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Gemeinsam zum Ziel

Jobcenter Stadt Heilbronn

Das Bild zeigt das Gebäude des Jobcenters Heilbronn.
Das Jobcenter Stadt Heilbronn und das Jobcenter Landkreis Heilbronn teilen sich seit ein paar Jahren dasselbe Gebäude. Beide Jobcenter nehmen an der Initiative „Netzwerke ABC“ teil. Quelle: BMAS/Frees

Wer das Jobcenter Stadt Heilbronn betritt, kann sich schnell etwas verloren fühlen: ein großer, grauer, U-förmiger Betonklotz mit unzähligen Gängen, kein Pförtner, kaum Menschen. Umso überraschender ist die Atmosphäre hinter den Türen: helle und großzügige Büros und ein herzlicher Empfang von Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Oliver Gaiser und Sarah Göttler sind die beiden Arbeitsvermittler der „Netzwerke für Aktivierung, Beratung und Chancen“ im Jobcenter Stadt Heilbronn. Mit den Netzwerken ABC, einer Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, sollen bundesweit in den Jobcentern gezielt Angebote für Langzeitarbeitslose und Langzeitleistungsbeziehende geschaffen werden. Wer lange ohne Arbeit war, benötigt eine besonders intensive Unterstützung, um sich neue Perspektiven am Arbeitsmarkt erschließen zu können. Während Arbeitsvermittlerinnen und -vermittler in der Regel etwa 300 Kundinnen und Kunden betreuen, sind es bei Oliver Gaiser und Sarah Göttler jeweils höchstens 75. Das ermöglicht eine deutlich engmaschigere Betreuung.

Netzwerkkontakte intensiver pflegen
Vor allem aber können sich Oliver Gaiser und Sarah Göttler durch das Mehr an Zeit ein ganzheitliches Bild der Kundinnen und Kunden machen und gemeinsam mit ihnen ihre individuellen Problemlagen identifizieren. Für die umfassende Betreuung der langzeitarbeitslosen Menschen ziehen die beiden Arbeitsvermittler auch Netzwerkpartner aus den Bereichen Kinderbetreuung, Schuldner- und Suchtberatung und der psychosozialen Hilfe hinzu. Hierzu greifen sie auf die bestehenden Netzwerke ihrer Kolleginnen und Kollegen zurück, die im Netzwerk ABC intensiviert, ausgebaut und verstetigt werden.
Viele ihrer Kundinnen und Kunden haben zwar Arbeit, müssen aber aufstocken, weil sie nur geringfügig beschäftigt sind und nicht genug verdienen. Andere wiederum arbeiten mehr, als sie angeben, oder komplett schwarz. Unser gesetzlicher Auftrag ist es, unsere Kundinnen und Kunden aus der Hilfsbedürftigkeit zu führen, erklärt Gaiser. Dazu gehört, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ihre Angestellten auch korrekt sozialversicherungspflichtig beschäftigen.
Deshalb haben die beiden Arbeitsvermittler einen direkten Draht zum Zoll Heilbronn geknüpft. Denn Schwarzarbeit ist nicht nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern beraubt die Betroffenen auch einer gerechten Bezahlung und der langfristigen Vorteile der Sozialversicherung, etwa bei den Rentenansprüchen. Wir haben jetzt einen festen Ansprechpartner beim Zoll, der uns hilft, wenn wir Fragen haben, und uns bei Verdachtsfällen berät, wie wir aus einer illegalen Beschäftigung eine sozialversicherungspflichtige machen können, beschreibt Gaiser die Zusammenarbeit. Das könne ein Gespräch mit dem Kunden sein, um ihn auf seine Nachteile hinzuweisen, oder ein Anruf direkt beim Arbeitgeber. Das sind kleine Maßnahmen, die oft schon Wunder bewirken, so Gaiser. Die Kooperation mit dem Zoll hat sich als großes Plus in der Betreuung der Langzeitleistungsbeziehenden herausgestellt und ist inzwischen ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Netzwerks. Im Ergebnis haben die Kundinnen und Kunden dann häufig einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag vorliegen.

