Navigation und Service

3 Fragen an
Alessia Gordienko

Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Berlin Spandau

Portraitfoto von Frau Gordienko. Sie hat lange braune Haare und ein rundes Gesicht.
Alessia Gordienko, Beauftragte für Chancengleichheit im Jobcenter Berlin Spandau

Ein Dienstagmorgen im Winter: Alessia Gordienko (35) ist erkältet und dennoch: Kraft und Zeit für ein Gespräch mit der SGB II-Servicestelle über ihre Arbeit findet sie. Flexibel, spontan, jung, politisch, weltgewandt und ambitioniert – 3 Fragen an die BCA aus dem Jobcenter Berlin Spandau.

Servicestelle SGB II: Was motiviert Sie für Ihre tägliche Arbeit?

Alessia Gordienko: Mich motiviert, dass die Aufgabe der BA und des Jobcenters gesellschaftspolitisch sehr wichtig ist. Das Schöne an meiner Stelle ist, dass wir mit unserer Arbeit den politisch abstrakten Begriffen wie Teilhabe, Integration oder Gerechtigkeit Leben geben. Denn wir arbeiten hier konkret mit Menschen und haben eine extreme Verantwortung. Ich glaube, dass die Talente in der Gesellschaft grundsätzlich gleich verteilt sind und mich beschäftigt täglich, wie wir den Nachwuchs oder Menschen allgemein so fördern können, dass sie ihre Talente entfalten können. Mein Antrieb ist, dass jeder hier in Berlin seinen Platz findet und die gleichen Chancen bekommt.

Ein aktueller, sehr motivierender Erfolg: Unser Jobcenter hat seit kurzem das „Alpha-Siegel“ als sichtbares Zeichen an unserer Eingangstür, worauf wir sehr stolz sind. Wir können jetzt Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche besser ansprechen und beraten. Analphabetismus – das ist in Deutschland ein Problem, denn es betrifft 7,5 Millionen Menschen und im Schnitt jeden dritten Arbeitslosen. Wobei das auch heißen kann, dass zusammenhängende Texte nicht verstanden werden, von denen wir als Behörde natürlich sehr viele haben. Nun haben wir eine Website in leichter Sprache entwickelt, unser Personal wurde geschult und das Leitsystem im Haus ist überarbeitet und erkennbar für Menschen, die nicht oder nur wenig lesen können.

Servicestelle SGB II: Sie sprechen von „Antrieb“. Sie sind selbst mit elf Jahren aus Kasachstan nach Berlin gekommen. Wie wichtig sind Vorbilder?

Alessia Gordienko: Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig Orientierung ist und wie wirksam Menschen seien können, die Wege aufzeigen. Kurz gesagt: Es ist entscheidend, wer in Behörden vor einem sitzt. Unser Jobcenter betreut nicht nur ein vielfältiges Klientel, sondern unsere Mitarbeiterschaft ist in den letzten Jahren erfreulicherweise auch vielfältiger geworden. Kürzlich fragte ich eine junge Kollegin, wie ihr der Weg in den Beruf gelang und ich sah starke Parallelen zu meiner Geschichte: Sie war mit 21 Jahren nach Deutschland gekommen und traf im Sozialamt eine Frau mit Migrationshintergrund, die sie sehr beeindruckte und ihr ein Vorbild war. Für meine Kollegin wurde durch diese Begegnung klar, dass auch sie Aufstiegschancen in der deutschen Gesellschaft hat. Sie dachte sich: Wenn die hier arbeitet, dann schaffe ich das auch und legte einen Marathon hin. Heute mit 28 Jahren steht sie mitten im Leben und im Beruf und wirkt auf diese Weise wiederum auf unsere Kundinnen und Kunden.

Servicestelle SGB II: Arbeit ist sprichwörtlich das halbe Leben. Was machen Sie mit der anderen Hälfte? Haben Sie Hobbys?

Alessia Gordienko: In meiner Freizeit engagiere ich mich bei „DeutschPlus“, einem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, ein vielfältiges Deutschland mit gleichberechtigter Teilhabe für Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft zu schaffen. Mein Lieblingsprojekt bei „DeutschPlus“ ist „School Talks“. Dabei sprechen „Role Models mit Migrationshintergrund“ in Schulen mit Kindern und Jugendlichen über ihren Beruf. Hier geht es genau um diese Message: Du kannst alles werden.

Ich bin als Kind in einem Vielvölkerstaat aufgewachsen: In Kasachstan lebten vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion über 120 Nationalitäten und meine Schulfreunde kamen z. B. aus der Ukraine, Weißrussland, Tschetschenien, Korea, Finnland, Deutschland und Russland. Vielfalt ist für mich daher Normalität und daher nichts Besonderes. Das ist meine Haltung und dafür setze ich mich eben auch privat ein.