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3 Fragen an Jonas Meironke

26. Februar 2021

Herr Meironke
Jonas Meironke

Servicestelle SGB II: Herr   Meironke , Sie sind Leistungssachbearbeiter   in   Berlin. Beschreiben Sie bitte   einmal   Ihre Arbeit im Jobcenter Lichtenberg. Was macht sie besonders?  

Jonas   Meironke :   Für mich ist es die Mischung. Ich wollte ursprünglich Jura studieren, weil mich rechtliche Fragen immer interessiert haben. Zugleich mag ich den Umgang mit Menschen. Hier im Jobcenter ist beides wichtig. Ich war nach meinem Arbeitsmarktmanagement-Studium zunächst Arbeitsvermittler. Daher kenne ich   sowohl   den Leistungsbereich als auch die   Vermittlung   und das ist gut so. Auch Sachbearbeiter müssen emphatisch sein. Warum meldet sich die Kundin nicht? Bevor ich wegen mangelnder Mitwirkung die Leistungen kürze, gucke ich mir ihre Situation an und sehe: Sie ist alleinerziehend und steckt mitten in einer Umschulung. Dieses Persönliche ist wichtig – und es wird   in meinen Augen   immer wichtiger.  

Servicestelle SGB II:   Nun wurde genau das Persönliche während der Pandemie schwieriger.   Wie erleben Sie die Zeit, wie hat sich Ihr Arbeitsalltag verändert?  

Jonas   Meironke :   Leistungsrechtlich wenig,   in   der   Kommunikation   umso mehr.   Wir hatten mit vielen Menschen zu tun, die vorher nie Kontakt zur Institution Jobcenter hatten. Da   kamen   E-Mails wie: ‚Hallo, ich bin Karlheinz Müller und brauche Geld.‘ Wir haben dann versucht ganz freundlich zu erklären, welche ausgefüllten Formulare und Informationen wir brauchen. Zeitweise mussten wir   sämtliche   Fragen per E-Mail oder Telefon klären.   Das klappt irgendwie,   ist   aber   nicht immer einfach. Wir haben viele Kundinnen und Kunden mit osteuropäischem   oder vietnamesischem   Hintergrund. Denen fällt die schriftliche Kommunikation auf deutsch schwer. Sitzt man sich am Schreibtisch gegenüber,   lässt sich damit leichter umgehen.  

Servicestelle SGB II: Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Monaten auf die Jobcenter, aber auch auf Ihren künftigen Arbeitsalltag zukommen?  

Jonas   Meironke :   Die beschleunigte Digitalisierung hat unserer Behörde gutgetan.   Die deutsche Verwaltung   ist   verglichen mit vielen europäischen Staaten   im   Rückstand. 2020 haben wir Konzepte, die erst in zwei Jahren dran sein sollten, innerhalb von zwei Wochen umgesetzt. Durch die neuen Möglichkeiten wird sich ein neues Miteinander etablieren.   Die spannende Frage lautet: Wie viele Menschen wählen wieder den persönlichen Kontakt und wie viele bevorzugen Telefonate   oder digitale Kommunikation?   Viele haben festgestellt, dass sie nicht unbedingt in die Eingangszone gehen und eine Wartemarke ziehen müssen, um ihre Angelegenheiten zu regeln. Das bedeutet aber nicht, dass wir   um jeden Preis   digitalisieren. Wir haben 25-Jährige, die   jobcenter.digital   nicht bedienen können und   lieber persönlich vorbeikommen. Es werden also dauerhaft viele Kommunikationskanäle parallel bestehen. Alle   Kanäle   müssen wir moderieren und steuern.  

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