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3 Fragen an Anke Lüken

14. August 2019

Anke Lüken, Fallmanagerin im Jobcenter Cloppenburg, erzählt im Interview mit der Servicestelle SGB II, wie sie Arbeitgeber im ländlichen Raum für das neue Regelinstrument „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§16i SGB II) gewinnt und wie wichtig das persönliche Netzwerk der Leistungsberechtigten ist.  

Porträtfoto von Anke Lüken. Sie hat dunkelblonde kinnlange Haare, trägt eine Brille und eine lila Bluse.
Anke Lüken, Fallmanagerin im Jobcenter Cloppenburg

Servicestelle SGB II: Frau Lüken, Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Arbeitgebern gemacht, wenn es um das neue Regelinstrument §16i SGB II geht?

Anke Lüken: Wir sind positiv überrascht von dem bunten Mix an Arbeitgebern, die wir in diesem Rahmen bereits gewinnen konnten: Handwerksbetriebe, Garten- und Landschaftsbaufirmen und Pflegeeinrichtungen sind dabei, aber auch öffentliche Einrichtungen und gemeinnützige Vereine. Unser Landkreis ist eher ländlich geprägt. Die Ansprache der Arbeitgeber gestalten wir daher lokal und persönlich: Wir richten uns gezielt an Betriebe in dem Ort, in dem die Teilnehmenden wohnen. Wir fahren dann auch gerne selbst raus, um Termine mit den Arbeitgebern wahrzunehmen und unsere Förderungen vorzustellen. Im besten Fall kommt es danach zu einem persönlichen Gespräch mit den Teilnehmenden. Manchmal nehmen wir auch direkt die Bewerbungsunterlagen der infrage kommenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit.

Ich bin der Meinung, dass man bei der Suche nach möglichen Arbeitgebern auch die privaten Netzwerke der potentiellen Teilnehmenden nicht unterschätzen sollte. In vielen Fällen ist es sehr hilfreich erst einmal zu eruieren, welche Betriebe überhaupt interessant sein könnten, für welche Bereiche sich der Mensch begeistern kann. Da sind es dann oft Verwandte, Bekannte, Freunde oder Nachbarn, die interessante Impulse geben können.

Servicestelle SGB II: Ist der Schritt in die Arbeit geschafft, arbeiten Sie mit internen und seit Kurzem auch mit externen Coaches zusammen. Wie gelingt eine gute Kommunikation zwischen Teilnehmenden, Jobcenter, Coaches und Arbeitgebern?

Anke Lüken: Eine Grundvoraussetzung ist zunächst, dass allen Beteiligten die zentrale Bedeutung des Coachings bewusst ist. Das Ziel ist ganz klar die Förderung und Weiterentwicklung der Teilnehmenden. Als besonders wichtig in der Kommunikation erachte ich deshalb einen funktionierenden Informationsfluss hinsichtlich der Rahmenbedingungen. Damit meine ich zum Beispiel, dass von Anfang an transparent gemacht wird, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des Coachings über den Zeitraum von einem Jahr für einen individuellen Stundenumfang von der Arbeit freigestellt werden.  

Einen Vorteil des externen Coachings sehe ich darin, dass die Coaches unabhängiger sind, mit ihnen können Dinge besprochen werden, die man im Jobcenter vielleicht nicht so gerne preisgibt. Dabei sind meine ganz persönlichen Ansprüche an die Coaches hoch: Ich erwarte eine hohe soziale Kompetenz, eine gute Kenntnis der Arbeitsmarktinstrumente und bestenfalls auch des örtlichen Arbeitsmarktes. Grundvoraussetzung sind selbstverständlich Toleranz und insbesondere Empathie, da sich unsere Kundinnen und Kunden teilweise in schwierigen Lebenslagen befinden und mit Schicksalsschlägen zu kämpfen haben.

Servicestelle SGB II: Mit diesen persönlichen Schicksalen sind auch Sie selbst jeden Tag konfrontiert. Haben Sie eine gute Strategie, nach der Arbeit zur Ruhe zu kommen?

Anke Lüken: Ich fahre nach Feierabend eine längere Strecke mit dem Fahrrad nach Hause. Das gibt mir die Möglichkeit, bestimmte Fälle oder Situationen nochmal in Ruhe durchzudenken, mich aber auch von Gedanken zu verabschieden. Wenn ich zuhause ankomme, habe ich dann meistens die Geschichten aus dem Jobcenter erstmal hinter mir gelassen.