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3 Fragen an
Andrea Gebhardt

22. September 2017

Andrea Gebhardt ist Quereinsteigerin im Jobcenter: zuletzt war die studierte Verwaltungs- und Politikwissenschaftlerin als Amtsleiterin für Wirtschaftsförderung, Tourismus, Marketing und Grundstücksmanagement tätig. Seit knapp zwei Jahren steht sie an der Spitze des Jobcenters Hagen. Die vier Kilometer zwischen Wohnung und Arbeitsplatz legt die ehemalige Radsportlerin am liebsten mit dem Fahrrad zurück.

Porträtfoto von Andrea Gebhardt. Sie trägt ihre blonden Haare nach hinten gesteckt und hat grüne Augen.
Andrea Gebhardt, Geschäftsführerin des Jobcenters Hagen

Servicestelle SGB II: Frau Gebhardt, es heißt ja, neue Besen fegen gut. Wo haben Sie als frischgebackene Geschäftsführerin 2015 angesetzt?

Andrea Gebhardt: Als ich hier im Jobcenter anfing, haben die Führungskräfte und ich beschlossen, das Haus völlig neu zu strukturieren. Als größte Maßnahme haben wir den Bereich Markt und Integration viel gruppenspezifischer aufgestellt. Wir haben verschiedene Spezialteams gebildet wie zum Beispiel je ein Team für Alleinerziehende, für die unter-25-Jährigen oder für Berufsorientiertes Fallmanagement. Wir sind also von einer allgemeinen zu einer speziellen Arbeitsvermittlung übergegangen. Daneben haben wir drei Außenstellen des Jobcenters aufgelöst und diese Beschäftigten ins Haupthaus geholt. Im Grunde saß nach der Umstrukturierung jeder unserer 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einem anderen Platz. Das war eine absolute Herausforderung − nicht nur für mich und die Führungskräfte, sondern für das komplette Haus.

Servicestelle SGB II: Wo liegen derzeit die inhaltlichen Schwerpunkte in Ihrem Jobcenter?

Andrea Gebhardt: Die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit − wie bundesweit fast überall − und die daraus resultierende geringe Motivation der Menschen, an diesem Zustand etwas zu ändern. Das ist eine Riesenherausforderung für beide Seiten, da müssen wir viel Energie reingeben. Was wir hier in Hagen daneben besonders verzeichnen ist die Zuwanderung aus Südosteuropa, speziell aus Bulgarien und Rumänien, sowie die Flüchtlingsthematik. Die Geflüchteten, die im ersten Jahr im Integrationskurs waren, vielleicht auch in einem Alphabetisierungskurs, die erreichen jetzt nach und nach den Arbeitsmarkt und suchen passgenaue Maßnahmen und Arbeitsstellen.

Servicestelle SGB II: Haben Sie ein Beispiel dafür, wie so eine passgenaue Maßnahme aussieht?

Andrea Gebhardt: Wir haben hier in Hagen einen Bewerber-Shuttle initiiert, das heißt, ein Jobcenter-Team fährt eine Kundengruppe je nach Branche direkt zu einem Arbeitgeber. Das funktioniert so ein bisschen wie Speed-Dating. Wir haben beispielsweise zehn Kundinnen und Kunden aus dem Berufsbereich Pflegedienst vorbereitet, die fahren wir dann mit unserem Bus zum potentiellen Arbeitgeber, wo sie sich nacheinander mehrere Minuten lang präsentieren. Das Ganze passiert im Idealfall mehrmals nacheinander. Der Vorteil: die Arbeitssuchenden können gleich mehrere Einrichtungen kennenlernen, die Arbeitgeber − im Vergleich mehrerer Bewerberinnen und Bewerber − viel besser die passenden neuen Beschäftigten herausfinden. Das oben angesprochene Motivationsproblem ist in diesem Fall meistens überhaupt kein Thema.