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„Wir wollen keinen verlieren“

27. Februar 2018

Seit Jahren gelingt es dem Jobcenter Bautzen, rückläufige Arbeitslosenzahlen zu erreichen: von 2011 bis jetzt sank die Zahl der Leistungsbeziehenden um ein Drittel. Und das, obwohl die offenen Stellen auf dem Arbeitsmarkt immer weniger zu den Profilen der Arbeitssuchenden passen. Was ist das Betriebsgeheimnis der ostsächsischen Behörde?

Ein quadratisches weißes Schild mit der Aufschrift "Jobcenter" und "Jobowy center"
Das zweisprachige Schild am Eingang des Jobcenters Bautzen Quelle: Norman Paeth

Der Landkreis Bautzen liegt in Ostsachsen, im Norden grenzt er an Brandenburg, im Süden an Tschechien. Mit knapp 2.400 Quadratkilometern ist er der größte Flächenlandkreis des Freistaates Sachsen, etwa 300.000 Menschen wohnen hier. Neben Deutschen leben auch Sorben − Angehörige des kleinsten westslawischen Volkes − im Landkreis. Hier in der Oberlausitz leistet das Jobcenter Bautzen, eines von 104 kommunal geführten Jobcentern in Deutschland, seit Jahren erfolgreiche Dienste, wenn es um das Zusammenbringen von Mensch und Arbeit geht. Was ist das Erfolgsrezept der Behörde?

Vier Säulen des Erfolges

Mathias Bielich, der das Jobcenter seit 2013 leitet, hat in sein Amtszimmer in die dritte Etage des Landratsamtes geladen. Der gelernte Maschinenbauingenieur stammt aus der Gegend, er kennt die Menschen und ihre Befindlichkeiten. Kein Verwaltungsexperte, der trotzdem seit fast 30 Jahren im Kreis erfolgreich Verwaltungsaufgaben stemmt.

Portrait von Mathias Bielich. Er trägt eine Brille und gestikuliert.
Mathias Bielich, Leiter des Jobcenters Bautzen, in seinem Arbeitszimmer Quelle: Norman Paeth

Auf die Frage nach dem Betriebsgeheimnis seiner Einrichtung antwortet er mit ruhiger Stimme: „Es gibt keins.“ Dann lächelt er, und verrät es doch. „Wir haben eine große Menge motivierter, engagierter und leistungsfähiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unsere Arbeit ist ja eine von Menschen mit Menschen, und insofern ist das Einfühlungsvermögen der Kolleginnen und Kollegen der Erfolgsfaktor an sich.“
Das mag stimmen, aber Motivation und Können alleine reichen natürlich trotzdem nicht aus. Rechnet man Wegzug und Berentungen aus der Statistik, erklärt sich der massive Rückgang der Leistungsbezieher seit Bestehen der Grundsicherung für Arbeitsuchende 2005 − Bielich nennt die Traumquote von 50 Prozent − auch durch günstige Rahmenbedingungen. „Wir haben einen sehr aufnahmefähigen Arbeitsmarkt, der sich in den letzten Jahren gewandelt hat. Die Firmen sind zunehmend bereit, auch Menschen mit verschiedenen Problemlagen einzustellen und eine Chance zu geben,“ sagt Sandro Fiebig, Leiter des Bereichs Controlling. Er ist, wie sein Chef, in der Region geboren und aufgewachsen.

Zwei Männer mit Brille sitzen vor einem Regal mit grünen Ordnern
Sandro Fiebig, Leiter Controlling, beschreibt den regionalen Arbeitsmarkt Quelle: Norman Paeth

Hausgemacht wiederum ist die effiziente Beschaffenheit des Jobcenters. Im Oktober 2015 gab es eine Neustrukturierung, bei der unter anderem das neue Amt Arbeitsmarktservice installiert wurde. Dessen Ziel ist es, „die optimale Vermittlung von Arbeitskräften auf offene Stellen durch Kompetenzbündelung und Konzentration in einem Amt zu gewährleisten.“

Üppiges Frühstück vom Chef: das Amt Arbeitsmarktservice

Sieben Personen stehen nebeneinander auf einer Treppe und lächeln in die Kamera
Das Team vom Amt Arbeitsmarktservice Quelle: Norman Paeth

