Navigation und Service

Gut vernetzt, gut vermittelt

5. März 2019

Stefanie Kortendiek aus dem Jobcenter Kreis Unna pflegt den guten Draht zu Unternehmen genauso wie zu ihren Kundinnen und Kunden – eine Erfolgsstrategie.

Porträtfoto von Stefanie Kortendiek. Sie hat schulterlange blonde Haare und ein rundes Gesicht.
Stefanie Kortendiek: Wenn wir die falsche Person hinschicken, werden nur die Vorurteile bestätigt. Quelle: Katja Mintel

An ihrer Bürotür hängt eine Postkarte: „Zwei sehen gemeinsam in die Ferne. Der eine sieht nur Dunkelheit, der andere auch Sterne.“ Vielen Kundinnen und Kunden von Stefanie Kortendiek fehlt eine positive Einstellung zu sich selbst und zum Leben. Genau deshalb wurde diese Haltung für Kortendiek und ihr „Netzwerke ABC“-Team zum Credo. Im Landkreis geboren und aufgewachsen, arbeitet die 45-Jährige seit 13 Jahren im Jobcenter. Studiert hat sie Diplom-Pädagogik in Dortmund, Schwerpunkt klinische Psychologie. „Für die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ist das oft hilfreich. Denn in erster Linie geht es bei uns darum, massive, manchmal auch psychische Probleme aufzuarbeiten. In Arbeit zu vermitteln, ist meist erst der zweite Schritt“, resümiert die Teamleiterin.

Mit ihren zehn Kolleginnen und Kollegen arbeitet sie dazu nach dem Prinzip Neustart: Jede Kundin und jeder Kunde beginnt in ihrer Beratung von vorn, egal, welche negativen Maßnahmenkarrieren oder Meldeversäumnisse auch vorliegen. Es geht um den Blick in die Zukunft. Dazu analysieren sie gemeinsam die Situation, räumen Hindernisse aus dem Weg und unterstützen im jobcentereigenen Startcenter beim Neuanfang – indem sie beispielsweise Arbeitgeber dorthin einladen, um Berufe vorzustellen.

Das Konzept hat Kortendiek selbst entworfen, sie arbeitet gern kreativ. „Unsere Geschäftsführung unterstützt das, indem sie Ziele vorgibt, aber keine Strukturen“, erzählt sie. Im ersten Jahr hat ihr Team so über 1.100 Menschen in Arbeit gebracht – und damit fast das Dreijahresziel erreicht. Wie das funktionierte? Durch den positiven Ansatz – und viel Zeit. Manche Beratungsgespräche dauern bis zu drei Stunden. Manche Kundinnen und Kunden kommen sogar täglich vorbei. „Wir kümmern uns, auch wenn es mal außerhalb unserer Öffnungszeiten liegt.“ Das enge Verhältnis zahlt sich aus. Sucht ein Arbeitgeber Unterstützung, weiß sie genau, wer auf die Stelle passt. „Uns ist klar: Wenn wir die falsche Person hinschicken, werden nur die Vorurteile bestätigt. Wir können uns hier keine Fehler erlauben.“

Kortendieks Team hat inzwischen einen guten Draht zu den Arbeitgebern in der Region. Viele Unternehmen melden sich mittlerweile selbst bei ihr, wenn sie Personal suchen. Durch den persönlichen Kontakt zu den Arbeitgebern baut sie das Netzwerk immer weiter aus und stärkt es: Ihr Team trifft Unternehmen auf Messen, lädt sie ins Jobcenter ein und schlägt Bewerberinnen und Bewerber telefonisch vor.

Zum Erfolg des „Netzwerke ABC“-Teams trägt es zudem bei, dass Kortendiek häufiger Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in ihrem Team einstellt. „Besonders Sozialpädagogen, Sozialarbeiter und Psychologen bringen viel Geduld mit und trauen sich, andere Wege zu gehen“, sagt Kortendiek. Das motiviere das ganze Team und sorge für eine positive Atmosphäre. „Einigen von uns ist vor ein paar Monaten angeboten worden, in ein anderes Team zu wechseln, mit kürzeren Fahrtwegen. Alle haben gesagt: Nein, ich bin genau da, wo ich hingehöre, ich möchte nicht weg. Und das macht mich als Teamleiterin wahnsinnig stolz.“