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Hintergrundbericht

24. April 2018

Qualitätsarbeit im SGB II

Zwei weiße Brückenpfeiler vor hellblauem Himmel.
Qualitätsarbeit gelingt, wenn alle Beschäftigten im Jobcenter Qualität ineinandergreifend denken und sich gegenseitig dabei unterstützen. Quelle: Pierre Châtel-Innocenti/Unsplash

Qualität ist kein einmal erreichter und dann unverrückbarer Zustand. Eine sich wandelnde Arbeitswelt oder neue gesetzliche Rahmenbedingungen führen zu Veränderungen. Um vor diesem Hintergrund eine hohe Arbeitsqualität langfristig abzusichern, müssen Jobcenter Know-how und Abläufe weiterentwickeln und Ergebnisse kritisch hinterfragen. Sie müssen aus Fehlern lernen und mögliche Risiken vorausschauend in den Blick nehmen.

Doch was bedeutet Qualität im Jobcenter überhaupt?

Die Antwort kann eine andere sein, je nachdem wen man fragt. Arbeitsuchende beispielsweise messen Qualität sicherlich an der Beratung und Unterstützung, die sie im Jobcenter erhalten. Netzwerkpartner wiederum heben stärker auf die Güte der Zusammenarbeit und auf die Fähigkeit kooperativ zu handeln ab. Für Prüfinstanzen und aufsichtführende Behörden wiederum sind rechtmäßiges und wirtschaftliches Handeln oder nachhaltige Eingliederungserfolge wichtige Qualitätsmerkmale für die Arbeit eines Jobcenters.

Qualität hat also viele Facetten, und sie alle tragen zur Leistungsfähigkeit der Jobcenter und der Akzeptanz ihrer Arbeit bei.

Gemeinsames Anliegen des Bund-Länder-Ausschusses

Qualitätsarbeit in den Jobcentern zu stärken – das ist ein gemeinsames Anliegen des Bund-Länder-Ausschusses. Die Begleitung und Unterstützung des Themas erfolgt durch Förderung von Fach- und Erfahrungsaustausch, Veranstaltungen oder die Bereitstellung von Werkzeugen für Qualitätsarbeit. Ziel ist dabei, Qualitätsarbeit als Daueraufgabe in den Jobcentern zu verankern.

In einem Forschungsbericht zur Qualitätssicherung im SGB II aus dem Jahr 2013 hatten sich Expertinnen und Experten im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) anhand ausgewählter Fallstudien intensiv mit der Qualitätsfrage in Jobcentern auseinandergesetzt. Weiterentwicklungsbedarf wurde vor allem darin gesehen, dass die Jobcenter die verschiedenen Instrumente der Qualitätssicherung besser aufeinander beziehen und vorausschauender einsetzen. Und genau hier setzt Qualitätsarbeit im SGB II nach dem gemeinsamen Verständnis des Bund-Länder-Ausschusses an: Qualitätsarbeit ist ein ganzheitlicher Ansatz, der die vielfältigen Anforderungen an das Jobcenter berücksichtigt. Er nimmt die hausinternen Prozesse systematisch und vorausschauend unter die Lupe und entwickelt diese mit dem Ziel der Qualitätsverbesserung kontinuierlich weiter.

Infografik: Icons zum Gesetzgeber, Aufsichtsbehörde, Prüfinstanzen, Leistungsberechtigte sowie Steuerzahlende zeigen auf einen mittigen Kasten mit Aufschrift "Qualität im Jobcenter".
Qualität hat viele Facetten – je nach Akteur ändert sich der Blick auf das, was Qualität im Jobcenter ausmacht.

Qualitätsarbeit lädt dazu ein, auch kleine Schritte zu gehen

Doch wie setzen Jobcenter Qualitätsarbeit am besten um? Keine Organisation der Welt kann sich von heute auf morgen neu erfinden. Auch Qualitätsarbeit im Jobcenter setzt an der konkreten Arbeit an und behält dabei die eigenen Ressourcen im Blick. Je nach Jobcenter liegt die Lösung daher auch woanders.

