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Talente wiederentdecken

1. März 2019

Miriam van der Heijden-Leusing ist Selbstvermittlungscoach im Jobcenter Bonn. Wenn sie berät, setzt sie auf Respekt und Wertschätzung.

Porträtfoto von Miriam van der Heijden-Leusing. Sie steht neben einer Flipchart.
Miriam van der Heijden-Leusing: Ich habe hier eine unglaublich sinnvolle Aufgabe gefunden. Quelle: Jobcenter Bonn

Wer sich seine Erfolge erarbeiten musste, weiß, warum sich Durchhalten lohnt – und kann das auch anderen zeigen. Davon ist Miriam van der Heijden-Leusing überzeugt. Die 36-Jährige ist Selbstvermittlungscoach im Netzwerk ABC des Jobcenters Bonn. Im Projekt „Empowerment trifft Jobsuche“ hilft sie Langzeitarbeitslosen, die nicht wissen, wohin es für sie gehen soll. Ohne Rechtsfolgenbelehrungen oder Vermittlungsvorschläge.

„Das verschafft dem Ganzen Leichtigkeit“, sagt sie. Viele überrasche das, weil sie das „vom Amt“ so nicht kennen. Ende 2016 baute sie das Projekt auf. Ins Jobcenter kam die studierte Pädagogin schon 2010 – als Quereinsteigerin. „Ich hab schnell gemerkt, ich möchte mit Menschen arbeiten und sie unterstützen.“ Deshalb fühlt sie sich hier genau richtig. Bei ihr sollen die Leute gute Erfahrungen machen – ohne Angst vor schlechter Behandlung. Denn alle haben ein Recht darauf, gut beraten und respektiert zu werden.

Van der Heijden-Leusing führt Langzeitarbeitslose in Gruppentreffen und Einzelcoachings an ihre Talente heran. Denn die kennen viele gar nicht mehr. In Gruppentreffen erzählen sie sich deshalb gegenseitig persönliche, sogenannte gute Geschichten: Wie sie einem schwierigen Hund beibrachten, Pfötchen zu geben. Oder dem Nachbarn halfen, seinen neuen Kleiderschrank aufzubauen. Was banal klingt, offenbart letztlich Stärken und Fähigkeiten.

„Wenn wir die falsche Person hinschicken, werden nur die Vorurteile bestätigt.“ Sich dieser bewusst zu werden, hilft vielen enorm. Etwa der von Selbstzweifeln geplagten Biologin, die vor fünf Jahren das Studium abgeschlossen und nie einen Job gefunden hat. Im Coaching fasste sie endlich den Mut, mal etwas ganz anderes zu machen. Sie arbeitet jetzt mit großer Leidenschaft in einem Laden für Outdoor-Kleidung. Ähnlich ging es einem Teilnehmer ohne Schulabschluss, der nach 17 Jahren Arbeitslosigkeit direkt nach dem Coaching eine Anstellung in der EDV fand. Auch er ist überglücklich, wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

Zweimal in der Woche trifft van der Heijden-Leusing die Teilnehmenden, führt mit ihnen Gespräche, sehr offene Gespräche. Durch die Nähe und das Vertrauen kämen Ratschläge besser an. Und natürlich entstehen Sympathien. „Viele schreiben Karten und geben positive Rückmeldungen. Da weiß man, dass man seine Arbeit gut macht.“ Manchmal rücken die Probleme der Kundinnen und Kunden sehr nah. Dann bewahrt die ansteckende Lebensfreude ihres dreijährigen Sohnes sie oft davor, zu viel davon mit nach Hause zu nehmen. Die Bonnerin liebt ihre herausfordernde Arbeit mit all den Gestaltungsspielräumen, die sie mit sich bringt. Ginge es nach ihr, würden in Zukunft alle Jobcenter wie die Netzwerke ABC arbeiten. „Ich habe hier eine unglaublich sinnvolle Aufgabe gefunden und jeden Tag die Chance, Menschen darin zu unterstützen, selbstwirksam zu werden und sich zu entwickeln.“