Das Amt Arbeitsmarktservice sitzt in einem modernen Zweckbau unweit des Bautzener Bahnhofs. Ende November, als wir das Jobcenter besuchen, hängt an der Wand im Besprechungsraum ein selbstgemaltes Plakat: „484 − Ein Grund, um stolz sein, ist es auf alle Fälle. Aber jetzt könnt ihr noch den Chef schröpfen.“ Auf die Frage nach der Bedeutung der kryptischen Botschaft holt Kristin Penther aus. Aus Sicht der 36-jährigen Amtsleiterin geht „der Trend im Bundesgeschäft hin zu Projekten. Das heißt, wir bekommen aus verschiedensten Kanälen Geld zur Verfügung gestellt, wie zum Beispiel vom Arbeitsministerium und dem Europäischen Sozialfond zur Durchführung des ESF-Bundesprogramms zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II). Bei diesem Programm sind wir, ohne rot zu werden, bundesweit auf Platz eins mit, Stand November, 484 erreichten Integrationen.“ Das Plakat dient also − mit einem Augenzwinkern, aber durchaus ernst gemeint − der Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Wenn wir zum Jahresende 2017 die Zahl 500 erreichen“, verspricht Penther mit einem Lachen, „wird es für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein sehr üppiges, ausgiebiges Frühstück auf Kosten der Chefs geben.“ Also auf ihre und die ihres Kollegen Andreas Zichner.

Vier Personen sitzen an einem Tisch und sprechen miteinander
Im Gespräch mit Kristin Penther, Amtsleiterin Arbeitsmarktservice, und Andreas Zichner, Sachgebietsleiter im Projekt Langzeitarbeitslose Quelle: Norman Paeth

Ein Anruf im Januar 2018 klärt auf: Das Frühstück hat stattgefunden, und es war üppig. 502 Integrationen ist ein gewaltiger Erfolg für eine Maßnahme, die mit 420 Vermittlungen als Zielgröße gestartet wurde. Förderlich war unter anderem die auskömmliche Personaldichte, die es Penthers Team erlaubt, als Botschafter in die Arbeitswelt zu wirken. „Wir sind das Amt für draußen“, fasst Kristin Penther die Arbeitsweise ihres Teams pointiert zusammen.

In der Praxis des ESF-Bundesprogramms für Langzeitarbeitslose sieht das so aus: Vier Betriebsakquisiteure waren seit Programmbeginn aktiv und haben durch gezielte Ansprache Arbeitgeber dafür gewonnen, langzeitarbeitslose Menschen einzustellen. Nach der Beschäftigungsaufnahme werden die teilnehmenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weiter von aktuell sieben Jobcoaches mit sozialpädagogischer Ausbildung, davon sechs Coaches, die aus dem Programm finanziert werden, betreut. Ziel des begleitenden Coachings ist die Stabilisierung der Beschäftigungsverhältnisse. Wie das Konzept des ESF-Bundesprogramms für Langzeitarbeitslose vorsieht, sind Betriebsakquisiteure und Coaches Ansprechpartner nicht nur für teilnehmende Arbeitnehmer, sondern auch für Arbeitgeber. Treten Probleme auf, durch die das tägliche Arbeiten erschwert wird und lässt die Motivation der teilnehmenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach, steht der Coach unterstützend zur Seite und sucht zusammen mit den Betroffenen nach einer Lösung. So lässt sich der Übergang in eine eigenverantwortliche unbegleitete berufliche Tätigkeit gut moderieren.

