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Rückblick: Auftakt der digitalen Reihe "Qualitätsarbeit im SGB II - Chancen im Wandel nutzen"

1. März 2021

Screenshot der Teilnehmenden der Online-Diskussion
Die Teilnehmenden der Online-Diskussion (von oben links): Dr. Irene Vorholz, Michael Knapp, Moderator Hanno Burmester sowie (von unten links) Vanessa Ahuja, Roland Schüßler und Thomas Lenz.

Reallabor, Stresstest, Aufbruch: Die Corona-Pandemie forciert den Wandel in allen deutschen Jobcentern. Fünf Fachleute gaben am 2. Februar 2021 per Online-Podiums-Diskussion Einblicke in ihre Bereiche.

Das digitale Format, moderiert von Hanno Burmester, ersetzte die sonst übliche Fachtagung zu Qualitätsarbeit im SGB II – und war der Auftakt einer Reihe, in der bis Herbst drei weitere Veranstaltungen folgen werden.

Die Premiere setzte um, was der Titel versprach: „Chancen im Wandel nutzen“. Denn rund 200 Teilnehmende aus Jobcentern, Länderministerien, von kommunalen Spitzenverbänden und der Bundesagentur für Arbeit konnten sich zwar nicht gegenseitig sehen, aber aus ihrem Büro oder dem Homeoffice digital beteiligen – per Live-Abstimmung und in schriftlichen Wortmeldungen.

Vanessa Ahuja, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, betonte zu Beginn der Veranstaltung, dass die Jobcenter auch unter neuen, oftmals schwierigen Rahmenbedingungen den Lebensunterhalt von Millionen Menschen gesichert haben: „Wir wissen, dass die Situation für Sie alle herausfordernd war und was Sie alle geleistet haben.“ Hierfür dankte Sie allen Jobcenter-Mitarbeitenden – auch im Namen von Bundesminister Hubertus Heil.

Homeoffice ist möglich und über die Pandemie hinaus nötig.

Das Jobcenter Wuppertal hat alle Hände voll zu tun. Auf den Fluren ist es trotzdem leer. Von den 700 Mitarbeitenden sind momentan in der Regel 90 Prozent im Homeoffice, berichtete der Vorstandsvorsitzende des kommunalen Jobcenters, Thomas Lenz. „Sehr geholfen hat uns, dass wir schon seit Jahren die E-Akte haben.“ Und auch schon vor der Pandemiezeit waren 30 Prozent der Belegschaft zumindest zeitweise im Homeoffice.

Dass die Arbeit von zu Hause kein Wuppertaler Phänomen ist, konnte Roland Schüßler, Geschäftsführer in der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit, mit einer Zahl bestätigen: Am 1. Februar etwa griffen 58.000 Mitarbeitende aus dem Homeoffice auf Systeme der Bundesagentur zu. Auch die Zuschauerinnen und Zuschauer der Online-Diskussion bewegte das Thema: 24 % nannten in einer Live-Abstimmung die „Organisation von Homeoffice“ als eins ihrer Topthemen. Homeoffice und flexibles Arbeiten sind also verbreitete Realität – und sollten es laut Thomas Lenz bleiben: „Wenn wir als Jobcenter konkurrieren wollen mit anderen Arbeitgebern, dann müssen wir attraktiv sein – zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

Zusammenhalt leidet, neue Formen des Führens sind gefragt.

Auch wenn eine Videokonferenz ihren Zweck erfüllt – ein persönliches Gespräch ersetzt sie nicht völlig. Da waren sich alle auf dem digitalen Podium einig. Smalltalk und der informelle Austausch fehlten. Und das sei mehr als ein „Luxusproblem“, es beeinflusse den Teamgeist und das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Roland Schüßler beobachtete jedoch auch, dass die Krise den Zusammenhalt gestärkt habe. Die Diskussion ergab, dass hierzu neue Formen des Führens gefragt sind. Das bestätigten auch die Zuschauerinnen und Zuschauer: 22 % nannten „Führung und Zusammenarbeit auf Distanz“ als eins ihrer Topthemen.

Mentimeter-Frage 1
Ergebnisse der Mentimeter-Befragung zu der Frage "Was waren in den letzten Monaten Ihre drei TOP-Themen bezüglich 'Wandel bei einem Blick nach innen'?"

Digitalisierung schreitet voran, erreicht aber nicht alle.

Tiefgreifenden Wandel gab es auch beim Kontakt zu den Leistungsberechtigten und den Beratungsformen. Das sahen auch die Zuschauerinnen und Zuschauer der Online-Diskussion so. 28 % nannten die Änderungen bei der Beratung als zentrale Herausforderung der letzten Monate, 26 % die Änderungen bei den Zugangskanälen. Während früher Vieles im persönlichen Gespräch vor Ort im Jobcenter gelöst wurde, galt es nun, alternative Kontaktwege zu finden, digitale Zugänge wie z. B. Online-Anträge zu verstärken und Beratungen auch per Telefon und per Videochat durchzuführen. „Wir sind froh über den Schub bei der Digitalisierung“, sagte Dr. Irene Vorholz, Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers beim Deutschen Landkreistag.

Michael Knapp möchte im Jobcenter Kreis Segeberg ganz entschlossen vorangehen. Der Geschäftsführer sagte: „Ich möchte die Kundinnen und Kunden künftig nicht fragen, ob sie digital mit uns kommunizieren, sondern wie.“

Das unabhängig von der Art der Beratung eine gute Beratungsqualität die entscheidende Rolle spiele, hob Vanessa Ahuja hervor. Diese müsse auch bei digitalen Beratungsformen im Fokus stehen.

In der weiteren Diskussion zeigte sich, dass Digitalisierung kein Allheilmittel ist. Nicht nur, dass es für einige Personengruppen „digitale Hürden“ gibt – etwa fehlende Ausrüstung oder auch fehlende Sprachkenntnisse. „Gerade im SGB II ist für viele Leistungsberechtigte ein persönlicher Kontakt und eine intensive Beratung und Unterstützung wichtig“, betonte Dr. Irene Vorholz. Hierzu herrschte Einigkeit auf dem Podium: Jobcenter im Präsenzbetrieb senden auch ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit und die Gesellschaft - als Gesichter des Sozialstaates vor Ort.

Mentimeter-Frage 2
Ergebnisse der Mentimeter-Befragung zu der Frage "Was waren in den letzten Monaten Ihre drei TOP-Themen bezüglich 'Wandel bei einem Blick nach außen'?"

Chancen im Wandel - was wird bleiben?

Mehr Digitalisierung, mehr Homeoffice und vielfältigere Beratungsformen. Diese Veränderungen werden aus Sicht des digitalen Podiums bleiben. Und auch die Zuschauerinnen und Zuschauer nannten in einer weiteren Live-Umfrage diese Schlagworte auf die Frage, wie die Jobcenter nach der Pandemie aussehen werden.

Mentimeter-Wortwolke
Ergebnisse der Mentimeter-Befragung zu der Frage "Welche drei Schlagwort fallen Ihnen ein, wenn Sie an die Jobcenterwelt nach der Pandemie denken?" in Form einer Wortwolke.

Hier finden Sie die Mentimeter-Ergebnisse als PDF-Datei zum download.

Lesen Sie hier die Meldung und die kurze Zusammenfassung der Fachtagung Qualitätsarbeit im SGB II.

Hier finden Sie einen Einblick "Hinter die Kulissen" der Fachtagung Qualitätsarbeit im SGB II.

Wollen Sie an den kommenden Veranstaltungen der digitalen Reihe teilnehmen? Dann schreiben Sie uns gerne eine E-Mail.