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3 Fragen an
Björn Hiemer

13. November 2017

Jedes Verhalten, das man an den Tag legt, kommt irgendwann zu einem zurück. Diesem Grundsatz folgt der 43-jährige Jurist Björn Hiemer, Vater dreier Kinder und frisch gewählter Vorsitzender des Personalrates im Jobcenter Arbeitplus Bielefeld.

Portrtätfoto von Björn Hiemer. Er hat ein dreieckiges Gesicht und trägt eine Brille mit dickem schwarzen Rahmen.
Björn Hiemer, Vorsitzender des Personalrates im Jobcenter Arbeitplus Bielefeld

Servicestelle SGB II: Bei Ihnen arbeiten Christen, Moslems, Juden, Buddhisten und Atheisten unter einem Dach. Wie lautet das Betriebsgeheimnis Ihres multikulturellen Jobcenters?

Björn Hiemer: Wir haben in der Tat sehr viele unterschiedliche Religionen und Ethnien hier im Haus, es gibt kaum ein Team, in dem nicht mindestens drei verschiedene Herkunftsländer vertreten sind. Im Arbeitsalltag hilft das oft, weil unsere Kollegen und Kolleginnen dadurch mehr Gespür haben für die Menschen, die als Kundinnen und Kunden zu uns kommen, für ihre Befindlichkeiten und Voraussetzungen. Auch untereinander herrscht mehr Verständnis, beispielsweise wenn eine Religion einen Feiertag hat. Dann nehmen sich die entsprechenden Kollegen dafür frei, und das wird rundum akzeptiert.

Servicestelle SGB II: Führt es manchmal auch zu Problemen, wenn Mitarbeiter und Kunde aus verschiedenen Kulturräumen stammen?

Björn Hiemer: Bei uns entstehen eher Probleme, wenn Kunde und Mitarbeiter denselben Kulturraum teilen und dieselbe Sprache sprechen, weil der übergeordnete behördliche Charakter unserer Einrichtung dann womöglich in den Hintergrund tritt. Es ist natürlich eine schönere, weil persönlichere Art der Kommunikation, aber mit der Schattenseite, dass man vereinnahmt werden kann. Hier müssen wir konsequent darauf achten, dem Prinzip der Gleichbehandlung zu folgen. Ein weiterer ständiger Lernprozess für alle unsere Kolleginnen und Kollegen besteht darin, immer daran zu denken, dass wir im Jobcenter nur einen Teil der Bevölkerung sehen und nicht ihre Gesamtheit. Wir nehmen nur einen Ausschnitt der Gesellschaft wahr, und zwar einen, der vor großen Herausforderungen steht. Wir müssen stets darauf achten, nicht in Klischeedenken zu verfallen.

Servicestelle SGB II: Das Jobcenter Arbeitplus Bielefeld beteiligte sich jüngst an der Fotoaktion „Gesicht zeigen für ein buntes und weltoffenes Bielefeld“ des Bielefelder Bündnisses gegen Rechts. Eine Selbstverständlichkeit bei Ihrer Ausgangslage, oder?

Björn Hiemer: Auf jeden Fall. Das Bündnis wird von der Stadtverwaltung gefördert, und wir sind ja auch ein kommunaler Anlaufpunkt. Da stehen wir natürlich im Fokus, was den Umgang mit unterschiedlichen Herkünften und Ethnien betrifft. Außerdem möchten wir auch innerbetrieblich ein Zeichen setzen, denn es gibt durchaus Fälle, wo Kunden sagen: Ich möchte nicht von diesem oder jenem Mitarbeiter betreut werden, weil er ein Türke ist oder sie eine Frau, und ähnliche Vorurteile. Dem treten wir entgegen, das ist für uns nicht tolerabel.