Dass das begleitende Coaching der richtige Weg ist, zeigt die Erfahrung, dass dadurch die Abbrüche von Arbeitsaufnahmen deutlich verringert wurden. Dieser Weg kann bis zum Programmende 2020 weitergegangen werden. Und danach? „Wir werden genau evaluieren, was uns dieses Konstrukt gebracht hat“, erklärt Penther in einem Tonfall, der keinen Zweifel an ihrer Gründlichkeit lässt. „Die bisherigen Ergebnisse weisen auf absolut positive Synergieeffekte hin. Wir haben ein internes Kontroll- und Serviceinstrument geschaffen, das uns ermöglicht, punktgenau Leistungen und Arbeitsstellen anzubieten.“

Andreas Zichner trägt eine Jeansjacke und spricht in ein Mikrofon
Andreas Zichner, Sachgebietsleiter im Projekt Langzeitarbeitslose des Amts Arbeitsmarktservice, erläutert die Vorgehensweise Quelle: Norman Paeth

Penthers engster Kollege ist der gleichaltrige Dresdner Andreas Zichner, Sachgebietsleiter im Projekt Langzeitarbeitslose. Zichner kann den Erfolg des Programms selbst kaum fassen: „Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, was zum Beispiel die Überzeugung der Arbeitgeber betraf, sind wir nach und nach immer besser in die Spur gekommen. Jetzt sind wir im zweiten Jahr. Und wir haben es geschafft, Leute in eine Anstellung zu bringen, die stellenweise zehn Jahre zu Hause gesessen haben, indem wir die Arbeitgeber überzeugen konnten, ihnen eine Chance zu geben. Und das Feedback wurde immer positiver, so dass es jetzt so ist, dass manchmal sogar die Arbeitgeber auf uns zukommen, weil sie so gute Erfahrungen gemacht haben.“ Als Beispiele nennt Zichner so unterschiedliche Arbeitgeber wie das Unternehmen Bombardier Transportation, die Stadtverwaltung, eine Fleischerei, einen Partyservice, Reiterhöfe oder einen Zahnarzt. „Wenn jemand mir dann erzählt, dass er, nachdem er den ersten selbstverdienten Lohn erhalten hat, ganz stolz in seiner Arbeitshose einkaufen gegangen ist, damit jeder sieht: das Geld, das er ausgibt, das hat er sich selber verdient − sowas berührt mich zutiefst.“ Geschichten wie diese werden im ganzen Team geteilt, sie motivieren alle Beteiligten für ihr anstrengendes, aber auch bereicherndes Wirken.

Blick über den Tellerrand

Zurück im Landratsamt. Mathias Bielich und Sandro Fiebig würden jetzt gern über die Einführung der E-Akte sprechen. Aber uns ist im Moment erst einmal wichtiger, die vierte und letzte Säule zu betrachten, auf die der Erfolg des Jobcenters beruht. Es ist die durchdachte Anwendung verschiedener Förderprogramme, verbunden mit dem berühmten Blick über den Tellerrand − das, was Bielich „die unentwegte Verzahnung der Bereiche“ nennt. „Wir schauen uns die Bedarfsgemeinschaft genau an, und oft geht unser Denken über den Rechtskreis des SGB II hinaus: das Jugendamt kann dann eine Rolle spielen, oder das Gesundheitsamt.“

Auch über das Bundesprogramm Soziale Teilhabe sind in Bautzen im sozialen und kommunalen Bereich bis jetzt 210 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen worden − in Jugendclubs, in Bibliotheken, bei Sportvereinen. Bielich schätzt diese Art sinnstiftender Arbeit besonders hoch, bringt sie doch die Begünstigten in vom harten Wind des Wettbewerbs geschützte Bereiche. „Hier erfahren Menschen, die das lange vermisst haben, eine Anerkennung und Wertschätzung.“

Sandro Fiebig nickt und ergänzt: „Die Leute finden eine Tagesstruktur und entwickeln Eigenmotivation. Man merkt das richtig: jemand, der ein halbes Jahr in so einem Programm war, wie der aufblüht, wie er diese Tätigkeit annimmt und sich daran aufrichtet.“

Neben sozialer Aufrichtung lassen sich so auch wahre Schätze menschlichen Könnens bergen, die vom klassischen Profiling eher übersehen werden. „Programme wie die Soziale Teilhabe helfen uns, bei den Betroffenen Neigungen und Talente zu erkennen und zu fördern“ erklärt Bielich. „Dinge, die sich produktiv nutzen lassen, weil sie demjenigen Spaß machen und sein Selbstvertrauen stärken. Unsere Aufgabe ist es dann zu schauen, wo sind solche Talente am Arbeitsmarkt einsetzbar. Da ist mit wenigen Fragen manchmal schon ein Bild erkennbar.“

