Je mehr Leistungsberechtigte die digitalen Angebote der Jobcenter nutzen, desto mehr Zeit können die Mitarbeitenden der gemeinsamen Einrichtungen in die Beratung investieren. Doch wie lässt sich die Online-Nutzung weiter steigern? Das lotet seit Dezember 2024 das Vorhaben „Digitales Jobcenter” des Bundesministeriums für Arbeit (BMAS) und der Bundesagentur für Arbeit (BA) aus. In den vergangenen Monaten fanden Befragungen von Leistungsempfangenden sowie Jobcenter-Mitarbeitenden vor Ort in den Erprobungs-Jobcentern statt. Darüber hinaus wurden in Hospitationen bestehende Prozesse analysiert. Anschließend wurden insgesamt 37 dezentrale Maßnahmen in Kleingruppen entwickelt – darunter zum Beispiel folgende: „Schulung ‘DigiSchein’ durchführen”, „Digital First in der Eingangszone etablieren” und „Vorteilsübersetzung von jobcenter.digital für Bürgerinnen und Bürger auf der Homepage”. Diese und viele weitere Maßnahmen standen im Mittelpunkt des Workshops in Berlin am 22. Mai 2025 im BMAS mit 37 Teilnehmenden. Neben Mitarbeitenden aus dem BMAS, der BA, dem Beratungsunternehmen BearingPoint sowie den acht Erprobungs-Jobcentern nahmen auch Mitarbeitende der sechs sogenannten „Impuls-gE-ber-Jobcenter“ teil. Letztere brachten ihre bereits gemachten Erfahrungen bei der Entwicklung der dezentralen Maßnahmen zuvor ein.
Ein Digitalisierungsschub für alle
Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin in der Bundesagentur für Arbeit berichtet: „Es gibt schon viele Ideen und kreative Gedanken für ein digitaleres Jobcenter. Der Workshop heute ist dazu da, die eigenen Perspektiven zu weiten und zu sehen, was lässt sich in meinem Haus nutzen? Jedes Haus ist ja individuell.“ Die acht Erprobungs-Jobcenter nahmen aus den Workshops jeweils drei Maßnahmen mit, die sie nun bis Ende November vor Ort ausprobieren. „Ich finde das sehr beeindruckend, wie viele Maßnahmen von der Praxis für die Praxis erarbeitet wurden“, sagt der im BMAS zuständige Unterabteilungsleiter Stefan Marx. „Wichtig ist uns nun, dass wir die Jobcenter in der weiteren Umsetzung nicht alleine lassen.“ Am Nachmittag erarbeiteten die Jobcenter-Mitarbeitenden in Kleingruppen und mit professioneller Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus der BA, dem BMAS sowie dem Beratungsunternehmen BearingPoint erste konkrete Umsetzungs-Leitfäden. Das BMAS, die BA und BearingPoint werden die von Juli bis November geplante Erprobung der 13 zur Umsetzung ausgewählten Maßnahmen begleiten. „Aus dem Vorhaben erhoffe ich mir einen Digitalisierungs-Schub – und zwar nicht nur für die Jobcenter, die hier teilnehmen, sondern auch für alle anderen“, sagt Marx. Eine Veröffentlichung der Vorhaben-Ergebnisse ist für Januar 2026 geplant.
BMAS und BA gehen übergeordnete Fragen an
Neben den dezentralen Maßnahmen leiteten das BMAS und die BA aus den vor-Ort-Erhebungen auch zentrale Herausforderungen ab, die übergeordnet, begleitend zur Erprobung, angegangen werden. In drei Arbeitsgruppen „Zentrale Technik”, „Zentrale Organisation” und „Recht” beschäftigen sich Vertretende des BMAS, der BA-Zentrale sowie den „Impuls-gE-bern“ seit Mai mit Lösungen zu zentralen Fragen.
Die Servicestelle SGB II berichtet bis zum Vorhaben-Abschluss kontinuierlich auf der Webseite www.sgb2.info über die Ergebnisse der zentralen sowie dezentralen Maßnahmen.
Beim Gallery-Walk lernten die Teilnehmenden die im Vorhaben entwickelten dezentralen Maßnahmen kennen.
Im Steinsaal im BMAS kamen die Teilnehmenden des Vorhabens erstmals in großer Runde in Präsenz zusammen.
In Kleingruppen entwickelten die Jobcenter-Mitarbeitenden gemeinsam mit professioneller Unterstützung Leitfäden für ihre dezentralen Erprobung.
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