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Jobcenter-Porträt Rostock

1. September 2014

Das Hanse-Jobcenter Rostock ist mit 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verantwortlich für rund 16.500 Bedarfsgemeinschaften. Nach der Kategorisierung durch die SGB II-Vergleichstypen weist die Hansestadt Rostock ein geringes Beschäftigungspotential in einfachen Tätigkeiten und ein hohes Risiko zur Verfestigung des Langzeitleistungsbezugs auf (Typ IIIe). Die Servicestelle SGB II hat den Geschäftsführer des Hanse-Jobcenters Rostock, Herrn Frank Junghans, getroffen und sich mit ihm über die Förderung von Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Alleinerziehenden unterhalten.

Servicestelle SGB II: Herr Junghans, Ihr Jobcenter steht vor einer großen Neuerung: Sie wollen sich u.a. verstärkt um die Jugendlichen kümmern. Was genau planen Sie?

Frank Junghans: Wir wollen 2015 ein eigenständiges Jugendhaus eröffnen, in dem Arbeitsagentur, Jobcenter sowie Jugend- und Sozialamt in allen Fragen, die Jugendliche betreffen, zusammenrücken. Das wird die Strukturen hier komplett verändern. An diesem großen Vorhaben arbeiten wir mit mehreren Arbeitsgruppen seit 2013 – allein 80 von insgesamt 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben im Rahmen einer Auftaktveranstaltung Interesse gezeigt, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Servicestelle SGB II: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Frank Junghans: Zum einen gibt es eine lange Tradition der Zusammenarbeit. Es gab 2001 schon eine gemeinsame Koordinierungs- und Beratungsstelle für junge Menschen, daraus ist 2004 ein Art Jobcenter für unter 25-Jährige geworden. Mit den großen Veränderungen im SGB II und der hiesigen Fusion von Jugend- und Sozialamt ließ diese sinnvolle Kooperation aber nach. Das wollen wir jetzt wiederbeleben, u.a. auch weil die örtliche Standortferne der verschiedenen Behörden zueinander hier Nachteile hat. Mit dem Jugendhaus sind wir dann nicht nur virtuell zusammen, sondern tatsächlich unter einem Dach. Ich habe zudem 2013 ein Jahr lang die Leitung des Jugend- und Sozialamtes übernommen. In dieser sehr spannenden Zeit habe ich nicht nur viel über Verwaltungsstrukturen, sondern auch über Angebote der kommunalen Seite für die Jugendlichen gelernt, insbesondere über das SGB VIII, die Kinder- und Jugendhilfe.

Servicestelle SGB II: An welchen Inhalten arbeiten die Arbeitsgruppen konkret?

Frank Junghans: Sie reden über Anlaufstellen wie ein Jugendcafé, oder darum, welche Angebote zusammengeführt werden können und wie man Maßnahmen gemeinsam planen und durchführen kann. Andere beschäftigen sich damit, wie ein Bewerbungszentrum nach dem Vorbild des Herner Modells aussehen könnte, oder ob man ergänzende Angebote wie Suchtberatung ins Haus holt. Als Jobcenter haben wir bereits gute Erfahrungen damit gemacht, wenn Suchtberatungsstellen ihre Leistungen direkt in unseren Liegenschaften und in Zusammenarbeit mit den Vermittlungsfachkräften anbieten.

Servicestelle SGB II: Wie kam es, dass die Jugendlichen in den Fokus gerückt sind?

Frank Junghans: Wir sind ein mittelgroßes Jobcenter in einer strukturschwachen Region. Aber Rostock ist zum einen das wirtschaftliche Zentrum von Mecklenburg-Vorpommern, und wir sind zudem mit der Region Greifswald die einzigen, die derzeit ein Bevölkerungswachstum vorweisen können. Und durch die Universität haben wir einen hohen Anteil von jungen Erwachsenen – was auch heißt, dass wir uns beispielsweise mit Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern beschäftigen müssen.

Servicestelle SGB II: Die Jugendlichen sind aber nicht die größte Zielgruppe für das Jobcenter.

Frank Junghans: Nein, sie sind wichtig, aber wir haben einen relativ großen Anteil von Langzeitarbeitslosen und darunter viele Alleinerziehende. Das sind unsere besonderen Zielgruppen, für die wir versuchen, Angebote zu machen. Bei den Alleinerziehenden führen wir in Eigenregie das Projekt „Gute Netzwerkarbeit für Alleinerziehende“ weiter, für das wir Modell-Jobcenter waren. Wir stärken die Alleinerziehenden darin, in ihren Stadtteilen Netzwerke zu erhalten und zu nutzen. Dabei hilft auch das „Lokale Bündnis für Familie“, in dem die Träger von Maßnahmen, die Kommune, die Arbeitgeber, die Arbeitsagentur und wir mit gutem Erfolg zusammen arbeiten.

Servicestelle SGB II: Was bieten Sie Alleinerziehenden an?

Frank Junghans: Einige Alleinerziehende haben sich sehr stark auf die Kindererziehung fokussiert und glauben, dass nebenher arbeiten oder lernen nicht geht. Darüber reden wir, wie auch die Coaches in den Stadtteilzentren, mit ihnen und suchen nach Möglichkeiten. So bieten wir zum Beispiel Teilzeitausbildungen an – allerdings leider häufig nur als überbetriebliches Angebot. Da würden wir uns mehr Engagement der Arbeitgeber wünschen.

Servicestelle SGB II: Für die Zukunft: Was sind Ihre großen Herausforderungen – im Jobcenter und persönlich?

Frank Junghans: Das Jugendhaus ist für das Jobcenter die größte Aufgabe in diesem und dem nächsten Jahr. Aber es gibt natürlich auch noch andere Projekte, die wichtig sind und umgesetzt werden müssen. Die Anforderungen sind daher derzeit sehr hoch, und es ist zentral, für jede Mitarbeiterin, für jeden Mitarbeiter und für mich, die Balance zu halten: Arbeit ist wichtig, aber es muss auch einen Ausgleich geben – für mich besonders im Sport.