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3 Fragen an Thomas Schmidt

26. November 2019

Das Jobcenter St. Wendel setzt auf Netzwerkarbeit und Kooperationen mit der Lokalpolitik. Wie Leistungsberechtigte, das Jobcenter und die Kommunen von dieser engen Zusammenarbeit profitieren, berichtet der Dezernent Thomas Schmidt, der das Jobcenter leitet.

Porträtfoto von Thomas Schmidt.
Thomas Schmidt, Dezernent und Leiter des Jobcenters St. Wendel

Servicestelle SGB II: Herr Schmidt, können Sie kurz erläutern, wie die Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik in Ihrer Arbeit aussieht?

Thomas Schmidt: Das Jobcenter ist seit seiner Gründung 2005 als zugelassener kommunaler Träger eng an die Kommune gebunden. Das zeigt sich auf mehreren Ebenen. Zum einen innerhalb der Landkreisverwaltung: Im regelmäßigen Austausch mit dem Landrat, den Führungskräften und politischen Gremien werden Themen wie Bildung, Jugend- und Sozialhilfe, Bauen und Wohnen, Probleme und Bedarfe besprochen. Es ist aus meiner Sicht sehr wichtig, dass wir nicht isoliert gesehen werden, sondern dass Berührungs- und Schnittpunkte besprochen und berücksichtigt werden. Zum anderen kooperieren wir mit den Gemeinden und Bürgermeistern. Zum Beispiel sind unsere Bürgermeister Mitglieder im Arbeitsmarktbeirat, das heißt, sie werden systematisch in unsere Arbeitsmarktplanung eingebunden, genauso wie das Jobcenter zum Beispiel Mitglied im Jugendhilfeausschuss ist und dort mitgestalten darf. Zuletzt gibt es anlassbezogen weitere Gesprächsrunden und strukturierte Formate, in denen beispielsweise die Unterbringung oder Ehrenamtsbetreuung von Geflüchteten gemeinsam diskutiert werden.

Servicestelle SGB II: Welche Vorteile bringt es, so eng zusammenzuarbeiten?

Thomas Schmidt: Das bringt überall dort etwas, wo die Gemeinden, das Jobcenter und die Leistungsberechtigten unmittelbar betroffen sind – zum Beispiel bei der Frage nach der Unterbringung von Obdachlosen oder den Kapazitäten von Kindertagesstätten und Krippen. Sprich: Sind vor Ort ausreichend Plätze vorhanden und kann man vielleicht etwas schneller zu einem Platz verhelfen, wenn es eilt? Ein anderes Beispiel ist die Wirtschaftsförderung – wir suchen den direkten Kontakt zu Unternehmen. Durch unsere Verankerung in die lokalen Strukturen erschließen wir Potenziale für die Vermittlung sehr sehr früh.
Doch wir sind umgekehrt auch Dienstleister für die Gemeinden. Sie haben in unserem Arbeitgeberservice einen festen Ansprechpartner, der sich um Vermittlungsvorschläge, Fördermöglichkeiten und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in den Kommunen kümmert. Das Wichtigste ist, dass es Ansprechpersonen gibt und dass Planungen und Abstimmungen funktionieren, denn dann profitieren auch die SGB II-Leistungsberechtigten. Dazu gehört ein gewisses Selbstverständnis – dass man als Jobcenter sagt, wir sind Teil der kommunalen Landschaft, wir gehören dazu.

Servicestelle SGB II: Welcher, auch persönliche Ansatz steckt hinter diesem Vorgehen?

Thomas Schmidt: Unsere Philosophie ist es, den Menschen ganzheitlich zu sehen und die kommunalen Ressourcen ganzheitlich zu nutzen. Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die den Menschen weiterbringen: Was ist mit meiner Wohnung? Was ist mit einem Führerschein? Wie komme ich zum Arzt? Es kann sehr hilfreich sein, solche Ressourcen zu haben. Wir wollen schauen, wie man das möglichst nah vor Ort gestalten kann. Es geht darum, jemanden im Ort von dort lebenden Menschen, in den sozialen Netzwerken und mit den lokalen Ressourcen zu stabilisieren und aufzubauen, um ihr oder ihm eine Lebensperspektive zu bieten. Damit das funktioniert, müssen die staatlichen Institutionen abgestimmt arbeiten. Wir reden mit den Akteuren, die wir brauchen, egal auf welcher staatlichen Ebene, und gewinnen dadurch Partner. Das ist für uns sehr elementar.