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Jobcenter-Porträt Salzgitter

1. November 2014

Die kreisfreie Stadt Salzgitter in der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg steht aufgrund ihrer Flächenstruktur vor besonderen Herausforderungen. Dies prägt die Arbeit des Jobcenters Salzgitter, welches dem SGB II-Vergleichstypen IIIc zugeordnet ist. Die Servicestelle SGB II hat den Geschäftsführer, Herrn Ulrich Nehring, und die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Frau Claudia Bengelsdorf, getroffen.

Servicestelle SGB II: Herr Nehring, was charakterisiert die Stadt Salzgitter?

Nehring: Mit dem Namen „Salzgitter" verbinden viele Menschen einen führenden Industriestandort in Niedersachsen, der von den „Big Five" Salzgitter AG, VW, MAN, Alstom und Bosch geprägt wird und mehr als 50.000 Arbeitsplätze bietet. Salzgitter ist mit 224 Quadratkilometern und 31 Stadtteilen eine Flächenstadt im Grünen, in der 100.000 Menschen leben. Neben vielen angenehmen Seiten, muss sich Salzgitter jedoch auch großen Herausforderungen beim prognostizierten Bevölkerungsrückgang stellen. Hinzu kommt, dass einige Stadtteile weit entfernt vom Zentrum liegen. Das Angebot im öffentlichen Nahverkehr ist oftmals nicht ausreichend für die am Arbeitsmarkt gemeldeten Stellenangebote mit flexiblen Arbeitszeiten oder im Schichtbetrieb.

Servicestelle SGB II: Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit im Jobcenter?

Nehring: Das hat immense Auswirkungen auf unsere Arbeit. Salzgitter ist 70 Jahre alt und von Zuwanderung geprägt. Es ist heute eine vielfältige und bunte Flächenstadt mit Menschen aus 110 Nationen. Schwerpunkt im Ursprung war damals die Rüstungsindustrie. Die Stadt entwickelte sich um den Industriestandort herum, sodass es heute eigentlich zwei Stadtzentren gibt: Im Süden Salzgitter-Bad und im Nord-Westen das Stadtzentrum Salzgitter-Lebenstedt. Das macht unsere Arbeit besonders. Wir wollen einen Zugang zu den Menschen finden – unabhängig von ihrer Herkunft und wo sie in Salzgitter wohnen.

Servicestelle SGB II: Was bedeutet das konkret?

Nehring: Wir haben nur einen Standort – in Salzgitter-Lebenstedt, aber wir bieten verschiedene Beratungsangebote in den Stadtteilzentren an, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind.

Bengelsdorf: Beispiele dafür sind unser Job Café für Alleinerziehende oder der Gesprächsbasar für Frauen mit Migrationshintergrund. Im Rahmen dieser Gesprächsangebote haben unsere Kundinnen und Kunden die Möglichkeit direkt vor Ort in Gruppen- oder Einzelgesprächen mit einer Integrationsfachkraft zu sprechen.

Nehring: Durch Angebote vor Ort, die einen offenen Charakter haben, finden wir oft einen Zugang zu den Menschen, der uns bis dahin verschlossen blieb. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut und eine Basis für eine gute Zusammenarbeit geschaffen. So hat bereits ein Tag der offenen Tür im Jobcenter Salzgitter stattgefunden. Unterstützung bekamen wir dabei von unseren Netzwerkpartnern wie z.B. den Fachdiensten der Stadt, den Integrationslotsen und den Stadtteilmüttern. Auch die türkische Gemeinde aus Salzgitter-Bad war vor Ort im Jobcenter und hat Tee ausgeschenkt.

Servicestelle SGB II: Bieten Sie solche Angebote nur für Menschen mit Migrationshintergrund an, oder auch für andere Zielgruppen?

Nehring: Wir bieten diese Art von Angeboten insbesondere für Alleinerziehende an. Jede fünfte Bedarfsgemeinschaft in Salzgitter besteht aus einer oder einem Alleinerziehenden.

Bengelsdorf: Salzgitter bietet wenig Beschäftigung im tertiären Sektor und hat eine geringe Teilzeitquote. Aufgrund der Entfernungen im Stadtgebiet stellt die Mobilität die Alleinerziehenden, von denen nur wenige über ein Auto verfügen, vor große Herausforderung.

Nehring: Um Alleinerziehende noch besser unterstützen zu können, haben wir mittlerweile vier Kolleginnen, die sich ausschließlich um diese Zielgruppe kümmern und ein eigenes Alleinerziehenden Konzept entwickelt. Die Angebote gehen über den normalen Rahmen der Unterstützung hinaus. Manchmal trinken die Integrationsfachkräfte während des Job Café auch einfach eine Tasse Kaffee mit den Alleinerziehenden, hören zu und besprechen das weitere Vorgehen.

Servicestelle SGB II: In den einzelnen Stadtteilzentren sind nicht nur das Jobcenter Salzgitter präsent, sondern auch andere Organisationen wie z. B. die Wohlfahrtsverbände. Wie arbeiten Sie mit diesen zusammen?

Nehring: Wir sind sehr gut vernetzt. Besonders Frau Bengelsdorf ist sehr aktiv in den verschiedenen Netzwerken der Stadt und des Landes.

Bengelsdorf: Zwar ist Netzwerkarbeit zeitaufwendig und manchmal auch mühsam. Aber es lohnt sich: Der Informationsgewinn durch Erfahrungsaustausch ermöglicht neue und ganzheitliche Angebote für SGB II Kundinnen und Kunden. Netzwerke erschließen zusätzliche Ressourcen, brauchen aber auch Mut und Offenheit für Neues und die Bereitschaft zum Perspektivenwechsel.

Nehring: Wir betrachten Angebote anderer nicht kritisch, sondern als Chance. Schließlich haben wir ein gemeinsames Ziel: Menschen voran zu bringen.

Servicestelle SGB II: Was steht 2015 im Jobcenter Salzgitter an?

Nehring: Zurzeit befinden wir uns mit den Trägern SGB III und SGB VIII in der Konzeptionierungs-phase für ein Angebot an junge Erwachsene unter einem Dach. Die Standortfrage ist bereits geklärt - direkt neben unserem work first Ansatz „Durchstarten", im Stadtteilzentrum Salzgitter-Fredenberg. Die Räumlichkeiten haben einen offenen und damit für junge Menschen ansprechenden Charakter. Wir wollen im Frühjahr 2015 starten. Um solche Projekte erfolgreich umsetzen zu können braucht man kompetente, motivierte und kreative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um diese wichtige Ressource zu erhalten, wollen wir im nächsten Jahr ein betriebliches Gesundheitsmanagement einführen und partizipative Ansätze im Hinblick auf eine kontinuierliche Verbesserung weiterentwickeln.