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„Die Bereitschaft, Neues zu lernen, öffnet viele Türen“ 

Mit 27 Jahren begann Viktoria Sophia Hausmann eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit und arbeitet heute im Jobcenter. Warum dieser Neuanfang genau richtig für sie war.

 Jobcenter Hildesheim

Viktoria, welche beruflichen Stationen hast du vor deiner Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen durchlaufen?

Viktoria Sophia Hausmann: Nach meinem Realschulabschluss wusste ich nicht wirklich, was zu mir passt. Ich habe Verschiedenes ausprobiert, aber war nie zufrieden. Immer hatte ich das Gefühl, noch nicht den richtigen Weg für mich gefunden zu haben.

Wie hast du von der Ausbildung bei der Agentur für Arbeit erfahren?

Viktoria Sophia Hausmann: Durch meine Mutter. Sie ahnte, dass Verwaltung oder öffentlicher Dienst etwas für mich sein könnten – das strukturierte Arbeiten, Ordnung schaffen und wahren. Das hat sich wohl bereits früh angedeutet: Schon als Vierjährige habe ich feinsäuberlich meine Schuhe sortiert. Diese Anekdote erzählt sie noch heute.

Es gibt zahlreiche Verwaltungsberufe. Wie kam es zur Entscheidung für genau diese Ausbildung?

Viktoria Sophia Hausmann: Das stimmt. Ausschlaggebend war meine eigene Erfahrung. Ich habe selbst einmal Leistungen vom Jobcenter bezogen. Damals war ich erst 17 und krank. Das Jobcenter hat mich aufgefangen. So entstand der Wunsch, auch anderen diese Sicherheit und die Chance zu geben, später durchzustarten.

Wie verlief die Ausbildung?

Viktoria Sophia Hausmann: In den Einführungswochen lernt man die Strukturen der Bundesagentur für Arbeit kennen. Anschließend gliedert sich die Ausbildung in drei Teile: die Lernmodule am Arbeitsplatz, die Berufsschule sowie die Praxiseinsätze in verschiedenen Bereichen. In den Lernmodulen standen die beiden Hauptfächer ‚Allgemeine Geschäftsprozesse‘ und ‚Prozesse der Leistungsgewährung‘ im Mittelpunkt. In ‚Allgemeine Geschäftsprozesse‘ geht es vor allem um Beratung in der Eingangszone. ‚Prozesse der Leistungsgewährung‘ behandelt die Arbeit rund um Anträge und Fristen. Ergänzend dazu haben wir in der Berufsschule Themen wie Krankenversicherung, Pflegeversicherung, BAföG oder Wohngeld behandelt. Besonders spannend waren aber die Praxiseinsätze: Längere Stationen hatte ich in der Leistungsgewährung im Jobcenter und im Arbeitslosengeld sowie in den Eingangszonen des Jobcenters und in der Agentur für Arbeit. Es gab aber auch viele kürzere Einblicke – etwa in die Berufsberatung an Schulen, die Arbeitsvermittlung, das Berufsinformationszentrum, den Arbeitgeberservice, die Familienkasse, den internen Service und das Immobilien- und IT-Management. So erlebte ich in der Ausbildung, wie vielfältig die Arbeit im Jobcenter sein kann – mit oder ohne Kundenkontakt, mit oder ohne Tabellen und Bescheide, je nachdem, was einem liegt. Am Ende durfte ich sogar drei Wünsche äußern, in welchem Bereich ich eingesetzt werden möchte.

Ist dir eine Station besonders im Gedächtnis geblieben?

Viktoria Sophia Hausmann: Ja, die Einsätze im Leistungsbereich. Die Sachbearbeitung hat mir immer schon am meisten Spaß gemacht. Deshalb war für mich auch früh klar, dass ich nach der Ausbildung in der Leistung arbeiten möchte.

Gab es Herausforderungen? Wie bist du damit umgegangen und wann hast du gemerkt, dass die Ausbildung das Richtige für dich ist?

Viktoria Sophia Hausmann: Am Anfang hatte ich vor allem Zweifel an mir selbst – wegen meines Alters, meiner ungeraden Erwerbsbiografie und weil ich selbst einmal Grundsicherung bezogen habe. Auch fachlich war es herausfordernd, etwa die Klausuren im Gutachtenstil mit Paragraphen zu schreiben. Das ist ganz anders als in der Schule. Geholfen hat, dass die Aufgaben Schritt für Schritt anspruchsvoller wurden. Mit der Zeit habe ich Sicherheit und Vertrauen in mich selbst gewonnen und gemerkt, dass das Arbeitsumfeld zu mir passt. Es ist wertschätzend, unterstützend und ich fühle mich gesehen. Außerdem passen die Aufgaben zu mir.

Welche Voraussetzungen oder Charaktereigenschaften sollte man für die Ausbildung unbedingt mitbringen?

