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Jobcenter team.arbeit.hamburg

1. Mai 2015

Rund 100.000 betreute Bedarfsgemeinschaften, 2.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 16 Standorten – Jobcenter team.arbeit.hamburg ist das größte Jobcenter in Deutschland. Es wird seit dreieinhalb Jahren von Friedhelm Siepe geleitet. Das Jobcenter ist dem Vergleichstyp IIIb zugeordnet. Die Größe des Jobcenters eröffnet eine Vielfalt an Möglichkeiten innovative Wege zu gehen und ist gleichzeitig eine Herausforderung für die Organisation. Die Servicestelle hat Herrn Siepe für ein Gespräch getroffen.

Servicestelle SGB II: Herr Siepe, Sie leiten das größte Jobcenter Deutschlands, wie gelingt es Ihnen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen?

Friedhelm Siepe: Das Besondere an unserem Jobcenter ist: Es ist das einzige im Bundesland bzw. im Stadtstaat Hamburg. Zugleich sind wir in jedem der sieben Bezirke in Hamburg mit mindestens einem Standort vertreten, das heißt Führung muss bei uns auch über Distanz funktionieren. Ein wichtiger Schritt war die Entwicklung eines gemeinsamen Leitbildes; hieraus leiten sich auch die erarbeiteten Grundsätze für Führung und Zusammenarbeit ab. Über diesen Weg haben wir eine gemeinsame Führungskultur entwickelt. Für mich war es wichtig, dass wir nicht nur unsere Außenbeziehungen klären, sondern auch unsere Innenbeziehung: Wie wollen wir miteinander umgehen? Wir führen einmal im Jahr als „Erinnerungsschleife" einen Tag des Leitbildes an jedem Standort durch, um das Leitbild lebendig zu halten.

Servicestelle SGB II: Innovationen spielen nicht nur intern eine Rolle, 2013 haben Sie am Standort Hamburg-Mitte mit dem sogenannten Jobcenter der Zukunft den Startschuss für ein Pilotprojekt gegeben. Was steckt dahinter?

Friedhelm Siepe: Hinter dem Projekt standen die Fragestellungen: Wie können wir die Kundenansprache und -beziehung verbessern? Wie die Prozesse optimieren? Zum Beispiel den Lauf einer Leistungsakte? Konsequente Kundenorientierung ist in diesem Zusammenhang ein relevantes Schlagwort. Bei laufendem Betrieb entwickeln und testen wir an diesem Standort neue Ideen und Abläufe. Das macht auch vor der Raumgestaltung nicht halt. Wir haben zum Beispiel den Eingangsbereich offener und transparenter gestaltet, die Wartezeiten sind nicht nur drastisch kürzer, sondern werden auch mit neuen Angeboten sinnvoll gefüllt: So bietet eine QR-Code-Wand die Möglichkeit, Merkblätter und Informationen in verschiedenen Sprachen über das Smartphone aufzurufen. Als Ergebnis können wir eine sehr hohe Zufriedenheit bei den Kundinnen und Kunden feststellen – aber auch in der Belegschaft.

Servicestelle SGB II: Ein weiteres innovatives „Modell" ist die Jugendberufsagentur, die Hamburg als erstes Bundesland flächendeckend eingerichtet hat – was ist das Besondere in der Ansprache der Zielgruppe der Jugendlichen?

Friedhelm Siepe: Wir haben in jedem der sieben Hamburger Bezirke einen Standort der Jugendberufsagentur. Das ist eine gute Form intensiver trägerübergreifender Zusammenarbeit, weil alle Partner, die auf dem Weg von der Schule bis zur Berufsausbildung eine Rolle spielen, wörtlich genommen unter einem Dach vereint sind, die Schulbehörde, die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, die städtischen Einrichtungen der Jugendhilfe, die Berufsberatung der Arbeitsagentur und das Jobcenter, mit seinen U25-Teams als größter Partner. Der Vorteil ist schlicht, aber durchschlagend: Wir schicken die Jugendlichen nicht von A nach B mit der Gefahr, dass sie nicht ankommen – sondern bieten ihnen alle Dienstleistungen gebündelt an einem Ort gemäß unseres Mottos: „Niemand darf verloren gehen!"

Servicestelle SGB II: Wo sehen Sie neue Herausforderungen?

Friedhelm Siepe: Zum einen hoffen wir, dass wir in diesem und im nächsten Jahr mit unserem neuen Konzept „Intensiv beraten und vermitteln" erfolgreich sind. Dieses Konzept schließt an unser Projekt „JobAgenda 2015" an, hier geht es um die intensive Betreuung ausgewählter Zielgruppen mit einem verbesserten Betreuungsschlüssel. Bisher haben wir diesen Ansatz nur an einzelnen Standorten als Pilotprojekt genutzt, nun wollen wir dies an allen Standorten umsetzen. Als Zielgruppen stehen Neukunden sowie Langzeitleistungsbezieherinnen und -bezieher im Fokus.
Zum anderen ist das neue Asylbewerberleistungsgesetz eine Herausforderung für uns: 1.500 Asylbewerber sind nunmehr Kunden unseres Jobcenters. Dies müssen wir organisatorisch und personell bewältigen.

Servicestelle SGB II: Und was treibt Sie persönlich an?

Friedhelm Siepe: Ich finde es in erster Linie wichtig, alle Kolleginnen und Kollegen motiviert bei der Arbeit zu halten. Außerdem wollen wir unsere Ziele erreichen, mit unserer Arbeit einen guten Beitrag zum sozialen Frieden leisten und möglichst vielen Hamburgerinnen und Hamburgern den Weg in Arbeit ermöglichen. Ich persönlich finde bei allem die enge Zusammenarbeit mit der Hamburger Landesregierung bereichernd. Es ist eine einzigartige Chance hier in Hamburg als Geschäftsführer des Jobcenters neben operativen Aufgaben auch auf dieser Ebene politisch zu arbeiten und zu beraten.

Servicestelle SGB II: Vielen Dank für das Gespräch.