Navigation und Service

3 Fragen an Marc-Sebastian Alex

26. April 2023

Seit Februar 2023 ist Marc-Sebastian Alex Geschäftsführer des Jobcenters Arbeitplus Bielefeld. Dort wurde vor einiger Zeit unter anderem der Beratungsbereich nach Schwerpunkten aufgegliedert, um noch besser auf die Bedarfe der Leistungsbeziehenden eingehen zu können. Gute Voraussetzungen für die zweite Umsetzungsstufe des Bürgergeldes ab Juli 2023?

Marc-Sebastian Alex
Herr Alex, Sie waren zuletzt der Stellvertreter Ihres Vorgängers Rainer Radloff, das Jobcenter Arbeitplus Bielefeld ist Ihnen also bestens vertraut. Was hat sich für Sie in Ihrer neuen Rolle als Geschäftsführer dennoch verändert?

Marc-Sebastian Alex: Als größten Unterschied empfinde ich, wie nun Personen auf mich zugehen. Vor allem nach außen hin merke ich, dass ein anderer Blick auf mich gerichtet wird. Nehmen wir etwa unsere Kooperationspartner, die ihre Erwartungshaltungen nun im Vergleich zu meiner Zeit als Stellvertreter mit mehr Nachdruck platzieren. Auch im politischen Raum werde ich anders angesprochen. Die Wahrnehmung durch meine Mitarbeitenden hat sich aber nicht grundlegend geändert, so mein Eindruck. Hier und da beobachte ich allerdings, dass einige Kolleginnen und Kollegen den Wechsel in der Geschäftsführung nutzen, um nochmal offener Dinge anzusprechen, die ihnen nicht so gefallen. Ich finde es gut, dass sie das Gespräch suchen. Aber dies bedeutet nicht, dass ich bei den Themen, die an mich herangetragen werden, am Ende alles anders machen muss. Sondern vielmehr, dass wir uns den richtigen Weg gemeinsam erarbeiten. Und dafür ist es wichtig, mich regelmäßig mit meinen Mitarbeitenden auszutauschen – ich bin auch im Flur oder Fahrstuhl ansprechbar.

Das Jobcenter Arbeitplus Bielefeld hatte im Jahr 2021 angefangen, seine internen Prozesse an den Bedürfnissen der Leistungsbeziehenden auszurichten und die Beratungsarbeit noch mehr in den Fokus zu stellen. Sehen Sie Ihr Haus mit dieser Herangehensweise gut auf die nächste Umsetzungsstufe des Bürgergeldes vorbereitet?

Marc-Sebastian Alex: Strukturell sehe ich unser Jobcenter sehr gut aufgestellt für das, was ab Juli 2023 auf uns zukommt. Im Zuge der organisationalen Umstrukturierung, die Herr Radloff angestoßen hatte, haben wir unseren Beratungsbereich nach Schwerpunkten gegliedert: Für die Themen Zuwanderung, Vermittlung, Qualifizierung und soziale Teilhabe sind bei uns eigene Teams zuständig. Diese Aufteilung orientiert sich stark an den Bedarfen der Leistungsbeziehenden, aber auch an den Anforderungen ans Jobcenter. Wenn es etwa darum geht, einen Zuwanderer möglichst schnell zu integrieren und den Spracherwerb zu fördern, um zeitnah in die Qualifizierung einsteigen zu können, sind wir bereits auf dieser Schiene unterwegs – auch vor dem Hintergrund der Fachkräftesicherung. Beim Bürgergeld aber sollten wir nicht nur auf die Struktur unserer Beratungsarbeit schauen, sondern auch auf deren Qualität. Ich finde es wichtig, sich hierfür regelmäßig zu hinterfragen. Wir haben bei uns im Jobcenter die Erfahrung gemacht, dass wir deutlich zielführender mit den Leistungsbeziehenden zusammenarbeiten, wenn diese ihre eigenen Ideen einbringen. Am besten funktioniert das, wenn sich die Beratung etwas zurücknimmt, aber an den richtigen Stellen Impulse gibt. Da werden wir bis zum 1. Juli 2023 nochmal gemeinsam genauer hinschauen und überlegen, ob und wie wir uns da noch verbessern können.

Seit Inkrafttreten des Bürgergeld-Gesetzes sind auch wieder Leistungsminderungen, bei Pflichtverletzungen gegenüber dem Jobcenter, möglich. Wie haben Sie die vorangehenden Diskussionen darüber erlebt?

Marc-Sebastian Alex: Schwierig. Die Einstellung der Mitarbeitenden in den Jobcentern ist deutlich besser als die, welche teils durch die Berichterstattung suggeriert wurde. Vor allem aber wurde dadurch auch wieder die Sorge der Leistungsbeziehenden geschürt, das Jobcenter wolle ihnen sowieso nur das Geld wegnehmen und mache, was es wolle. Gegen diese Skepsis müssen unsere Beraterinnen und Berater zu Beginn häufig anarbeiten. Es dauert teils sehr lange, bis eine gute Beratungsbeziehung entsteht. Allein die Vorbehalte, die Leistungsbeziehende gegenüber Jobcentern mitbringen, verlangsamen den Beratungsprozess. Dieses äußere Bild ist bedauerlich – vor allem, wenn man überlegt, was Jobcenter noch alles über den gesetzlichen Auftrag des SGB II hinaus leisten. Ich fände es schön, wenn dies nicht nur der Politik bekannt wäre, sondern auch in der breiten Masse ankäme. Aber, und das möchte ich betonen: Wir haben durchaus Leistungsbeziehende, die uns sehr positiv sehen. Meine Kolleginnen und Kollegen bekommen auch Lob. Das ist sehr wichtig – denn sie arbeiten ja unter anderem dafür, gemeinsam mit den Leistungsbeziehenden etwas zu erreichen.