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3 Fragen an
Christian Neuß

2. November 2017

Christian Neuß ist Pressesprecher und Beauftragter für den Haushalt im Jobcenter StädteRegion Aachen. Wie er diese Doppelfunktion ausfüllt, erzählt er der Servicestelle in einem kurzen Interview.

Porträtfoto von Christian Neuß. Er hat ein ovales Gesicht und trägt einen blauen Anzug.
Christian Neuß, Pressesprecher und Beauftragter für den Haushalt im Jobcenter StädteRegion Aachen

Servicestelle SGB II: Wie würden Sie Ihre Rolle als Pressesprecher des Jobcenters StädteRegion Aachen beschreiben?

Christian Neuß: Rund zehn Prozent der Menschen in der Region beziehen Leistungen vom Jobcenter. Da bin ich der erste Ansprechpartner für die Medien. Wir sorgen dafür, dass viel Gutes passiert, helfen Menschen in Arbeit und sichern Existenzen. Wir sorgen für Qualifizierung, Chancen und Perspektiven. Nutzen müssen diese Chancen die Menschen selber. Davon zu erzählen, bereitet Freude und tut vielen gut: Den Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich richtig bemühen sowie den Kundinnen und Kunden, welche die Chance auch nutzen. Es ist aber auch aufwendig. Arbeitslosigkeit ist immer noch ein Makel, den man nicht gerne offenbart. Bei der Vielzahl an Fällen gibt es natürlich auch solche, die nicht so ideal laufen. Leider ist gerade hier die mediale Aufmerksamkeit verhaftet. Bei rund 56.000 Kundinnen und Kunden unseres Jobcenters sind das zum Glück meist Einzelfälle. Dennoch spüren wir oft: Die Erwartungshaltung an den Staat und seine Behörden ist hoch und dem müssen wir mit qualitätsvoller Arbeit gerecht werden.

Die StädteRegion Aachen, das umfasst neben der Stadt Aachen auch neun Kommunen, in denen unsere Kundinnen und Kunden wohnen. Die Schnittstellen werden also nicht weniger und die Medien sind mitunter lokal aufgestellt. Das macht die Öffentlichkeitsarbeit aufwendiger und komplizierter als in einem reinen Stadt-Jobcenter. Ich finde es spannend, ein Jobcenter in mehreren Städten zu vertreten, in denen es jeweils lokale Wege, Netzwerke und demnach verschiedene Formen der Kooperation gibt.

Servicestelle SGB II: Sie sind im Jobcenter Städteregion Aachen Beauftragter für den Haushalt. Hierbei müssen Sie stets Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit bedenken. Wie setzen Sie diesen Anspruch in Ihrem Arbeitsalltag um und was sind dabei die größten Herausforderungen?

Christian Neuß: Ich stelle immer die Frage nach der Notwendigkeit im Hinblick auf unsere Ziele und Aufgaben. Denn viel hilft nicht immer automatisch viel. Wichtig ist eine gute Dokumentation und Begründung, warum wir überzeugt sind, dass dieses und jenes zum Erfolg führt. Das gilt für die Einzelfallentscheidung bei einer Förderung bis hin zu größeren Vorhaben z.B. infrastruktureller Art. Auch sparsam sollen wir sein, das heißt aber nicht, auf dem Geld sitzen zu bleiben. Letztlich stellt die Politik ein Budget bereit und erwartet, dass in dieser Höhe auch investiert wird. In Qualifizierung, in Förderung, in Personal und auch in eine angemessene Infrastruktur für Kundinnen und Kundinnen und Beschäftigte. Das Schöne ist, dass bei uns viele kreative Köpfe sitzen, die viele Ideen haben, um unseren Kundinnen und Kunden zu helfen. Die Herausforderung hierbei ist, dass die Zahl der Wünsche oder gemeldeten Bedarfe fast immer höher ist als das Budget. Da gilt es für mich als Beauftragter für den Haushalt, die geschäftspolitischen Entscheidungen haushaltsrechtlich sauber umzusetzen und das Budget einzuhalten.

Servicestelle SGB II: Wie wirkt sich Aachens Lage im Dreiländereck auf das Leben und Arbeiten in dieser Region aus?

Christian Neuß: Mal schnell nach Belgien oder in die Niederlande, sei es in der Freizeit, zum Einkaufen oder auch zum Arbeiten: Das ist gelebtes Europa. Aufgrund der unterschiedlichen Sprachen pendeln aus diesen Ländern aber mehr Menschen in die Region als umkehrt. Viele Belgier sprechen perfektes Deutsch, auch viele Niederländer sprechen ganz gutes Deutsch. Umgekehrt ist das viel weniger der Fall, so dass allenfalls der niederländische Arbeitsmarkt Chancen für unsere Kunden bietet, wenn gutes Englisch gesprochen wird.

Aachen liegt zwar im Westzipfel der Republik und daher sind die Wege z.B. nach Berlin oft weit, aber zugleich mitten in Europa. Neue Situationen, wie zuletzt der hohe Zugang an geflüchteten Menschen, stellen uns jedes Mal vor Herausforderungen. Hier profitieren wir sicherlich von den Erfahrungen aus der Grenzregion. Diese Situationen meistern meine Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Bereichen hervorragend. Es macht Freude, das zu kommunizieren und Teil dessen zu sein.