seither alles ein bisschen geordneter und ruhiger“.
Teamleiter Schweitzer trieb die Umstellung damals voran und begleitete sie. „In der Vergangenheit waren die Kolleginnen und Kollegen zu Beginn ihres Dienstes nicht voll ausgelastet. Um die Mittagszeit hatten wir dann aber ein sehr hohes Besuchsaufkommen,“ erinnert er sich. „Dank der Online-Terminierung sind wir effektiver geworden, weil wir jetzt die maximale Kapazität ausschöpfen können und alle einen gleichbleibenden Arbeitsrhythmus haben.“ Neben der Terminvergabe wurde mittlerweile auch die Möglichkeit geschaffen, Anträge online zu stellen. Für Web-Unerfahrene gibt es einen neuen Sonderdienst am Empfang, der bei der digitalen Antragstellung unterstützt. Dazu gehen die Mitarbeitenden mit der antragstellenden Person in einem Nebenraum und leiten sie ganz in Ruhe durch den Registrierungsprozess und beantworten Fragen zur Handhabung. „Dabei fallen dann die Blockaden meist schnell“, beobachtet Schweitzer. Die Antragsstellenden fühlen sich danach meist gut in der Lage, die ergänzenden Unterlagen bequem allein von zuhause aus hochzuladen.
„Kleine große Herausforderungen“ und wie Alhabbo sie meistert
Begrüßt Alhabbo mal nicht die Besucherinnen und Besucher am Empfang, findet man ihn ein paar Türen weiter in einem Büro. Hier führen er und die anderen Mitarbeitenden der Eingangszone die Beratungsgespräche, die etwas mehr Ruhe und Privatsphäre brauchen. Fragt man ihn nach den größten Herausforderungen in seinem Arbeitsalltag, sind es die Sprachbarrieren, die ihm zuerst in den Sinn kommen. „Da gibt es aber verschiedene Möglichkeiten sich zu helfen. Ich selbst bin gut mit Englisch unterwegs und das reicht in 80 bis 90 Prozent der Fälle.“ Im Zweifel kämen Übersetzungsgeräte und eine Übersetzungshotline zum Einsatz.
Herausfordernder sei es, das am Tag Erlebte nicht mit nach Hause zu nehmen: „Man hört viele Geschichten und es sind auch manchmal Schicksalsschläge dabei,“ sagt er mit ernster Miene, „Sich davon nicht aus der Bahn werfen zu lassen und sachlich zu bleiben, das ist eine ‚kleine große Herausforderung‘.“ Insbesondere der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen und eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben seien in solchen Fällen hilfreich, um schwierige Erfahrungen zu verarbeiten. Als Quereinsteiger ist der gelernte Koch auch nicht allein. Die Eingangszone ist sehr heterogen aufgestellt, es gibt neben Mitarbeitenden, die die interne Laufbahn verfolgen, weitere Quereinsteiger wie Alhabbo und auch das Alter der Mitarbeitenden variiert stark. Insgesamt, betont der Kasseler, ist er sehr zufrieden mit seiner Arbeit im Jobcenter: „Ich helfe Menschen bei essenziellen Themen weiter und tue ihnen etwas Gutes. Das macht mir Freude.“
Traumjob statt Traumschiff
Fragt man Alhabbo danach, wie er sich seine Zukunft vorstellt, muss er schmunzeln. Tatsächlich habe er erst vor Kurzem zwei Wochen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff seines alten Arbeitgebers gemacht. „Das war eine sehr interessante Erfahrung und für mich nochmal ein Moment, um mich zu fragen: Willst du das nochmal?“ Doch sein Resümee fällt klar aus: „Ich bin sehr glücklich hier zu sein. Meine vorherige Arbeit fand in einer kleiner Luxusblase statt. Jetzt sehe ich andere Facetten, lerne andere Menschen kennen und bin einfach sehr froh darüber, Menschen zu helfen.“
„Freundlich und kundenorientiert beraten“ ist das Motto von Aboubacar Alhabbo, wenn er am Empfangstresen des Jobcenter der Stadt Kassel sitzt.
Viel Expertise in allen Bereichen – so schafft es das Empfangsteam rund 80 Prozent der Anliegen schon in der Eingangszone abschließend zu bearbeiten.
Erstmal einchecken – am Anmeldungsterminal können Besucherinnen und Besucher des Jobcenters ihren Termin bestätigen.
Wer noch keinen Termin hat, kann diesen auch direkt vor Ort an der Terminstele vereinbaren.
Als Teamleiter des Empfangs brachte Sebastian Schweitzer die Umstellung auf Online-Terminierung maßgeblich mit voran.
Ganz schön grün geht es in der Eingangszone des Jobcenters der Stadt Kassel zu.
Ob auf dem Schiff oder an Land: Den Menschen Gutes zu tun ist Aboubacar Alhabbo ein wichtiges Anliegen.
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