Mein erster Eindruck war: Das hier ist ein sicheres Land. Ich fühlte mich erleichtert
, erinnert sich Shagaf Alsaleh an ihre Ankunft in Deutschland. Im Jahr 2015 flüchtet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und einem Sohn aus Syrien. Ein weiterer Sohn wird in Deutschland geboren. Zwei Jahre später zieht die Familie vom ostfriesischen Wittmund nach Nordenham im Landkreis Wesermarsch um. Die Herausforderung, in dem neuen Land mit der fremden Sprache Fuß zu fassen, geht Shagaf frühzeitig an. Noch in der Elternzeit absolviert sie einen Deutschkurs bei Refugium Wesermarsch e.V., einem Verein für interkulturelle Arbeit.
In Damaskus studierte Shagaf Alsaleh Englische Literatur. Anschließend unterrichtete sie Englisch in einer syrischen Schule. Ihr Berufswunsch in Deutschland: Etwas mit Kindern zu machen. Gemeinsam mit Petra Wragge, ihrer Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Wesermarsch, arbeitet sie Stück für Stück daran, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Frau Alsaleh zeigte von Beginn unserer Zusammenarbeit an viel Eigeninitiative. Durch den Sprachunterricht bei Refugium startete sie bereits gut vorbereitet in den allgemeinen Integrationskurs
, erzählt Wragge.
Ohne Netzwerk läuft nichts
Bei der Integration von Geflüchteten unterstützt das Jobcenter ein engmaschiges regionales Netzwerk. Neben Vereinen wie Refugium gehören dazu auch kommunale Träger und Betriebe wie das Nordenhamer Logistikunternehmen A&T Solution GmbH. A&T beschäftigt nicht nur viele Geflüchtete, sondern bietet ihnen über die Kreisvolkshochschule auch Berufssprachkurse an.
Besonders eindrücklich ist das intensive Engagement für Geflüchtete in der Wesermarsch in einem Video des Deutschen Roten Kreuzes zu sehen. Darin berichten DRK-Mitarbeitende von ihrer Arbeit für ukrainische Geflüchtete – von der psychosozialen Alltagsbetreuung bis zum Umgang mit Behörden. Das DRK sorgt sich vor allem um das emotionale Wohl der Menschen. Als Jobcenter sind wir dankbar, dass uns solche Organisationen flankierend zur Seite stehen
, würdigt Wragge die Aktivitäten des Kreisverbandes.
Von der Geflüchteten zur Integrationshelferin
Dass sich der Einsatz für Geflüchtete lohnt, zeigt Shagaf Alsalehs Geschichte. Dank des Job-Turbos arbeitet sie seit Anfang 2024 in der Kita „Regenbogen“ in Rodenkirchen. Maßgeblich ist dafür die Unterstützung durch das Jobcenter: Wir haben die Gemeinde dabei beraten, Fördermittel auf Landesebene zu beantragen
, verrät Petra Wragge. Damit konnten sie eine zusätzliche Hilfskraft im Kindergarten finanzieren.
Und auch Shagaf Alsaleh bringt sich immer wieder unterstützend ein, etwa als Übersetzerin zwischen arabischsprachigen Eltern und den anderen Kita-Mitarbeitenden. Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß
, berichtet sie begeistert. Alle Kolleginnen und Kollegen sind freundlich und haben mich von Beginn an unterstützt.
Ihre Erfahrungen als Geflüchtete einzusetzen, um Menschen mit ähnlichen Lebensgeschichten in Deutschland zu unterstützen – darin sieht sie zukünftig ihre Aufgabe. Noch vor der Anstellung in der Kita lässt sie sich von der WEIT Akademie zur pädagogischen Hilfs- und Integrationskraft fortbilden. Der sechsmonatige Online-Kurs berücksichtigt die besonderen Herausforderungen von Frauen mit Migrationshintergrund
, erklärt Geschäftsführer Beowulf Siegert. Wir möchten ihnen die Möglichkeit bieten, berufliche Weiterbildung und familiäre Aufgaben zu verbinden. Eine individualisierte Betreuung erlaubt es uns, auch auf geringe Deutschkenntnisse oder sensible Themen wie Intersektionalität und Inklusion einzugehen.
Wertvolle Vorbildfunktion
Mit ihrer erfolgreichen Integration nimmt Shagaf Alsaleh eine Vorbildfunktion ein. Für das Jobcenter Wesermarsch sei das ungemein wertvoll, sagt Wragge. Denn auch wenn die Integration in Arbeit nicht sofort gelinge, sei es wichtig, die beruflichen Qualifikationen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Für Leistungsbeziehende, die mehr wollen, suche das Jobcenter immer nach Wegen, ihre Jobwünsche zu erfüllen. Die Vermittlerin ist überzeugt: Ob über eine Teilzeitanstellung oder den Umweg über ein Praktikum – gemeinsam mit den Arbeitgebenden findet sich in der Regel immer eine Lösung.
Oft entdeckten die Menschen so ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten. Wie Shagaf Alsaleh, die heute anderen dabei hilft, in Deutschland anzukommen und ihr Potenzial zu verwirklichen.