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3 Fragen an Herbert Spannbauer

27. November 2019

Herbert Spannbauer ist Leiter der Stabsstelle Netzwerk & Finanzen im Jobcenter Landkreis Lörrach. Um erfolgreich Netzwerkarbeit zu betreiben, sind für ihn angesichts besonderer regionaler Herausforderungen vor allem Kundenorientierung und strategisches Vorgehen wichtig.

Porträtfoto von Herbert Spannbauer. Er hat kurze, braune Haare und trägt eine randlose Brille.
Herbert Spannbauer, Leiter der Stabsstelle Netzwerk & Finanzen im Jobcenter Landkreis Lörrach

Servicestelle SGB II: Der Landkreis Lörrach ist durch seine ländliche Struktur sowie durch die Lage an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz geprägt. Welche Möglichkeiten und Herausforderungen für die Netzwerkarbeit ergeben sich vor dem Hintergrund dieser regionalen Besonderheiten?

Herbert Spannbauer: Netzwerkarbeit ist immens wichtig, da man gerade als kleiner, ländlicher Landkreis enorm auf Ansprechpartner vor Ort angewiesen ist. Die Besonderheit unseres Landkreises ergibt sich auch durch die Grenzlage - während andere Jobcenter ein Verbreitungsgebiet von 360 Grad haben, sind es bei uns nur 90 Grad. Die Trägerdichte ist eher gering, die Wege dementsprechend weit. Da hilft nur eine enge Kooperation und fortlaufende Absprache mit den Gemeinden, aber auch mit den unterschiedlichen karitativen Organisationen, die in der Umgebung aktiv sind. Gerade in der Kinderbetreuung merken wir, wie wichtig Netzwerkarbeit ist. Die meisten Maßnahmen finden in Lörrach statt, für viele unserer Leistungsbeziehenden beträgt die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu einer Stunde. Wenn die Kinderbetreuung nicht geregelt ist, können viele Kundinnen und Kunden nicht an Maßnahmen teilnehmen. Wir versuchen daher verstärkt, auch im ländlichen Bereich Träger zu gewinnen.

Servicestelle SGB II: Es wird manchmal behauptet, Netzwerkarbeit sei aufwändig, zeitintensiv und teuer. Würden Sie als Leiter der Stabsstelle Finanzen dieser These zustimmen?

Herbert Spannbauer: Es ist zeitintensiv, ganz klar. Seit Inkrafttreten des Teilhabechancengesetzes (§16i SGB II) stehen uns jedoch Mittel des Bundes zur Verfügung, die wir zusätzlich für unsere eigene Strategie zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen einsetzen können. In Lörrach haben wir uns dafür entschieden, die Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern weiter auszubauen und zu stärken und unter anderem eine neue, befristete Stelle in meiner Abteilung geschaffen. Obwohl unser Jobcenter recht klein ist, fahren wir da sehr gut. Es werden ja gelegentlich Stimmen laut, dass es große Jobcenter mit Blick auf die Vielseitigkeit des Angebots an Trägern in der Netzwerkarbeit leichter hätten. Dazu möchte ich erwidern, dass ländliche Jobcenter aus meiner Erfahrung auch Vorteile gegenüber den städtischen Einrichtungen haben: Im Gegensatz zu anonymen Großstädten ist einfach eine größere Nähe da. Daher kann ich Jobcentern, denen nur begrenzte Mittel zur Verfügung stehen, nur empfehlen, wirklich in den persönlichen Austausch mit den Gemeinden, mit den kirchlichen Trägern und anderen Partnern zu gehen.

Servicestelle SGB II: Auch privat sind Sie in der Netzwerkarbeit engagiert, waren beispielsweise fünf Jahre lang Kassierer des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Lörrach. Wie wichtig sind im ländlichen Raum denn funktionierende Netzwerke auch für das Privatleben?

Herbert Spannbauer: Immens wichtig. Das Angebot des CVJM ist sehr vielseitig: Basketball, Schülercafé, Schulsozialarbeit und Freizeittreffs. Damit man ein solches Portfolio abdecken kann, zählen ähnliche Faktoren wie in der beruflichen Netzwerkarbeit, teilweise sogar noch mehr: Gerade in der ehrenamtlichen Vereinsarbeit ist es unabdingbar, sich zu präsentieren und auf Menschen zuzugehen – nicht nur, um die notwendigen Spenden einzutreiben.