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3 Fragen an Harald Englert

3. Juli 2018

Der Blick aus Harald Englerts Dienstzimmer fällt auf hügelige Wälder und grüne Wiesen. Seit drei Jahren ist der Ex-Marathonläufer Geschäftsführer des Jobcenters Bad Kissingen. Damit nicht jeder das Rad neu erfinden muss, vernetzt er sein Haus zunehmend mit anderen Jobcentern in der unterfränkischen Region.

Porträtfoto von Harald Englert. Er hat eine Halbglatze und trägt ein gepunktetes Hemd.
Harald Englert, Geschäftsführer des Jobcenters Bad Kissingen

Servicestelle SGB II: Herr Englert, Sie stehen in engem Austausch mit den benachbarten Jobcentern. Warum?

Harald Englert: Wir haben in Bayern 83 kleine Jobcenter. Meist schultern die dortigen Kolleginnen und Kollegen gleich mehrere Funktionen, weil die Personaldichte für die vielen verschiedenen Aufgaben nicht ausreicht. Da fragte ich mich: Warum soll jedes Jobcenter für sich allein Wissen vorhalten? Wie lösen wir das Problem mit den Vertretungen? Wie können wir Infrastrukturkosten senken, Spielräume erweitern, Synergieeffekte erzielen?

Servicestelle SGB II: Können Sie uns ein Beispiel nennen, wie Sie konkret vorgegangen sind?

Harald Englert: In Bad Kissingen haben wir uns derzeit mit zwei anderen Jobcentern im Bereich Ordnungswidrigkeiten zusammengetan. Den bearbeitet seit Januar eine meiner Mitarbeiterinnen. Auf diese Art muss das entsprechende Fachwissen nur einmal vorgehalten werden, es entstehen nur einmal Bürokosten, die Personalkosten werden pragmatisch gedrittelt. Das Fazit nach einem halben Jahr, sowohl von der zuständigen Kollegin als auch von uns drei Geschäftsführern: Das ist das Beste, was wir machen konnten. Für die Zukunft überlegen wir, auch den Forderungseinzug im Verbund zu bewältigen, den wir momentan noch als Serviceleistung bei der BA einkaufen.

Servicestelle SGB II: Welche weiteren Formen der regionalen Kooperation haben Sie angestoßen?

Harald Englert: Da sind zwei Dinge erwähnenswert. Zum einen haben wir vor etwa drei Jahren eine kollegiale Fallberatung eingeführt. Da setzen sich die Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Jobcentern zusammen, tauschen sich aus und besprechen - anonymisiert - einzelne Fälle aus ihrer Praxis. Das bringt uns frische Sichtweisen und wertvollen fachlichen Austausch, ähnlich wie eine Zweitmeinung beim Arzt. Daraus entwickeln wir dann landkreisübergreifende Maßnahmen für unsere Klientel. Zum anderen führen wir inzwischen Schulungen − komplett jobcenterübergreifend für den gesamten Amtsbezirk − in unserem Haus durch. Dafür verwenden wir eine Schulungsdatenbank. Dort werden die einzelnen Angebote eingestellt, und die Kolleginnen und Kollegen der Jobcenter können sich dort eintragen. Das wird sehr gut angenommen.