„Wir sind alle gleich und doch verschieden“ − Leistungsbeziehende mit Behinderungen

Zu den Menschen, von denen man sich viel zu selten ein genaueres Bild macht, zählen Menschen mit Behinderungen. Mathias Bielich erinnert sich an die Zeit vor der Wende, als diese Personengruppe sich mehr gebraucht und wertgeschätzt fühlte. „Diese Menschen waren nach der deutschen Einheit zunächst klar auf der Verliererstraße, was ihre berufliche Teilhabe betraf. Zum Glück gibt es aktuell Programme, die sich dieser Herausforderung klugerweise widmen.“ In Bautzen nennt sich das aktuelle Projekt „Wir sind alle gleich und doch verschieden − gemeinsam in Arbeit“, beteiligt sind das Berufsbildungszentrum Bautzen e.V. und die Kamenzer Bildungsgesellschaft gGmbH.

Viola Schmidt hat kurze Haare, trägt einen roten Pullover und sitzt an einem Tisch mit einer weiteren Frau
Viola Schmidt (links) fand durch das Projekt „Wir sind alle gleich und doch verschieden − gemeinsam in Arbeit“ eine Festanstellung in einer Kita Quelle: Norman Paeth

Zu den knapp 100 behinderten Menschen, die im Landkreis von diesem Projekt profitieren, gehört Viola Schmidt. 2001 verlor die Fachkraft für Lagerwirtschaft durch einen Haushaltsunfall mehrere Finger an den Händen und als Folge auch ihren Job. Mehrere Jahre war sie dann erfolgslos auf der Arbeitsuche, bis ihre Fallmanagerin vom Jobcenter sie dem Berufsbildungszentrum Bautzen vorstellte. Viola Schmidt durchlief mehrere Praktika, schnupperte auch in eine Kita hinein, und wurde dort nicht mehr weggelassen − nicht von den Kindern und nicht von den Kolleginnen und Kollegen. „Ich war viele, viele Jahre zuhause durch meine Behinderung“, sagt Schmidt kopfschüttelnd, als könne sie das Erlebte selbst nicht mehr glauben. „Ich hab mich eigentlich gar nicht mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt gesehen. Und dann wurde mir plötzlich eine 20-Stunden-Stelle in der Kita angeboten. Da hab ich natürlich einen Freudensprung gemacht!“

Hand in Hand für den beruflichen Nachwuchs: die Jugendberufsagentur

Eine andere Gruppe, die besonderer Zuwendung auf dem Arbeitsmarkt bedarf, sind junge Menschen. Auch hier geht Bautzen neue Wege. Seit dem 1. September 2017 arbeiten zwei Behörden – die Agentur für Arbeit und der Landkreis Bautzen mit den beteiligten Ämtern Jobcenter, Jugendamt, Kreisentwicklung und Schulamt – als Jugendberufsagentur rechtskreisübergreifend zusammen.

Die Jugendberufsagentur wendet sich an junge Menschen unter 27 Jahren und will ihnen beim Start ins Berufsleben helfen; gleichzeitig geht es um den Fachkräftenachwuchs. Trotz der vielen Maßnahmen im Landkreis ist der Übergang Schule−Beruf ein großer Meilenstein für junge Menschen, besonders für solche mit Schwierigkeiten, seien sie familiär, schulisch oder persönlich. „Schlechte Schulnoten, kein Abschluss oder Drogen- und Alkoholprobleme, auch die Orientierungslosigkeit bei manchen jungen Menschen, die wir wahrnehmen, verhindern einen glatten Wechsel in die berufliche Laufbahn“, konstatiert Susann Lenz, Amtsleiterin im Bereich Eingliederung. „Die Hälfte der arbeitslosen Menschen innerhalb der Zielgruppe hat keinen Schulabschluss.“

Eine blonde Frau sitzt am Tisch spricht zu zwei weiteren Personen
Im Gespräch mit Susann Lenz, Amtsleiterin im Bereich Eingliederung, über die neugeschaffene Jugendberufsagentur Quelle: Norman Paeth

