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Kollegiale Fallberatung im Jobcenter Salzgitter

Komplexe Fälle löst das Jobcenter Salzgitter mit kollegialer Fallberatung. Fallberater Maik Ziemann berichtet, wie das Leistungsberechtigte voranbringt.

Maik Ziemann

Maik Ziemann arbeitet seit zwei Jahren als Fallmanger im Jobcenter Salzgitter. 

Was ist „kollegiale Fallberatung“ und wo genau setzt das Jobcenter Salzgitter diese ein? 

Maik Ziemann: „Die kollegiale Fallberatung ist ein Instrument, welches alle unsere neuen Kolleginnen und Kollegen spätestens dann kennenlernen, wenn sie in ihrer Ausbildung das Thema Fallmanagement durchlaufen. Besonders bei komplexen Fällen, wo unklar ist, wie es weitergehen soll, bietet das Instrument eine wertvolle Unterstützung, denn dabei tauschen sich mehrere Mitarbeitende untereinander aus, um Lösungsansätze zu finden. 

Wir haben das Konzept Fallmanagement seit 2016 mehrfach überarbeitet. 2023 legten wir fest, dass die Fallmanagerinnen und -manager weiterhin ein fester Bestandteil der kollegialen Fallberatung sind. Darüber hinaus erweiterten wir die Zielgruppe, sodass auch andere Mitarbeitende im Haus daran teilnehmen können – zum Beispiel solche, die sich in einer Zertifizierung befinden oder konkrete Anliegen einbringen möchten. 

Im aktuellen Konzept ist außerdem ein fester monatlicher Termin für die kollegiale Fallberatung vorgesehen, sodass alle Beteiligten die Möglichkeit haben, sich gezielt darauf vorzubereiten.“ 

Wie läuft die kollegiale Fallberatung Schritt für Schritt ab? 

Maik Ziemann: „Zu Beginn fragen wir, ob jemand ein aktuelles Anliegen einbringen möchte. Die Person, die den Fall hat, übernimmt die Rolle der Falldarstellenden. Die Gruppe teilt dann außerdem noch die folgenden Rollen auf: Die Moderation steuert den Ablauf und achtet auf die Einhaltung der Struktur. Die Zeitkoordination sorgt dafür, dass die Zeitvorgaben eingehalten werden. In der Regel umfasst die kollegiale Fallberatung eine Stunde. Die Protokollführung dokumentiert die wichtigsten Punkte auf einem Flipchart (anonymisiert). 

Eine Person stellt dann ihren Fall vor und die Gruppe stellt gezielte Fragen, um das Anliegen besser zu verstehen. Danach zieht sich die falldarstellende Person zurück und die Gruppe entwickelt Hypothesen und dokumentiert diese. 

Danach kommt die falldarstellende Person wieder dazu, um zu reflektieren, welche Hypothesen sie für zutreffend hält. Sie wählt ein oder zwei Hypothesen aus, mit denen die Gruppe dann wieder allein weiterarbeitet. Sie entwickelt daraus Lösungsansätze, die sie der falldarstellenden Person als Anregung für das weitere Vorgehen präsentiert. Zum Abschluss gibt die falldarstellende Person Feedback: Welche Ideen sind hilfreich? Was möchte sie ausprobieren?“ 

Es gibt viele Methoden, um sich kollegial zu beraten. Was macht die „Kollegiale Fallberatung“ aus Ihrer Sicht besonders effektiv? 

Maik Ziemann: „Die klare Struktur spricht viele an. Sie holt jede und jeden im Team gut ab. Wir haben auch schon andere Instrumente ausprobiert, zum Beispiel eine deutlich spielerische namens „Kopfstand“. Da beginnen wir mit sogenannten ‚unsinnigen‘ Ideen. Zum Beispiel überlegen wir, wie wir verhindern könnten, dass eine leistungsberechtige Person zum Termin erscheint. Das kann im ersten Moment witzig sein, führt dann im Idealfall aber über eine gedankliche Umkehr zu ernst gemeinten Lösungsansätzen. Diese Methode führt zu kreativen Lösungsansätzen, funktionierte aber bei uns nicht für alle gut. 

Auch die Methode „gute Ratschläge“, bei der jeder einfach einen Rat gibt, wirkt für uns in manchen Fällen zu oberflächlich. Deswegen haben wir uns bewusst für die kollegiale Fallberatung mit dem Schritt der Hypothesenbildung entschieden. Sie erlaubt eine tiefere Analyse und bietet sowohl den eher sachlich orientierten als auch den kreativeren Köpfen im Team Raum, sich einzubringen. Diese Methode ist für uns besonders wertvoll und wird von allen gut akzeptiert.“ 

Hat die kollegiale Fallberatung die Kommunikation mit den Leistungsberechtigten verbessert?  

Maik Ziemann: „Ja, sie führte nicht nur zu einer besseren Kommunikation im Team, sondern auch mit den Leistungsbeziehenden. Denn sie trug dazu bei, dass die Mitarbeitenden sich besser in die Situation der Menschen hineinversetzen können. Dieser Perspektivwechsel ermöglicht eine gezieltere Beratung, wodurch auch die Beziehung gestärkt wird. Dadurch können gemeinsam mit den Leistungsbeziehenden geeignete Lösungen gefunden werden, die besser auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. 

Ich würde klar empfehlen, die kollegiale Fallberatung in ein festes Konzept mit einem monatlichen Termin einzubinden – nicht auf Zuruf. So entsteht Verlässlichkeit, und die Mitarbeitenden wissen genau, wann und wo sie sich austauschen können. Das fördert nicht nur die Qualität der Beratung, sondern auch den Teamzusammenhalt und macht die Beratung umfassend und nachhaltig.“ 

Neugierig geworden?

Im Praxisblick erzählen wir, wie kollegiale Fallberatung im Jobcenter Lahn-Dill für mehr Teilhabe sorgt.

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