Navigation und Service

Workshops und Teamtage: Wie sich die Jobcenter in Rheinland-Pfalz und NRW auf das Bürgergeld vorbereiten

15. Dezember 2022

Am 1. Januar 2023 tritt das Bürgergeld-Gesetz in Kraft – und mit ihm viele Veränderungen in den Jobcentern. Wie sieht der Umsetzungsprozess in den Jobcentern in Rheinland-Pfalz und NRW aus und wie werden die Mitarbeitenden mitgenommen? Die Servicestelle SGB II hat nachgefragt.

Frau schreibt Ideen zum Bürgergeld auf eine Karte
Strategien entwickeln und Fragen stellen: Jobcenter in ganz Deutschland stellen sich der Herausforderung Bürgergeld.

Die Einführung des Bürgergeldes fordert die Kreativität der Jobcenter in ganz Deutschland. Jedes Haus entwickelt eigene Strategien, den Prozess zu begleiten – auch in Rheinland-Pfalz. Hier gewähren vier Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer aus dem Bundesland einen Einblick, wie sie mit der Herausforderung umgehen.

Edeltraud Nikodemus, Geschäftsführerin des Jobcenters Kaiserslautern Stadt

Edeltraud Nikodemus, Geschäftsführerin des Jobcenters Kaiserslautern Stadt:

„Wir haben zunächst unsere eigene Haltung reflektiert: Wie stehen wir den Veränderungen durch das Bürgergeld gegenüber, wie soll unsere künftige gesellschaftliche Rolle aussehen? Darauf aufbauend haben wir unser Leitbild aktualisiert. Wir stellen uns die Frage, welche Unterstützung die Mitarbeitenden benötigen, um die Veränderungen bestmöglich umsetzen zu können. Entsprechende Maßnahmen haben wir inzwischen eingeleitet. Damit der mentale Druck in den Teams nicht noch höher wird, setzen wir auf Teamtage und das betriebliche Gesundheitsmanagement – aktuell mit Kursen zum Thema Resilienz.

Durch regelmäßige E-Mails halten wir unsere Mitarbeitenden auf dem neuesten Stand. Zudem sind wir bewusst zu Präsenzveranstaltungen zurückgekehrt, um Hintergrundinformationen weiterzugeben. Diese werden ergänzt durch Videokonferenzen, in denen Mitarbeitende nicht nur Stimmen aus der Führungsebene hören, sondern auch ihre persönlichen Anliegen äußern können.

Wir rechnen damit, dass durch die Bürgergeld-Änderungen die Anzahl der Neuanträge deutlich steigen wird. Um diese zügig abzuarbeiten, aber auch um die Veränderungen entsprechend umzusetzen, sind Prozessanpassungen notwendig. Aktuell prüfen wir unsere Möglichkeiten und führen Workshops der ‚Kontinuierlichen Verbesserung‘ durch, in welchen sich die Mitarbeitenden einbringen.“

Rolf Koch, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Mayen-Koblenz

Rolf Koch, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Mayen-Koblenz:

„Wir beobachten das Gesetzgebungsverfahren bereits seit dem ersten Entwurf, um auch eine kurzfristige Umsetzung gewährleisten zu können. Für die Mitarbeitenden im Leistungsbereich sind die Änderungen überschaubar. In diesem Bereich reicht es Informationen gebündelt weiterzuleiten.

Mehr Sorge bereitet uns, dass es im neuen Jahr unter Umständen zu einer höheren Zahl an Neuanträgen kommen könnte. Hier hat eine interne Arbeitsgruppe bereits Vorschläge erarbeitet, wie in diesem Fall Personal aus anderen Bereichen vorübergehend unterstützend leistungsrechtliche Teilaufgaben erledigen kann. 

