Navigation und Service

Jobcenter-Porträt Börde

1. August 2014

Das Jobcenter Börde im Landkreis Börde liegt zwischen der Altmark im Norden und dem nördlichen Harzvorland im Süden. Der 2.366 km² große Landkreis ist von einer sehr unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur geprägt, denen die vier Standorte des Jobcenters mit verschiedenen Ansätzen begegnen. Das Jobcenter Börde ist dem SGB II-Vergleichstyp IIId zugeordnet. Die Servicestelle SGB II hat den Geschäftsführer des Jobcenters Börde, Herrn Wolfgang Schumacher, für ein Interview getroffen.

Servicestelle SGB II: Sie haben einen Ihrer vier Jobcenter-Standorte neu organisiert und die Ordnung nach Berufskennziffern (BKZ) wieder eingeführt, wie es früher in den Arbeitsagenturen üblich war. Warum?

Wolfgang Schumacher: Der Standort Wanzleben, den wir umgestellt haben, stieß 2013 an eine Grenze bei der Vermittlung: Wir haben hier eine Arbeitslosenquote zwischen sechs und sieben Prozent und suchten bei den verbliebenen Kunden nach Interessierten an einer Weiterbildung – mit sinkendem Erfolg. Zudem wollten wir die Zusammenarbeit mit dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service (AG-S) verbessern, mit dem wir hier sehr eng kooperieren. Es lag dann auf der Hand: Es ist für den AG-S einfacher, nur zu einer Vermittlungsfachkraft zu gehen, anstatt zu zehn, die Kundinnen und Kunden mit den entsprechenden Profilen betreuen. Die eine oder der eine hat dann genau die Kundinnen und Kunden, die der AG-S für die Stelle braucht oder dahin weiterbilden kann. Daraufhin haben wir den gesamten Bestand von 2.000 Kunden-Datensätzen neu geprüft und festgestellt, dass viele Kunden, die an einer Arbeitsgelegenheit mit der BKZ 12101-105 teilgenommen haben, auch in ihrem Profil der BKZ 12101-105 zugewiesen wurden. Aber in der Ausbildung haben sie oft was ganz anderes gelernt. Also haben wir Gespräche mit ihnen geführt, auf BKZ umgestellt – und die Integrationszahlen schossen teilweise um 40 Prozent nach oben. Die Umstellung war vielleicht nicht die einzige Ursache für diesen Erfolg, aber eine wichtige.

Servicestelle SGB II: Wie haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Ihre Kundinnen und Kunden auf diese Initiative reagiert?

Wolfgang Schumacher: Natürlich war die Umstellung eine zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber sie haben es von Anfang an akzeptiert. Weil es die Arbeit mit dem Arbeitgeber als Kunden einfacher macht, der unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit verbesserten berufskundlichen Kenntnissen damit als Experten wahrnimmt. Und es kommt auch bei den Kundinnen und Kunden besser an, weil die Vermittlungsfachkraft den Beruf und damit die entsprechende Qualifikation besser einschätzen und somit eine qualifiziertere Beratung durchführen kann. Vor allem die Kolleginnen und Kollegen, die das BKZ-System aus früheren Zeiten bei der Bundesagentur noch kannten, waren sehr angetan.

Servicestelle SGB II: Wie sieht denn die Kooperation mit dem AG-S an den anderen drei Standorten des Jobcenters aus?

Wolfgang Schumacher: Organisiert und geführt wird er von der Agentur für Arbeit. Aber von den 16 arbeitgeberorientierten Vermittlerinnen und Vermittlern, die dort eingesetzt werden, ist die Hälfte von uns – das heißt, pro Standort sind zwei vom Jobcenter dabei. Und durch unser Kommunikationskonzept ist eine enge Verzahnung zwischen AG-S und bewerberorientierter Vermittlung sichergestellt: Wenn dem AG-S Stellen gemeldet werden, die nicht sofort besetzt werden können, wird unverzüglich mit der Ansprechperson für die entsprechende BKZ Kontakt aufgenommen. Gemeinsam werden dann Gespräche mit möglicherweise passenden Bewerbern geführt.

Servicestelle SGB II: Warum diese intensive Kommunikation?

Wolfgang Schumacher: Ein Abgleich nur über Maschinen bringt uns nicht weiter. Ich habe zu oft erlebt, dass Kunden Vorschläge bekamen, sich aber nicht beworben haben. Das schadet unserem Image bei den Arbeitgebern und auch dem Image unserer Kunden. Der Arbeitgeber soll merken, dass eine Bewerberin oder ein Bewerber wirklich Interesse an einer Stelle hat.

Servicestelle SGB II: Wenn das so erfolgreich ist, warum gibt es dann an den anderen drei Standorten Arbeitslosenquoten, die viel höher liegen – bis zu zwölf Prozent?

Wolfgang Schumacher: Die vier Standorte im Landkreis Börde sind einfach sehr unterschiedlich. Haldensleben und Wolmirstedt profitieren stark von der guten Infrastruktur wie zum Beispiel der A2 oder dem Mittellandkanal. Ein Standort wie Oschersleben, nahe am Harz, mit schlechter verkehrstechnischer Infrastruktur hat ganz andere Probleme: Wenn dort im landwirtschaftlich geprägten Raum Fachkräfte gesucht werden, ist das schwieriger. Und deswegen arbeiten wir an allen Standorten mit unterschiedlichen, auf die Region zugeschnittenen Konzepten. Unsere Teamleiterinnen und Teamleiter haben deshalb eine besondere Verantwortung, legen sie doch zusammen mit ihren Vermittlungsfachkräften und der Bereichsleitung die Strategie für den jeweiligen Wirtschaftsraum fest.

Servicestelle SGB II: Was wollen Sie machen, um auch dort die Situation zu verbessern?

Wolfgang Schumacher: Wir haben die Umstellung auf BKZ in Wanzleben evaluieren lassen, und die Ergebnisse haben bestätigt, dass es richtig war. Also wollen wir alle anderen Standorte ebenfalls auf das BKZ-System umstellen. Wenn die Trägerversammlung zustimmt, soll das bis Ende des Jahres umgesetzt werden. Wir wollen mit dem AG-S verstärkt auf kleine und mittlere Unternehmen zugehen. Diese sind bisher weniger intensiv betreut worden. Mit dieser neuen Ausrichtung erhoffen wir uns viele Arbeitsplätze für unser Klientel.

Servicestelle SGB II: Was sind Ihre großen Vorhaben für 2014 und 2015?

Wolfgang Schumacher: Das ist mit Sicherheit die Umstellung auf BKZ. Wir werden zusätzlich versuchen, die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und mit dem AG-S noch weiter zu optimieren und auszubauen. Darüber hinaus wird die Einführung von Allegro zusätzliche Belastungen bringen. Inzwischen sind wir als Pilot Jobcenter für die Einführung der E-Akte nominiert. Auch hier wird es sicherlich spannend die Einführung dieser neuen technischen Möglichkeit mit zu begleiten.