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3 Fragen an Susanne Ahlers

26. April 2019

Susanne Ahlers fährt in der Freizeit gern Fahrrad, betreibt Yoga und liest Krimis. Seit drei Jahren ist sie Geschäftsführerin des Jobcenters Bremen. Wir sprachen mit ihr über gelebte Vertrauenskultur im Jobcenter und den Umgang mit Mitarbeitenden.

Porträtfoto von Susanne Ahlers. Sie hat sehr kurze braune Haare, blaue Augen und trägt eine große Perlenkette.
Susanne Ahlers, Geschäftsführerin des Jobcenters Bremen

Servicestelle SGB II: Frau Ahlers, was fällt Ihnen zum Stichwort Vertrauen ad hoc ein?

Susanne Ahlers: Vertrauen hat für mich viel damit zu tun, anderen Menschen etwas zuzutrauen. Ihnen Möglichkeiten zu geben, Entscheidungen zu treffen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Damit, dass ich nicht grundlos ihre Arbeit kontrolliere. Wir haben in Bremen acht Standorte. Wir als Geschäftsführung geben den Geschäftsstellenleitungen einen Rahmen, aber auch sehr viele Entscheidungsfreiheiten. Dafür braucht man Verlässlichkeit – auch das heißt Vertrauen für mich. Was man zugesagt hat, muss auch eingehalten werden. Das hört sich einfach und selbstverständlich an, wird aber häufig nicht getan. Manchmal kann es aber auch einfach nicht getan werden, etwa, wenn Entscheidungen zurückgenommen werden müssen, weil die Bedingungen sich geändert haben. Wichtig ist, dass man dann miteinander redet, die Dinge erklärt, neue Wege findet.

Servicestelle SGB II: Wie leben Sie diese Vertrauenskultur in Ihrem Jobcenter ganz praktisch?

Susanne Ahlers: Was ich mache, ist, dass ich regelmäßig in unseren Geschäftsstellen hospitiere. Das heißt, ich begleite die Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit. Aber nur die, die mich auch mitnehmen wollen. Dabei geht es mir darum, nahe dran zu sein, zu erleben, wie die alltägliche Arbeit aussieht, was die Kolleginnen und Kollegen bewegt. Das mache ich dann den ganzen Vormittag und gehe in alle drei Bereiche hinein: In der Eingangszone stehen wir zusammen hinter dem Schalter, ich gehe in die Leistungsabteilung und in die Arbeitsvermittlung. Wenn der Kunde oder die Kundin zustimmt, bin ich bei Gesprächen dabei. Hinterher gibt es dann für Kolleginnen und Kollegen, die das wollen, einen Dialog: Das Thema ist offen, hier kann alles gesagt werden, was auf der Seele liegt. Das Angebot wird meist gut genutzt. Es war ja auch ein Wunsch aus der Belegschaft, das so zu handhaben. Das alles führt zu einem guten Austausch, hat eindeutig zu einer gewachsenen Vertrauenskultur im Haus beigetragen und mir geholfen, mein Arbeitsumfeld umfassender wahrzunehmen. Schließlich haben wir insgesamt über 1.000 Beschäftigte, und ich würde sonst die wenigsten je zu sehen bekommen. Mir ist es aber wichtig, die Menschen hinter unserer Arbeit zu sehen.

Servicestelle SGB II: Wie schaffen Sie es, dass die Beschäftigten Ihnen gegenüber ohne Angst vor Konsequenzen auftreten?

Susanne Ahlers: Ich glaube, das geht nur über eine gewisse Zeit, gute Erfahrungen und wiederum Vertrauen. Ein Kollege, den ich vor längerer Zeit ermuntert habe, auch kritisch mit mir zu sprechen, rückte dann irgendwann mal mit etwas heraus. Ich fragte ihn, warum er das nicht schon viel früher gesagt habe. Er antwortete, alle Chefs würden behaupten, dass man immer alles sagen könne. Er hat also der Sache anfangs nicht so recht getraut. Ein anderes Beispiel: Wenn ich selber Texte für Beiträge oder Vorträge schreibe, dann bitte ich oft andere im Haus um Vorschläge oder Änderungen. Am Anfang ist das total zögerlich gelaufen. Da kam fast nichts. Bis ich vermitteln konnte: Ich möchte wirklich eigene Meinungen und fasse anderslautende Ideen nicht als Beleidigung auf. Gemeinsam haben wir uns Führungsleitlinien gegeben. In denen dokumentieren wir beispielsweise, wie Führung und Zusammenarbeit bei uns aussehen soll. Den Satz „Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen“ haben wir mit dem Gedanken ergänzt, dass wir Fehler als Chance zur Weiterentwicklung nutzen.