Mitarbeiter- oder Kundenbefragungen können helfen, Risiken und Schwachstellen zu identifizieren. Das Jobcenter jenarbeit kooperiert zum Beispiel mit der Fachhochschule Jena, auch um datenschutzrechtliche Bedenken bei den großflächig durchgeführten Befragungen auszuräumen. Die Jobcenter Kreis Segeberg haben ihre Organisation zertifizieren lassen. Das Jobcenter Berlin-Mitte führt halbjährliche Risikokonferenzen als Teil der internen Qualitätssicherung im Jobcenter durch. Ein anderes Instrument ist der vom BMAS kostenlos zur Verfügung gestellte Qualitäts-Check für Jobcenter. Dieses Tool verwendete unter anderen das Jobcenter ProArbeit – Kreis Offenbach, um eigene Handlungsbedarfe in der Qualitätsarbeit zu identifizieren.

Welche Wege beschritten werden und wie, das kann und muss jedes Jobcenter für sich selbst feststellen und entscheiden.

Qualitätsarbeit heißt, Veränderung aktiv zu gestalten

Die Arbeitswelt verändert sich stetig und damit die Anforderungen an die Beschäftigten. Auch die Jobcenter unterliegen permanenten Veränderungsprozessen. Sie reichen von der Digitalisierung der Verwaltung über Gesetzesänderungen im SGB II bis zu veränderten Anforderungen an die Beratung und Vermittlung arbeitsuchender Menschen.

Den Wandel aber treiben die Jobcenter auch von sich aus voran. Denn Veränderung birgt die Chance, die Dinge neu zu denken und besser zu machen. Qualitätsarbeit in diesem Sinne bedeutet daher auch, den Wandel aktiv und verantwortungsvoll zu gestalten, Mut zu haben für Innovationen und Veränderung.

Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource für Qualität

Qualitätsarbeit ist also immer auch ein Veränderungsprozess. Er kann aber nur gelingen, wenn die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingebunden werden und den Prozess mittragen. Ganz wesentlich kommt es darauf an, eine gemeinsame Haltung und ein gemeinsames Qualitätsverständnis im Jobcenter zu entwickeln. Dazu gehört auch eine Fehlerkultur zu etablieren, die durch Transparenz und ein offenes, konstruktives Miteinander geprägt ist.

Für Führungskräfte besteht die Aufgabe darin, die Beschäftigten im gesamten Prozess mitzunehmen – sie als Betroffene zu Beteiligten zu machen. Dazu gehört, sie fortlaufend und transparent zu informieren und ihre Kritik, Wünsche und Lösungsvorschläge einzubeziehen. Die Praxis zeigt, dass Veränderungen am ehesten dort entstehen, wo es Raum für Ideen und die Möglichkeit gibt, Neues einfach mal auszuprobieren. Die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erweisen sich schnell als die wichtigste Ressource für Qualität und Innovation.

Mitarbeiterbeteiligung großgeschrieben wird zum Beispiel im Modellprojekt „Macht es einfach!“ des Jobcenters Landkreis Celle, das auf der BMAS-Fachtagung „Qualitätsarbeit im SGB II: Viele Wege – ein Ziel“ im Jahr 2016 vorgestellt wurde. Ziel des Projektes ist, die Zahl der Langzeitleistungsbeziehenden zu senken. Alle Beschäftigten des Jobcenters können eigene Ideen einbringen, die von einer Projektlenkungsgruppe bewertet werden. Die ausgewählten Ideen werden in der zweiten Projektphase zur Einsatzreife entwickelt. Das Jobcenter Stuttgart wiederum arbeitet seit Jahren erfolgreich mit eigenen Qualitätszirkeln. In Marburg-Biedenkopf wurde die Kreativitätsmethode des Design Thinking ausprobiert. Und den Slogan des Jobcenter Düsseldorf „Arbeit finden – Zukunft sichern“ entwickelten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst – in einem Ideenwettbewerb.

Gute Beispiele für Mitarbeiterbeteiligung gibt es viele. Und sie zeigen, dass die Jobcenter tatsächlich neue, innovative Wege gehen.

Qualitätsarbeit im SGB II: Ein Ziel, viele Wege

Zusammengefasst gilt: Für Qualitätsarbeit im SGB II gibt es kein allgemeingültiges Konzept, keine Blaupause für die Jobcenter. Zu unterschiedlich sind die Situationen und Herausforderungen vor Ort. Alle Jobcenter eint jedoch die Aufgabe, die rechtlichen Vorgaben des SGB II zu erfüllen und dabei zugleich die Menschen in den Blick zu nehmen, die auf ihre Unterstützung angewiesen sind und ihnen eine gute, wertschätzende und kompetente Beratung und Hilfe zu bieten.

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