Portrait von Oliver Gaiser. Er hat ein ovales Gesicht, kurze helle Haare und trägt ein blaues Hemd.
Oliver Gaiser hat die Umsetzung der Netzwerke ABC von Anfang an begleitet. Die nachhaltige Vermittlung seiner Kundinnen und Kunden hat für ihn oberste Priorität. Quelle: BMAS/Frees

Individuelle Lösungen suchen
Auch Fanica Corcescu wird seit Sommer 2016 von Gaiser und Göttler betreut. Vor acht Jahren ist er aus Rumänien nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Er spricht nur gebrochen Deutsch und ist kein Mann vieler Worte, aber was er sagt, ist auf den Punkt. Man darf nicht darauf warten, dass die Arbeit zu einem kommt, man muss auch etwas tun, erklärt er. In seiner Heimat war er als Kfz-Mechaniker tätig. Weil er jedoch keine entsprechende Ausbildung hat, konnte er den Beruf hier nicht fortführen. Also hat er sich durchgeschlagen, zuletzt als Lagerarbeiter. Auch er war dabei jahrelang nicht sozialversichert. Doch diese Zeiten sind vorbei. Herr Gaiser und Frau Göttler helfen mir jeden Tag. Bevor ich von ihnen betreut wurde, hatte ich Probleme in allen möglichen Bereichen. Jetzt habe ich ein Ziel vor Augen und bin zufrieden.
Bei einem Jobcoaching hat sich herauskristallisiert, was er am liebsten machen würde, nämlich Lkw fahren, beschreibt Göttler den Weg. Das Coaching wird von einem externen Bildungsträger übernommen. Neben Bewerbungstrainings geht es vor allem darum, die Potenziale der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu erkennen und sie anschließend – durch die Kontaktpflege zu Arbeitgebern in der Region – in eine sozialversicherte Beschäftigung zu vermitteln. Oliver Gaiser und Sarah Göttler tauschen sich dabei mehrmals täglich mit dem Bildungsträger aus. Diese enge Zusammenarbeit trägt dazu bei, dass Probleme und Themen schneller identifiziert werden und die beiden Arbeitsvermittler näher an ihren Kundinnen und Kunden sind.
Für Corcescu bedeutet das: Das Jobcenter Stadt Heilbronn finanziert derzeit seine Ausbildung zum Kraftfahrer. Und über seinen Jobcoach hat er bereits potenzielle Arbeitgeber in Aussicht, darunter ein Transportunternehmen, das auch in Rumänien tätig ist, sodass er dort seine Sprachkenntnisse einbringen könnte, sowie ein Abschleppdienst, bei dem sein Kfz-Wissen gefragt wäre.

Portrait von Sarah Göttler. Sie hat schulterlange blonde Haare, trägt eine rechteckige Brille und lächelt.
Sarah Göttler ist seit Juni 2016 als Arbeitsvermittlerin im Team der Netzwerke ABC tätig. Für ihre Kundinnen und Kunden hat sie stets ein offenes Ohr. Quelle: BMAS/Frees

