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Jobcenter St. Wendel

1. Januar 2014

Die Optionskommune Landkreis St. Wendel kann durch ihre positive wirtschaftliche Entwicklung und ihren präventiven Ansatz eine konstant gute Integrationsquote von rund 28 Prozent vorweisen. Die Kommunale Arbeitsförderung St. Wendel ist dem SGB II-Vergleichstypen IIa zugeordnet. Die Servicestelle SGB II hat den Dezernatsleiter, Herrn Thomas Schmidt, getroffen.

Servicestelle SGB II: Herr Schmidt, der Landkreis St. Wendel war die erste Optionskommune im Saarland. Wie kam es dazu?

Thomas Schmidt: Obwohl das Saarland 2004 ein Kontingent von drei möglichen Optionskommunen hatte, hat letztendlich nur der Landkreis St. Wendel einen Antrag zu optieren gestellt. Der Prozess bis zur Zulassung als kommunaler Träger war sehr schwierig, weil es vielerlei Bedenken gab. Schlussendlich aber war es eine lokale Entscheidung getragen von einer Zweidrittelmehrheit im Kreistag und im Einvernehmen aller acht Bürgermeister im Landkreis.

Servicestelle SGB II: Laut den Kennzahlen nach § 48a SGB II hat der Landkreis St. Wendel mit 28,2 Prozent die beste Integrationsquote im Saarland und liegt auch über dem Bundesdurchschnitt. Woran liegt das?

Thomas Schmidt: Ursprünglich hatte der Landkreis St. Wendel als Auspendlerlandkreis die geringste Arbeitsplatzdichte im ganzen Saarland. Aber durch gezielte und gute Wirtschaftsförderung konnten wir große Unternehmen, wie z.B. Fresenius oder Wagner Pizza, ansiedeln und unsere ursprüngliche Wirtschaftsstruktur diversifizieren. Heute haben wir neben einigen großen Unternehmen auch viele kleine Unternehmen im Landkreis und auch insgesamt die Arbeitsplatzdichte gesteigert. Insbesondere kleinere Betriebe zeigen häufig eine höhere Bereitschaft, Personen einzustellen, die zu unserem Kundenkreis gehören.

Servicestelle SGB II: Welche Faktoren neben den eben genannten wirtschaftlichen Aspekten sind noch für diese Entwicklung wichtig?

Thomas Schmidt: Neben der äußeren, d.h. den wirtschaftlichen, Rahmenbedingungen, müssen natürlich auch die Strukturen intern stimmen: Uns ist Kontinuität in der Organisation der Kommunalen Arbeitsförderung St. Wendel sowie selbstverständlich gutes, d.h. erfahrenes und lokal gut vernetztes, Personal ganz besonders wichtig. Ohne das geht es nicht. Zu guter Letzt glaube ich, dass eine Besonderheit bei uns auch unser präventiver Ansatz ist.

Servicestelle SGB II: Wie sieht dieser Ansatz genau aus?

Thomas Schmidt: Mit der St. Wendeler Jugendberufshilfe haben wir schon vor zehn Jahren die Jugendberufshilfe nach dem SGB VIII organisatorisch in unser Jobcenter integriert. Finanziell ist es natürlich getrennt. Wir haben damit ein starkes Netzwerk zu allen Schulen, wo wir bereits ab der 8. Klasse mögliche Bedarfe von Schülerinnen und Schülern erheben und mit entsprechenden Angeboten bedienen. Die Erfahrung zeigt ja, dass insbesondere beim SGB II-Kundenkreis im Hilfebezug häufig versucht wird, Probleme abzubauen, die bereits vorher im Bereich der Ausbildung und beim Übergang in den Arbeitsmarkt entstanden sind. Damit hat der Ansatz mittelfristig auch Auswirkungen auf das Jobcenter.

Servicestelle SGB II: Wie ist das Konzept der St. Wendeler Jugendberufshilfe aufgebaut?

Thomas Schmidt: Ursprünglich gibt es insgesamt vier Module, die rechtskreisübergreifend organisiert sind: Bei der Jugendkoordination im regionalen Übergangsmanagement geht es darum, ab der 8. Klasse in allen Schulen Förderkonferenzen durchzuführen, um zu erheben, welche Schülerinnen und Schüler Förderbedarfe haben und entsprechende Angebote bereit zu stellen. Dabei übernehmen wir als Kommunale Arbeitsförderung die Koordination aller beteiligten öffentlichen Träger. Die übrigen drei Module, die Werkstattschule, die Produktionsschule und das dualisierte Berufsgrundbildungsjahr haben das Ziel, Jugendliche zu fördern, die einen Schulabschluss bzw. den direkten Sprung von Schule in Ausbildung nicht schaffen würden. Kürzlich haben wir noch ein zusätzliches weitergehendes Modul gestartet: Die Assistierte Ausbildung, welche Ausbildungsvorbereitung und –betreuung umfasst. Unser Ziel ist hier, die viel zu hohen Abbrecherzahlen von Auszubildenden zu reduzieren.

Servicestelle SGB II: Was haben Sie für das Jahr 2015 vor?

Thomas Schmidt: Im nächsten Jahr werden wir uns intensiver mit den Themen Flüchtlinge und Kinderarmut auseinandersetzen. Ein weiterer Schwerpunkt wird zudem die Implementierung und Weiterentwicklung der Assistierten Ausbildung im Rahmen der St. Wendeler Jugendberufshilfe sein.

Servicestelle SGB II: Vielen Dank für das Gespräch.