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Jobcenter Kreis Gütersloh

1. September 2015

Wie lässt sich die enorme Belastung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jobcenter beziehungsweise wie lässt sich Stress reduzieren? Diese Frage beschäftigte den Geschäftsführer des benachbarten Jobcenters in Bielefeld. Als Fred Kupczyk erfuhr, dass im Rahmen eines regionalen Projektes genau dazu konkrete Lösungen entwickelt werden könnten, war er sofort begeistert und stieg mit ein. Die Servicestelle hat mit ihm über das Konzept gesprochen, das er gemeinsam mit seinen Mitarbeitenden entwickelt hat.

Servicestelle SGB II: Herr Kupczyk, wie würden Sie Ihre Region und Ihr Jobcenter beschreiben?

Fred Kupczyk: Der Kreis Gütersloh ist ein Flächenkreis mit 13 Städten und rund 1000 Quadratkilometern Größe. Obwohl der Kreis zu 75 Prozent Landschaftsschutzgebiet ist, sind wir ein starker Industriestandort mit einem großen Anteil produzierenden Gewerbes. Um nah am Bürger zu sein, ist das Jobcenter Kreis Gütersloh in allen Gemeinden mit Angeboten vertreten. 245 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten eng mit anderen Dienstleistern zusammen, damit die Hilfen bestmöglich ineinander greifen. Unser Jobcenter ist seit 2012 in kommunaler Trägerschaft und dem SGB II-Vergleichstyp IId zugeordnet.

Servicestelle SGB II: Wie kann man sich die Entwicklung wirksamer Stressbewältigungsstrategien für ein Jobcenter mit über 200 Mitarbeitenden vorstellen?

Fred Kupczyk: Mit Unterstützung einer externen Beratung haben wir zunächst eine 2-tägige „Zukunftskonferenz" (Workshop) mit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen und Bereichen abgehalten. Hier wurde der Frage nachgegangen, was genau eigentlich stresst, und ob die Stressoren von innerhalb oder außerhalb des Jobcenters stammen. So konnten die Stressfaktoren präzise identifiziert und gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden. Darauf aufbauend haben wir ein für alle verbindliches Konzept erarbeitet.

Servicestelle SGB II: Wie sind Sie im Anschluss weiter vorgegangen?

Fred Kupczyk: Wir haben einzelne Mitarbeiter und Führungskräfte zu internen Multiplikatoren ausgebildet. Diese haben wiederum ihren Kollegen in 2-tägigen Schulungen ihr Wissen über Stress, dessen Hintergründe und Methoden zur Selbsthilfe vermittelt. An einem weiteren Seminartag konnten die Mitarbeitenden das gelernte Wissen und ihren neuen Umgang mit Stress im Alltag reflektieren.

Servicestelle SGB II: Wie wird das Konzept heute bei Ihnen im Jobcenter in die Praxis umgesetzt?

Fred Kupczyk: Im Jobcenter Kreis Gütersloh arbeiten sechs interne Multiplikatoren, die 2015 drei weitere Schulungen zum Thema Stress anbieten und im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Hier werden jeweils ca. 15 Teilnehmer darin geschult ihren Stress zu erkennen, ihn zu thematisieren und zu bewältigen. Zum Abschluss der Seminare komme ich selbst in den Raum und nehme das Feedback entgegen, um bei Veränderungsbedarfen die richtigen Stellen im Haus beteiligen zu können. Dieser persönliche Einsatz wird von den Teilnehmenden positiv aufgenommen und als Form der Wertschätzung empfunden.

Servicestelle SGB II: Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Mitarbeitenden mittlerweile anders mit Stress umgehen?

Fred Kupczyk: Durch die qualifizierte Beschäftigung mit dem Thema konnten verschiedenste interne Stressoren reduziert werden, wie zum Beispiel durch Reduzierung der Öffnungszeiten, Schaffung von Ruhe- und Sozialräumen, durch Angebote zur Entspannung am Mittag oder durch die Erstellung eines Einarbeitungskonzepts für neue Kolleginnen und Kollegen.
Ich habe das Gefühl, dass so der „hausgemachte“ Stress vermindert werden konnte. Aber auch der Umgang untereinander hat sich geändert: Die Mitarbeitenden suchen bei Problemen nun früher das Gespräch und bringen konstruktive Lösungsvorschläge oft direkt mit.

Servicestelle SGB II: Herr Kupczyk, wir danken Ihnen für das Gespräch!