Die Jugendberufsagentur zielt auf eine Vernetzung aller Partner ab, so dass für die jungen Menschen kurze Wege und klare Zuständigkeiten geschaffen werden. Also keine neue Behörde, sondern eine Bündelung und Fokussierung vorhandener Ressourcen. Das Problem bislang: die Unterschiede zwischen SGB II, III und VIII und fehlende Transparenz für die jungen Menschen und ihre Eltern. Mitunter kam es zu Doppelbetreuungen an der einen und Betreuungslücken an der anderen Stelle. Susann Lenz, die seit 2005 im Jobcenter arbeitet, kennt die Problemfelder in ihrem Bereich genau: „Wir hatten bisher zwar verschiedene Leistungsträger und Fördermöglichkeiten, aber die jungen Menschen und auch ihre Eltern wussten oft gar nicht, zu wem sie eigentlich hinmüssen mit ihrem jeweiligen Anliegen.“

Ein Flächenlandkreis wie Bautzen hat dabei andere Gegebenheiten als eine große Stadt. Die Beteiligten entschieden sich dafür, dezentrale Anlaufpunkte einzurichten, zum Beispiel in bestehenden Jugendeinrichtungen, um die Hemmschwelle für Jugendliche zu senken, die nicht so gern mit Behörden zu tun haben. „Wir schauen uns an, welches Problem hat der junge Mensch konkret, und beraten sofort oder kümmern uns um die Weiterleitung an die richtigen Stellen“, erklärt Lenz den neuen Ansatz. „Hilfe aus einer Hand“, steht auf dem entsprechenden Flyer, auf dem auch zwei Rufnummern und eine Mailadresse angegeben sind. „Sprich uns an!“ ermuntert der Text. Natürlich: ein gewisses Eigenengagement muss vorhanden sein, die Bereitschaft zu Gespräch und Beratung. Um es den Betroffenen leichter zu machen, können sogar Freunde zum Termin mitgebracht werden. Der Vorteil: die Jobbeginner werden nicht mehr hin und hergeschickt, Reibungsverluste dürften sich deutlich verkleinern. Als nächstes wollen Lenz und ihre Mitstreiter die Sächsische Bildungsagentur − und damit sämtliche Schulen im Landkreis − ins Boot holen.

Drei blaue Flyer mit dem Bild eines jungen Mannes und der Aufschrift „Wir sind für dich da“
„Wir sind für dich da“ − Werbeflyer der Jugendberufsagentur Quelle: Norman Paeth

Hohe Betreuungsintensität hat ihren Preis

Viel Sonnenschein über dem Arbeitsmarkt Bautzen also? Nicht nur. Denn, so Jobcenterleiter Mathias Bielich am Ende unseres Besuches, eine geringere Zahl an Leistungsbeziehern führt auch dazu, dass sich die zur Verfügung stehenden Finanzmittel reduzieren und damit auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgebaut werden müssen. Der Grund: Die Mittelausstattung orientiert sich an der Zahl der zu betreuenden Kundinnen und Kunden. Sinkt letztere, sinken auch die Finanzmittel. Klingt erstmal logisch, denn wo keine Leistungsberechtigten betreut werden müssen, braucht es auch keine Mittel für sie. Doch für Bielich ist das zu einfach gedacht: „Halbierte Fallzahl bedeutet nicht automatisch halbierte Kosten. Die Intensität, die man braucht, um Erfolge zu erreichen, kann punktuell sogar ansteigen, weil der individuelle Betreuungsbedarf steigt. Es ist deshalb eine große Herausforderung, mit dem vorhandenen Geld weiter erfolgreich zu arbeiten.“ Mit anderen Worten, Bielich würde sich wünschen, dass über die Gesamtfinanzierung des SGB II noch einmal nachgedacht wird.

Unterdessen geht die Arbeit in Bautzens Jobbehörde unbeirrt weiter. Mit Bedacht setzen Bielich und sein Trupp jeden Euro und jede Stunde für die arbeitsuchende Bevölkerung ein: „Wir wollen mithelfen, dass der Satz von der Würde des Menschen keine Phrase bleibt. Der Gedanke der Teilhabe an der Gesellschaft treibt uns an. Wir wollen keinen verlieren.“