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3 Fragen an Sabine Meyer

20. August 2019

Seit fast 15 Jahren arbeitet Sabine Meyer im Jobcenter Bottrop. Sie ist Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA) und Leiterin der Teams Netzwerke ABC und Alleinerziehende. Bei der Umsetzung des neuen Regelinstruments zu §16i des Teilhabechancengesetzes freut sie sich besonders über die zunehmende Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen.

Porträtfoto von Sabine Meyer. Sie hat rotbraune kinnlange Haare, trägt eine Brille und eine weiße Bluse.
Sabine Meyer, BCA und Leiterin des Teams Netzwerke ABC und Alleinerziehende im Jobcenter Bottrop

Servicestelle SGB II: Frau Meyer, wie sieht Ihre persönliche Zwischenbilanz nach dem ersten Halbjahr mit dem neuen Regelinstrument aus – was läuft in Ihrem Jobcenter besonders gut?

Sabine Meyer: Ich sehe die Umsetzung im Moment durchweg positiv. Durch das Teilhabechancengesetz erhalten viele langzeitarbeitslose und nicht aktivierte Personen, insbesondere Frauen, eine schnellere Möglichkeit, wieder neu in das Erwerbsleben einzusteigen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Leistungsbeziehenden darauf wesentlich positiver reagieren als auf andere Angebote wie etwa Arbeitsgelegenheiten oder Aktivierungsmaßnahmen. Besonders stolz sind wir, dass wir direkt in den ersten Januarwochen entsprechende Verträge abschließen konnten. Wir hatten im Vorgriff auf das Teilhabechancengesetz intern eine Spezialeinheit geschaffen, sozusagen eine Taskforce, die mit der Akquise von Arbeitgebern und der Beratung der Leistungsbeziehenden beauftragt wurde und bereits im September 2018 erste Beratungsgespräche zum Sozialen Arbeitsmarkt geführt hat. Unser nächstes Ziel – und mir als BCA unseres Jobcenters ein besonderes Anliegen – ist es, den Frauenanteil im Sozialen Arbeitsmarkt klar zu erhöhen, aktuell liegen wir da bei 30 Prozent. Dafür arbeiten wir gerade an einem Projekt, das Frauen zwischen 40 und 60 Jahren in Single-Bedarfsgemeinschaften für einen festen Arbeitsplatz in den Bereichen Betreuung und Hauswirtschaft vorbereiten soll. Für Dienstleistungen in diesem Sektor besteht in unserer Region seitens der Arbeitgeber nämlich derzeit eine sehr hohe Nachfrage.

Servicestelle SGB II: Das klingt schon sehr vielversprechend. Sehen Sie auf der Seite der Arbeitgeber noch Veränderungsbedarf im Hinblick auf eine gelungene Zusammenarbeit?

Sabine Meyer: Bei einigen Arbeitgebern besteht noch etwas Nachholbedarf im Verständnis, was es tatsächlich bedeutet, Menschen zu beschäftigen, die sehr lange arbeitslos waren und noch dazu vielleicht alleinerziehend oder schon etwas älter sind. Angekommen ist, dass die Teilnehmenden jetzt eine besondere Unterstützung erfahren und dass Arbeitgeber eine besonders lange Förderung erhalten. Viele, insbesondere aus dem Bereich Einzelhandel, sind aber nach der Vorstellung potentieller Teilnehmender plötzlich enttäuscht, weil sie aus deren Sicht nicht bereits heute jede einzelne, ansonsten gewohnte Voraussetzung erfüllen. Da fehlt noch ein bisschen die passende Erwartungshaltung für den realen Teilnehmendenkreis.

Servicestelle SGB II: Was bereitet Ihnen an Ihrer Arbeit rund um die Umsetzung des neuen Regelinstruments besonders viel Freude?

Sabine Meyer: Gerade in den letzten zwei Monaten stellen wir fest, dass neben den Arbeitgebern aus den Sozialverbänden und dem öffentlichen Bereich zunehmend Arbeitgeber des ersten Arbeitsmarktes auf uns zukommen. Konkret sind das Sicherheitsdienste oder Unternehmen, die ambulante Pflegekräfte beschäftigen und in den Bereichen Hauswirtschaft und Betreuung Kräfte suchen. Es ist schön zu beobachten, dass die Anzahl der Arbeitgeber größer wird, die unseren Teilnehmenden mit Verständnis und Offenheit begegnen und ihnen eine Chance geben möchten. Im Jobcenter treffe ich immer wieder auf Kundinnen und Kunden, die ich auch schon zu meinen Zeiten beim Sozialamt der Stadt Bottrop betreut habe. Dass von diesen Menschen tatsächlich der ein oder andere jetzt in den ersten Arbeitsmarkt gelangt – das freut mich ganz besonders.