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Gezielte Förderung durch Mentoring

Unternehmerinnen und geflüchtete Frauen – im Jobcenter Spandau profitieren starke Persönlichkeiten voneinander

Portraitfoto von Frau Gordienko. Sie hat lange braune Haare und ein rundes Gesicht.
Alessia Gordienko, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Berlin Spandau

Wie kann man geflüchtete Frauen bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt gezielt fördern? Wie lassen sich ihre Fertigkeiten, Kenntnisse und interkulturellen Kompetenzen für Unternehmen nutzen? Mit einem ganzheitlichen Ansatz werden im Berliner Projekt „Starke Unternehmerinnen für starke Frauen. Eine Initiative für geflüchtete Frauen" neue Wege beschritten. Über die Vermittlung des Jobcenters Spandau erhalten 15 Teilnehmerinnen ein individuelles berufliches und sprachliches Coaching. Dieses wird durch ein 14-tägiges Praktikum in einem Unternehmen ergänzt. Das Besondere: Während des Praktikums werden die Frauen von einer Mentorin betreut. Diese Aufgabe übernimmt die Unternehmerin oder eine Mitarbeiterin.

Lernen durch unterschiedliche Perspektiven
Die Mentorenaufgabe im Projekt ist klar definiert, es geht um „Lernen aus Erfahrung“. Was das heißt, beschreibt Alessia Gordienko, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Spandau: Im Mittelpunkt einer Mentoringbeziehung steht nicht die didaktische Vermittlung von Fachwissen. Es geht um die Weitergabe von Erfahrungswissen. Das bedeutet: In der Mentoringbeziehung lernen die Teilnehmerinnen nicht nur ein spezifisches Berufsfeld kennen. Sie erhalten auch Einblicke in den deutschen Arbeitsmarkt. Sie erfahren aus erster Hand, wie der Arbeitsmarkt funktioniert, aber auch unsere Gesellschaft und Werte. Dabei betont Alessia Gordienko, dass Mentoring keine Einbahnstraße ist: Auch die Mentorinnen erhalten Einblicke in verschiedene kulturelle Sichtweisen und Perspektiven auf die eigene Unternehmenskultur. Und die positiven Effekte gehen noch weiter. Die Mentorinnen lernen sich kennen und vernetzen sich gegenseitig. Und die Öffentlichkeit erfährt mehr über Frauen in Führungspositionen und die gesellschaftliche Verantwortung, die sie übernehmen, so Gordienko.

Eine Fülle an individuellen Angeboten und Beratungsleistungen
In dieser Form ist das Projekt einmalig in Berlin. Es bindet Unternehmerinnen aktiv ein und es zielt vor allem auf die Autonomie der geflüchteten Frauen – auf ihre Stärken und ihr kulturelles Wissen, das sie mitbringen. Neben der intensiven Mentorenbegleitung erhalten die Teilnehmerinnen individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Unterstützungsangebote in Form von Workshops, Einzel- und Gruppencoachings sowie Gesprächszirkeln zu verschiedenen Themen. Dazu zählt die berufliche Orientierung, die Erstellung einer Bewerbungsmappe oder Bewerbungstraining und Kommunikation im Beruf. Der Gesamtumfang des beruflichen Einführungscoachings beträgt 232 Stunden. Das Projekt ist insgesamt auf zwei Jahre angelegt.

Ein innovatives Angebot für Frauen mit großem Potenzial
Warum ist der Bezirk Spandau mit diesem innovativen Projekt Vorreiter geworden, fragen wir Alessia Gordienko zum Abschluss. Spandau ist einer von drei Berliner Bezirken mit den höchsten Aufnahmekapazitäten für geflüchtete Menschen. Viele der Menschen, die zu uns gekommen sind, sind Frauen. Wir haben gemerkt, diese Frauen wollen sich integrieren und eine neue Existenz aufbauen.

Gemeinsam mit dem Partner GIZ e.V. (Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenleben e. V.) wollte das Jobcenter Spandau ein Angebot schaffen, das sich an der persönlichen Situation der geflüchteten Frauen ausrichtet, das auf Empowerment abzielt und einen geschützten Raum zur Entfaltung mitbringt. Die Idee zum Projekt entwickelten der Wirtschaftshof und GIZ e. V. gemeinsam. Bereits bevor es zum Anstieg von Flüchtlingen kam, gab es bei der GIZ e. V. ein Projekt für geflüchtete Frauen, ihnen wurde der Zugang zu Deutschkursen ermöglicht, obwohl sie noch keine Anerkennung und Zugang zum System hatten. Darüber hinaus haben die beiden Partner im Oktober 2015 aus Eigeninitiative den ersten Business Lunch mit Spandauer Unternehmerinnen organisiert. Die Idee war, eine persönliche Begegnung auf Augenhöhe zu ermöglichen. Am Ende saßen sich Frauen gegenüber, die sich zwar in ihrer Herkunft unterschieden haben, nicht aber in ihren beruflichen Zielen und ihre Motivation.
Alessia Gordienko: An diesem Punkt haben wir verstanden, dass die geflüchteten Frauen die Möglichkeit brauchen, gesehen zu werden. So entstehen Netzwerke und Kontakte in die Mehrheitsgesellschaft. Und wir möchten, das die hiesigen Unternehmerinnen das Potenzial dieser starken Frauen kennenlernen.