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3 Fragen an Maria Qadiri

30. Juli 2018

Mit dem Büro für Flüchtlingsangelegenheiten und einer speziellen Sprechstunde betreut das Jobcenter Landkreis Mainz-Bingen geflüchtete Menschen. Fachbereichsleiterin Maria Qadiri hat mit ihren Mitarbeitenden beides aufgebaut. Motiviert haben die Diplom-Verwaltungswirtin neben den beruflichen Idealen ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Thema.

Porträtfoto von Maria Qadiri. Sie hat lange braune Haare und markante Augenbrauen.
Maria Qadiri, Leiterin des Büros für Flüchtlingsangelegenheiten im Jobcenter Landkreis Mainz-Bingen

Servicestelle SGB II: Frau Qadiri, Sie leiten das Büro für Flüchtlingsangelegenheiten im Jobcenter Landkreis Mainz-Bingen. Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit?

Maria Qadiri: Als wir das Büro Ende 2015 aufgebaut haben, war die Personalakquise eine große Herausforderung. Anfangs bestand mein Team aus vier Personen. Mit der Zahl der Geflüchteten stieg die Zahl der Mitarbeitenden. Inzwischen sind 40 Personen in meinem Team, darunter auch Übersetzerinnen und Übersetzer. Meine Aufgabe ist es, das Team zu koordinieren, aber auch Arbeitsabläufe und die Qualität der Arbeit zu sichern. Gleichzeitig koordiniere ich den weiteren Ausbau unseres Netzwerkes – bestehend aus Ehrenamtlichen, Jugendhilfe, Kammern und Trägern, BAMF und Arbeitgebern. Die Vielfalt macht die Arbeit sehr spannend. Zudem hilft mir mein eigener Migrationshintergrund: Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht einfach ist, sich in zwei Kulturbereichen zu bewegen. Es ist uns ein Anliegen, dass Geflüchtete schnell sprachlich fit werden, um sie zu integrieren und sie es so schnell und nachhaltig aus dem Leistungsbezug rausschaffen.

Servicestelle SGB II: Vor welche Herausforderungen stellt Sie Ihre Arbeit und wie gehen Sie damit um?

Maria Qadiri: Viele haben erwartet, dass die Geflüchteten sofort als neue Fachkräfte eingestellt werden können. Die Arbeitgeber waren dazu bereit und die Geflüchteten motiviert, zu arbeiten. Dafür sind aber Integration und Spracherwerb wichtig. Beides braucht viel Zeit und Geduld. Und das müssen wir auf beiden Seiten verständlich machen. Wichtig ist uns auch, Frauen zu ermutigen, ihre Kompetenzen zu entfalten. Alle in der Bedarfsgemeinschaft sollen die Chance haben, sich zu integrieren. Dafür sind wir sehr nah an den Menschen, kennen ihre Bedarfe gut und können die Maßnahmen danach ausrichten. Denn die Geflüchteten kommen mit allen möglichen Problemen zu uns. Es geht um SGB II und SGB XII, um Mietrecht, Kita, Schule oder Familienkasse. Hier helfen wir unter anderem mit der Sprechstunde „Flüchtlinge helfen Flüchtlingen“.

Servicestelle SGB II: Was macht diese Sprechstunde besonders?

Maria Qadiri: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ähnlichen Fluchterfahrungen leiten die Sprechstunde, die derzeit zweiwöchentlich stattfindet. Sie sprechen die gleiche Sprache wie die Leistungsbeziehenden. Das schafft Akzeptanz und hilft, das Prozedere im Jobcenter zu verstehen. Denn vielen Geflüchteten ist nicht klar, was sie im Jobcenter erwartet. Sie glauben, sie erhalten sofort eine Arbeitsstelle. Dabei müssen sie meist erst andere Barrieren überwinden. In der Sprechstunde werden dann grundlegende Fragen geklärt: Wie geht es weiter? Was erwartet mich? Wo finde ich Beratungsstellen, Ärzte oder Trauma-Zentren? Und wie gehe ich mit Jugendhilfe, Krankenkasse oder Bank um? Wir wollen diese Menschen in die Lage versetzen, ihr Leben selbstbestimmt zu führen. An unseren Übersetzerinnen und Übersetzern sehen sie, dass das möglich ist. Durch das Angebot öffnen wir unser Jobcenter und bauen so kulturelle wie sprachliche Barrieren ab.