Realistische Wege finden
Positive Erfahrungen hat auch Anita Schuler* gemacht. Bis vor wenigen Jahren war sie selbständig als Frisörin mit drei Angestellten. Da die Einnahmen nicht ausreichten, musste sie aufstocken, am Ende sogar ihren Beruf an den Nagel hängen. Was folgte, war eine nicht sozialversicherte Tätigkeit als Reinigungskraft in einer Firma. Als es hieß, dass ich an eine andere Vermittlerin übergeben werde, war ich zunächst skeptisch. Ich kannte die Initiative ABC ja nicht und hatte einige Vorurteile, erinnert sich Schuler. Doch diese wurden nicht bestätigt. Von Frau Göttler werde ich intensiver betreut. Wir sehen uns viel regelmäßiger und wenn ich Fragen habe, kann ich jederzeit anrufen. Ich habe immer das Gefühl, sie nimmt mich ernst. Und in den Gesprächen geht es ja durchaus ans Eingemachte. Wie wichtig das ist, weiß Göttler: Nur wenn es uns gelingt, Vertrauen aufzubauen, sodass uns unsere Kunden ihre Probleme erzählen, können wir auch dazu beitragen, dass sich etwas ändert, erklärt sie.
Für Anita Schuler bedeutete das: Ihren Traum, wieder ganz als Frisörin zu arbeiten, musste sie der Realität anpassen. In der Selbständigenberatung im Jobcenter lernte sie, dass eine hauptberufliche Tätigkeit in ihrem alten Beruf nicht einfach sein würde. Wir haben deshalb nach Alternativen gesucht und eine andere Lösung gefunden, so Göttler. Wir konzentrieren uns darauf, dass sie ihre Selbständigkeit als Nebenerwerb langsam wiederaufbaut. Deshalb arbeitet Anita Schuler nun als Reinigungskraft in der Hauswirtschafts- und Nachbarschaftshilfe der Diakonie – 20 Stunden die Woche, sozialversichert. So kann sie bald wieder ihrem Frisör-Job nachgehen und ist zugleich abgesichert, wenn es dort mal nicht so gut läuft.
Uns ist wichtig, dass eine Vermittlung nachhaltig ist, fasst Oliver Gaiser zusammen. Es bringt auf Dauer nichts, unsere Kundinnen und Kunden in eine Arbeit zu vermitteln, die sie nicht wollen. Die Zeit, die wir dank der Netzwerke ABC haben, nutzen wir deshalb, um gemeinsam mit ihnen herauszufinden, welcher Job passt und welche realistischen Chancen es gibt. Dass mit Oliver Gaiser und Sarah Göttler dabei ein eingespieltes Team am Werk ist, trägt zum Erfolg bei. Obwohl die Netzwerke ABC im Jobcenter erst im März 2016 ihre Arbeit aufgenommen haben, konnten von den ersten 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern fast 60 in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gebracht werden. Bis Ende 2018 soll die Initiative noch weiterlaufen – genug Zeit, um den bisherigen Erfolg weiter auszubauen.

*Name auf Wunsch geändert

Bilderstrecke Gemeinsam zum Ziel

  • Das Bild zeigt das Gebäude des Jobcenters Heilbronn.

    Das Jobcenter Heilbronn

    Das Jobcenter Stadt Heilbronn und das Jobcenter Landkreis Heilbronn teilen sich seit ein paar Jahren dasselbe Gebäude. Beide Jobcenter nehmen an der Initiative „Netzwerke ABC“ teil. Quelle: BMAS/Frees
  • Portrait von Oliver Gaiser. Er hat ein ovales Gesicht, kurze helle Haare und trägt ein blaues Hemd.

    Projektverantwortliche Oliver Gaiser

    Oliver Gaiser hat die Umsetzung der Netzwerke ABC von Anfang an begleitet. Die nachhaltige Vermittlung seiner Kundinnen und Kunden hat für ihn oberste Priorität. Quelle: BMAS/Frees
  • Sarah Göttler und ein Mann mit kurzen dunklen Haaren geben sich die Hand.

    Enge Betreuung

    Fanica Corcescu (rechts) ist froh über die neue Chance, die er dank Sarah Göttler (links) und Oliver Gaiser ergreifen konnte. Quelle: BMAS/Frees
  • Portrait von Sarah Göttler. Sie hat schulterlange blonde Haare, trägt eine rechteckige Brille und lächelt.

    Arbeitsvermittlerin mit offenem Ohr

    Sarah Göttler ist seit Juni 2016 als Arbeitsvermittlerin im Team der Netzwerke ABC tätig. Für ihre Kundinnen und Kunden hat sie stets ein offenes Ohr. Quelle: BMAS/Frees
  • Eine blonde Frau mit blonden schulterlangen Haaren sowie ein Mann mit kurzen Haaren in blauem Hemd sitzen an einem Tisch und schauen auf ein Dokument.

    Zufrieden mit dem ersten Jahr

    Sarah Göttler und Oliver Gaiser blicken zufrieden auf das erste Jahr der Netzwerke ABC im Jobcenter Stadt Heilbronn zurück. Quelle: BMAS/Frees