Für den Bereich “Markt & Integration” wird sich die Arbeit stärker verändern. Dazu haben wir gemeinsam mit allen Mitarbeitenden in einem eintägigen Workshop eine künftige Strategie erarbeitet. Unsere Philosophie ist es, die Bürger auf Augenhöhe zu beraten – genauso wie es das Bürgergeld jetzt vorsieht. Außerdem begrüßen wir den Wegfall des Vermittlungsvorrangs und die Entfristung des sozialen Arbeitsmarktes.“

Jürgen Rajewicz, Geschäftsführer des Job-Center für Arbeitsmarktintegration Worms

Jürgen Rajewicz, Geschäftsführer des Jobcenter für Arbeitsmarktintegration Worms:

„Wir haben unsere Mitarbeitenden in einer digitalen Infoveranstaltung Anfang Dezember über das finale Bürgergeld-Gesetz informiert. Die Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner beantwortete dabei Fragen unter anderem zu den Zielen des Gesetzes und zur Arbeit des Vermittlungsausschusses.

Aktuell stellen wir im Eingangsbereich des Jobcenters zwei Serviceplätze für Bürgergeldanträge bereit. Sollte mehr Bedarf entstehen, können wir ein bis zwei weitere Plätze kurzfristig hinzufügen. Auch unser Leistungsbereich bereitet sich darauf vor, dass mehr Anträge als üblich gestellt werden könnten. Bei der Umsetzung des ersten Teils des Bürgergeld-Gesetzes zum 1. Januar 2023 ergibt sich jedoch vorerst kein Handlungsbedarf.

Im Fachbereich „Markt & Integration“ haben wir mit allen Mitarbeitenden in einem Auftaktworkshop bereits mögliche Veränderungen bei Beratung und Vermittlung besprochen. Die meisten Änderungen werden hier jedoch erst Mitte des Jahres 2023 greifen.

Die aktuellen Krisen stellen auch für uns im Jobcenter Worms eine große Belastung dar. Die Einführung des Bürgergeldes ist neben der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter, den andauernden Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Bewältigung der Energiekrise eine weitere Herausforderung. Aber wir stellen uns der Einführung des Bürgergeldes. Eine der größten Herausforderungen wird hierbei die fortgesetzte Motivation der schon zum jetzigen Zeitpunkt stark belasteten Mitarbeitenden sein.“

Andreas Lemens, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Birkenfeld

Andreas Lemens, Geschäftsführer des Jobcenters Landkreis Birkenfeld:

„Wir wollen unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Einführung des Bürgergeld-Gesetzes mitnehmen. Den Schlüssel hierzu sehen wir in einem transparenten und offenen Umgang mit dem Einführungsprozess.

Um alle relevanten Informationen bereit zu stellen, nutzen wir etablierte Besprechungsformate, unsere monatlich erscheinende Mitarbeiterzeitung „Jobi“ und natürlich auch die vielen kollegialen Gespräche und Diskussionen. Sobald die fachlichen Weisungen vorliegen, werden wir mit unseren Fachausbildern die strukturierte Einweisung zur Umsetzung des neuen Bürgergeld-Gesetzes beginnen.

Als Besonderheit haben wir einen „Begleiter Bürgergeld“ benannt. Dieser Kollege soll mit den Mitarbeitenden über ihre Erfahrungen und Herausforderungen bei der Einführung des Bürgergelds sprechen, um so die erhöhte Belastung etwas aufzufangen. Wir hoffen dadurch, einen offenen Austausch zu schaffen und die Einführung des Bürgergeldes besser zu begleiten. Die Funktion erfüllt der Kollege zusätzlich zu seinen originären Aufgaben im Jobcenter.

Unsere Belegschaft soll sich aktiv einbringen können und den Start des Bürgergeld-Gesetzes als positiven Veränderungsprozess erleben.“

Vorbereitung in NRW

Auch im Jobcenter Köln-Porz sorgt das Bürgergeld für Veränderungen. Sehen Sie in diesem Video, wie das Jobcenter mit dieser Umstellung umgeht.

Mehr Informationen

Weitere Informationen zum Bürgergeld finden Sie auf unserer Themenseite.

Bei Fragen oder Anregungen zur Umsetzung des Bürgergeldes wenden Sie sich gern an servicestelle@sgb2.info .