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3 Fragen an
Anna Altenburger

18. Juli 2016

Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Zollernalbkreis

Anna Altenburger, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Zollernalbkreis

"Nicht alles lässt sich machen, aber vieles schaffen!" Anna Altenburger ist seit April 2016 Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) im baden-württembergischen Zollernalbkreis. Zuvor war die gelernte Politikwissenschaftlerin als Fallmanagerin für die Alleinerziehenden verantwortlich und betreut auch in ihrer jetzigen Funktion noch regelmäßig Kundinnen nach § 10 SGB II. Sie hat selbst zwei Kinder, daher hat das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für sie persönlich einen hohen Stellenwert. Aus eigener Erfahrung weiß sie, „dass sich nicht alles machen lässt, aber vieles schaffen lässt.“ Die Servicestelle SGB II hat mit Anna Altenburger gesprochen.

Portraitfoto von Anna Altenburger. Sie trägt einen kurzen braunen Bob und eine eckige längliche brlle.
Anna Altenburger, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Zollernalbkreis

Servicestelle SGB II: Frau Altenburger, können Sie kurz das Jobcenter Zollernalbkreis beschreiben? Wie ist die Situation von alleinerziehenden Müttern bei Ihnen vor Ort?

Anna Altenburger: Wir befinden uns im Zollernalbkreis zwischen Stuttgart und Bodensee, einem sehr stark ländlich geprägten Raum. Es gibt hier neben sehr vielen kleinen Ortschaften drei Städte, die größte hat ca. 45.000 Einwohner. Die Wirtschaft ist klassisch mittelständisch strukturiert. Wir haben sehr viel verarbeitende Industrie, die Arbeitslosenquote liegt zwischen 3 und 4 Prozent. Eigentlich gute Voraussetzungen, damit auch Alleinerziehende problemlos einen Job bekommen. Das Problem ist jedoch: Gesucht werden vor allem gut qualifizierte Fachkräfte. Ungelernte hingegen haben es schwer. Und in vielen unserer mittelständischen Familienbetriebe steht man alleinerziehenden Müttern nach wie vor skeptisch gegenüber. Es gibt auch Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung. Viele Kinder gehen erst ab 3 Jahren in den Kindergarten, von den Eltern ist das oft auch so gewollt. Zudem bieten die örtlichen Kindergärten Betreuungsleistungen häufig nur bis mittags an. Das führt dazu, dass viele Mütter gar nicht oder nur in Teilzeit arbeiten und wenn sie mehr arbeiten möchten, ihre Kinder oft nicht wohnortnah betreuen lassen können. Die damit verbundenen Mobilitätsanforderungen stellen eine hohe Hürde dar.

Servicestelle SGB II: Welche Ziele setzen Sie sich als BCA bei Ihrer täglichen Arbeit?

Anna Altenburger: Für mich persönlich habe ich mir eine bessere Unterstützung von Erziehenden und Alleinerziehenden zum Ziel gesetzt. Ich erfülle als BCA nicht nur Querschnittsaufgaben, sondern betreue auch Kundinnen und Kunden nach § 10 SGB II mit Kindern unter 3 Jahren. Alleinerziehende machen etwa 25 Prozent der Bedarfsgemeinschaften hier vor Ort aus. Das ist ein recht hoher Anteil. Es ist daher auch ein geschäftspolitisches Ziel, die Unterstützung für Alleinerziehende zu verbessern. Ich versuche darauf einzuwirken, dass sich die Kinderbetreuung verbessert und dies eben nicht nur von 8.00 bis 12.00 Uhr. Es fehlt einfach an Ganztagesbetreuung. Zahlreiche Kindertagesstätten sind in kirchlicher Trägerschaft. Dadurch haben wir es mit sehr vielen Akteuren zu tun, mit denen wir sprechen müssen. Auch bieten viele Schulen nicht die nötige Betreuung an. Oft treten dort die wirklichen Probleme auf – besonders in den Ferienzeiten.

Servicestelle SGB II: Was ist für Sie das Besondere an Ihrer Arbeit?

Anna Altenburger: Wenn ich morgens komme, weiß ich nie so recht, was auf mich zukommt. Das ist spannend. Gleichzeitig kann ich mir ziemlich frei aussuchen, wo ich die Schwerpunkte meiner Arbeit setze. So ist tatsächlich immer etwas dabei, was wirklich sinnvoll ist. Sehr gut finde ich, regelmäßig an der Basis dran zu sein, wenn Frauen (oder auch Männer) nach einer längeren Erziehungszeit wieder einsteigen wollen. Gerade von diesen Kundinnen und Kunden erhält man auch regelmäßig ein Dankeschön. „Das hat mir wirklich geholfen“, „Ich habe einen Job gefunden“, „Super, dass das mit der Kinderbetreuung geklappt hat“, es tut einfach gut, das zu hören. Und ich kann hier einiges gestalten und häufig auch ganz konkret Einfluss nehmen. Das schafft echte Erfolgserlebnisse und motiviert natürlich.