Viktoria Sophia Hausmann: Durchhaltevermögen und Lernbereitschaft. Gesetze ändern sich, Anträge und Dokumente ebenfalls. Man muss also bereit sein, sich immer wieder neu reinzufuchsen.

Inzwischen arbeitest du in der Leistungsabteilung der Außenstelle Bad Salzdetfurth des Jobcenters Hildesheim. Was sind deine Aufgaben und welche davon machen dir am meisten Freude?

Viktoria Sophia Hausmann: In der Leistungsabteilung kümmere ich mich um Aufgaben rund um die Grundsicherung für Arbeitsuchende. Dazu gehören zum Beispiel Betriebs- und Heizkostenabrechnungen. Das macht mir tatsächlich am meisten Spaß, weil ich da ganz den ‚Orga-Freak‘ in mir rauslassen kann. Aber ich probiere mich auch gern an anderen Aufgaben aus und lerne kontinuierlich dazu, um die Menschen besser zu unterstützen.

Was schätzt du besonders an deinen Kolleginnen und Kollegen?

Viktoria Sophia Hausmann: Die Arbeitsatmosphäre im Jobcenter ist locker und offen. Man kann alles ansprechen und der Umgang ist wertschätzend. Gerade in unserem kleinen Team in Bad Salzdetfurth geht es sehr familiär zu: Man kennt sich gut und kann auch Persönliches miteinander teilen.

Welche Erlebnisse im Kontakt mit hilfesuchenden Menschen im Jobcenter sind dir besonders im Gedächtnis geblieben?

Viktoria Sophia Hausmann: Natürlich gibt es schwierige Situationen im Jobcenter – da muss ich geduldig sein und erklären. Es gibt aber auch Momente großer Dankbarkeit. Besonders erinnere ich mich an eine Leistungsbeziehende, die zu dem Zeitpunkt erst kürzlich eine Krebsdiagnose erhalten hatte. Sie wusste nicht, dass sie von Zuzahlungen für ihre Medikamente befreit werden konnte. Dazu musste sie ihrer Krankenkasse einen Bescheid von uns über ihren Leistungsbezug vorlegen. Als ich sie darauf hinwies, war sie sehr erleichtert. So konnte sie sich auf ihre Behandlung konzentrieren, ohne zusätzliche Sorge um die Kosten. Solche Momente zeigen mir, dass meine Arbeit einen Unterschied im Leben der Menschen macht.

Du begleitest inzwischen auch Jobmessen. Warum ist dir das wichtig?

Viktoria Sophia Hausmann: Ich finde es wichtig zu zeigen: Die Agentur für Arbeit bildet auch für die Jobcenter aus und der Beruf ist vielfältiger als die meisten denken. Wir stempeln nicht nur Anträge. Alles ist dabei – von der Unterstützung bei der Jobsuche in der Arbeitsvermittlung über die Arbeit in der Eingangszone, Berufsberatung an Schulen, die Prüfung in der Leistung bis hin zu internen Bereichen wie Personal oder IT. Auf den Messen kann ich Menschen erreichen, die uns sonst gar nicht auf dem Schirm hätten. Das ist eine Chance, junge Kolleginnen und Kollegen für das Jobcenter zu gewinnen.

Was würdest du anderen Menschen raten, die sich – vielleicht auch später im Leben – für eine Arbeit im Jobcenter interessieren?

Viktoria Sophia Hausmann: Seid offen und lasst euch nicht abschrecken. Auch wenn man nicht von Anfang an alle geforderten Qualifikationen mitbringt: Ein persönlicher, authentischer Umgang und die Bereitschaft, Neues zu lernen, öffnen viele Türen.

Dass diese Offenheit im Jobcenter Hildesheim gewinnbringend gelebt wird, unterstreicht auch Geschäftsführer Ulrich Nehring:

Es ist nur schlau, sich Menschen zu öffnen, deren Berufsweg nicht immer gerade verlief. Denn sie bringen wertvolle Erfahrungen mit: Umwege erhöhen die Ortskenntnis! Frau Hausmann bewarb sich mit 27 Jahren bei uns, fühlt sich jetzt pudelwohl und engagiert sich nach Kräften. Wir freuen uns sehr, dass sie bei uns ihren Platz gefunden hat – meinetwegen auch in pink.“

Noch mehr Einblicke in den Werdegang von Viktoria Sophia Hausmann gibt es auf Instagram.

 Jobcenter Hildesheim

An ihrem Schreibtisch läuft alles zusammen – hier organisiert Viktoria nicht nur Akten, sondern auch Chancen für Menschen.

 Jobcenter Hildesheim

Antragsprüfung heißt Verantwortung – getragen wird sie im Team.

Neugierig geworden?

Im Praxisblick erzählen wir von verschiedenen Wegen, die – neben der Ausbildung – ins Jobcenter führen. In diesem Film erzählen Studierende der HdBA von ihrem dualen Studium für die Praxis in den Jobcentern.

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