Navigation und Service

Wegbereiterin sein

31. Oktober 2018

10.000 Schritte am Tag: Für Anna Gabrys ist Gehen das einfachste Mittel, um gesund zu bleiben. Das legt sie im Jobcenter Dresden auch ihren Kundinnen und Kunden nahe.

Portrait von Anna Gabrys. Sie trägt Sportkleidung und hält zwei Ringe.
Quelle: A_nse_H_nlich - Anna u. Herbert Gabrys

Wenn Anna Gabrys wirklich etwas von ihren Kundinnen und Kunden erfahren will, steht sie von ihrem Schreibtisch auf und macht sich mit ihnen auf den Weg nach draußen. Zwischen Bäumen und Wiesen redet es sich schließlich deutlich leichter. Über Pläne und Wünsche – und auch über Sorgen und Ängste. Offener, als es am Schreibtisch je sein könnte. „Und dabei bin ich ganz egoistisch“, sagt sie. „Denn ich halte mich gesund, indem ich meine Schritte mache.“

Als eine der ersten Mitarbeiterinnen startete sie im Oktober 1990 im Arbeitsamt Riesa. 2005 dann der Wechsel ins Jobcenter Dresden. Seit drei Jahren widmet sie sich dort der Gesundheitsförderung in den Netzwerken ABC. „Ich möchte gesund alt werden und will die Menschen, die mir anvertraut sind, mitnehmen“, sagt Gabrys.

Hinter ihrem Schreibtisch hängt eine Urkunde: beste Läuferin bei der Schrittzählerchallenge 2015 im Jobcenter Dresden. „Man muss ja schließlich schauen, wie man gesund bleibt“, sagt sie. Und läuft deshalb jeden Tag eine halbe Stunde zur Arbeit. Im Projekt „Ge(h)meinsam“ spornt sie Kundinnen und Kunden dazu an, es ihr gleichzutun. „Es ist großartig, dass ich genau das machen kann, was ich gut kann: beraten, motivieren, vorwärtsbringen.“

Aufgewachsen ist Anna Gabrys in Thüringen. Hier hatte sie Lehramt studiert. Doch bald war es ihr in der DDR verboten, als Lehrerin zu arbeiten. Sie wollte Kinder zu eigenständigen, ehrlichen Persönlichkeiten erziehen. Das war nicht gerade staatskonform. „Ich bin stolz darauf, dass ich niemals Dinge getan habe, mit denen ich mich selbst verraten habe“, sagt die 59-Jährige.

Manchmal kämpft sie noch immer gegen Widerstände. Gegen Zweifler und Zögerer, die immer wieder neu motiviert werden müssen. Oder gegen den schlechten Ruf, der Jobcentern vorauseilt. Vor einigen Jahren bremste ein Burnout sie aus. Unterkriegen ließ sie sich davon nicht, Familie und Freunde fingen die vierfache Mutter auf. Heute nutzt sie die Erfahrung bei Kundinnen und Kunden mit psychischen Problemen. Eines ihrer obersten Prinzipien ist der Respekt davor, dass jeder Mensch einmalig und besonders ist. Diesen wahrt sie auch in der Beratung und nimmt sich viel Zeit für ihre Kundinnen und Kunden. Verwalterin sei sie auf keinen Fall, betont sie – auch wenn Mitarbeitende im Jobcenter häufig zu solchen erklärt werden. Wegbereiterin sei da das viel treffendere Wort.

Als solche erhält sie viel Vertrauen: vom Kunden, der Gabrys auch um Hilfe für seine Partnerin bat. Von der Kundin, die auf eigenen Wunsch in die Beratung Gabrys wechseln konnte. Und von den Teilnehmenden des Schrittzählerkurses, denen sie zum Abschluss ein selbst gestricktes rotes Söckchen schenkt. Um sie daran zu erinnern, gute Erfahrungen immer ganz nah bei sich zu tragen. Egal, wohin sie gehen.