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Maximale Transparenz

1. Februar 2019

Alexander Scheungrab ist Qualifizierungsberater im Jobcenter Straubing-Bogen, wo er Kundinnen und Kunden bei ihrer abschlussorientierten Weiterbildung begleitet – oft auch bis zur Integration in Arbeit.

Alexander Scheungrab steht neben einem Bild in Graffiti-Style, das einen Affen und die Warhol-Banane zeigt.
Quelle: Marion Pfeiffer/Jobcenter Straubing-Bogen

Ungefähr 50.000 Menschen gehen deutschlandweit jedes Jahr ein Wagnis ein: Sie lassen sich umschulen und beginnen eine Ausbildung in einem anderen als dem zuvor ausgeübten Beruf. Oft sind Arbeits- oder Perspektivlosigkeit der Auslöser. Einer der Menschen, die solche Umschulungen für Jobcenter-Kundinnen und -Kunden begleiten, sitzt im bayerischen Straubing. Alexander Scheungrab, 34, seit drei Jahren Arbeitsvermittler mit der Zusatzaufgabe Qualifizierungsberater. Er hilft Menschen dabei, sich beruflich neu aufzustellen.

„Ich muss anfangs oft erst herausfinden, warum meine Kundinnen und Kunden einen bestimmten Beruf anstreben“, sagt der studierte Politologe. Er hat beruflich selbst bereits einige Sprünge hinter sich und arbeitete zeitweilig beispielsweise bei einem Energieversorger und im Einzelhandel. „Will jemand IT-Fachkraft werden, weil das so schön klingt, oder hat sich da jemand wirklich Gedanken gemacht, was das alles beinhaltet?“ Viele haben da eher vage Vorstellungen als ein klares Wissen vom neu angestrebten Beruf im Kopf. Weil Umschulungen kein Wünsch-dir-was sind, fordert Scheungrab im Zweifelsfall auch schon mal ein berufspsychologisches Gutachten an, das zeigen soll, ob Mensch und Arbeit zusammenpassen und ob Motivation --und Durchhaltevermögen stark genug ausgeprägt sind. Dabei kann es durchaus passieren, dass die Ampel für den Bewerber schon hier auf Rot schaltet, etwa weil die kognitiven Voraussetzungen nicht ausreichen oder die familiären Rahmenbedingungen einer zweijährigen Weiterbildung im Wege stehen. Solche ungünstigen Prognosen zu übermitteln, fällt Scheungrab nicht leicht. Daher achtet der Jobberater auf maximale Transparenz. „Ich erkläre ganz viel. Ich sage dem Menschen, warum wir ein Gutachten brauchen, und ich nenne dann auch Alternativen, wie wir vielleicht auf andere Weise eine berufliche Neuausrichtung schaffen können.“

Als Familienvater mit zwei kleinen Kindern kann er sich in die Herausforderungen von Alleinerziehenden gut einfühlen. „Bei dieser Kundengruppe kann in zwei Jahren unheimlich viel passieren, was einem in die Suppe spuckt. Da muss man besonders gut hingucken.“ Er erinnert sich noch gut an seinen ersten Fall, den er betreut hat. „Das war eine alleinerziehende Kundin, die kam zu mir und sagte, sie schaffe die Umschulung nicht länger in Vollzeit. Da stand die Frage im Raum: Abbrechen oder verlängern? Wir haben dann auf eine Teilzeitschulung umgestellt und heute ist sie erfolgreich als Bürokauffrau tätig.“

Der stellvertretende Vermittlungsteamleiter hatte sich 2015 aktiv auf den Posten als Qualifizierungsberater gemeldet. Warum eigentlich? „Weil hier die intensive Beratung im Vordergrund steht und längerfristige Ziele gesteckt werden. Nur das kann aus meiner Sicht nachhaltig sein. Ich habe hier eine riesige Chance, Leute dauerhaft in Arbeit zu bringen“, antwortet der geborene Landshuter.

Scheungrabs Wunsch für die Zukunft richtet sich an die Arbeitgeberseite: „Super wäre, wenn mehr Arbeitgeber Umschulungsplätze aktiv anbieten würden. Also, dass Unternehmen bei zehn Plätzen zum Beispiel sieben Azubis und drei Umschüler nehmen würden. Bisher besteht zwischen beiden Gruppen oft eine Konkurrenzsituation. Das Instrument der Umschulung sollte in der Wirtschaft einfach bekannter werden.“